
Zugehört! Der Podcast des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw - Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr)
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Pub. Date | Title | Duration | |
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16 Apr 2024 | Gespräche am Ehrenmal: Zehn Jahre Einsatz in Mali – welche Bilanz können wir ziehen? | 01:31:03 | |
Nach über 10 Jahren endeten 2023 die zwei Auslandseinsätze der Bundeswehr im westafrikanischen Mali. Mit EUTM und MINUSMA beteiligte sich die Bundeswehr im Rahmen von Mandaten der VN und EU. Aber welche Lehren ziehen wir aus den Einsätzen in Westafrika und welches Vermächtnis hinterlassen wir? 10 Jahre: Ein Land, zwei Einsätze Mit dem Abzug der deutschen Einsatzkräfte aus dem westafrikanischen Mali im Dezember 2023 endete dort das Auslandsengagement der Bundeswehr. Mit ihrem zehnjährigen Engagement trugen die deutschen Streitkräfte dazu bei die bedrohte Existenz des malischen Staates zu sichern und das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu steigern. Mali ist ein Staat im westen Afrikas in dessen Grenzen die Bundeswehr in zwei Auslandseinsätzen ihren Beitrag zur internationalen Sicherheit leistete. Die Trainingsmission EUTM (European Union Training Mission Mali) der Europäischen Union sollte die malischen Partner dazu befähigen mit ihren eigenen Sicherheitskräften die Sicherheit für die Bevölkerung im eigenen Land zu übernehmen. Dazu wurden die malischen Streitkräfte ausgebildet und beraten. Insgesamt rund 4.100 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr konnten mehr als 16.000 Angehörige der malischen Sicherheitskräfte ausbilden. Die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) sollte Mali stabilisieren und unter anderem ein Abkommen ehemaliger Bürgerkriegsparteien absichern. Im Gegensatz zu EUTM war der Personaleinsatz bei MINUSMA viel höher: In den Bereichen Aufklärung, Lufttransport und MedEvac waren über 20.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Diskussion, Austausch und Expertise Verschiedene Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Streitkräften diskutierten am Ehrenmahl der Bundeswehr auf dem Geländes des Verteidigungsministeriums in Berlin. Auf dem Podium sprachen am 09. April 2024:
Die Einführungsworte sprach Dr. Jasper Wieck, Abteilungsleiter Politik im BMVg. Das Dialogformat „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Gäste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen. Produktion Aufnahmeleitung: Steffen Müller Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Fregattenkapitän Dr. Leonie Hieck | |||
04 Mar 2022 | Was ist die Ukraine? | 00:55:27 | |
Hintergründe und Narrative Folge 32 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr!“ ist hochaktuell: es geht um die Invasion der Ukraine durch Truppen der Russischen Föderation. In einer einstündigen Rede begründete Wladimir Putin die Anerkennung der russischen Separatisten-Gebiete in der Ukraine und - Zitat! - der „militärischen Sonderoperation“. Dazu nannte der Präsident Russlands zwei Begründungserzählungen: Eine politische, nach der der Westen die Ukraine in die NATO aufnehmen und aus dem Staat ein Anti-Russland machen wolle. Als zweite bemühte er die historische Erzählung, dass die Ukraine gar kein souveräner Staat sei und es dann auch keine eigenständige ukrainische Nation gäbe. Vielmehr sei die Ukraine erst durch Russland geschaffen worden und also „russischer Boden“. Die Ukraine gehöre damit zu Russland und habe kein Anrecht auf Autonomie. Über diese Erzählung Putins einer „historischen Einheit von Russen und Ukrainern“, die als Begründung und Rechtfertigung der russischen Invasion dient, spricht Oberst Dr. Sven Lange mit Prof. Dr. Rudolf A. Mark, emeritierter Professor für Osteuropäische Geschichte an der Helmut Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr in Hamburg. | |||
27 Mar 2025 | Chronisten der Gewalt: Kriegs- und Einsatztagebücher | 00:36:38 | |
In dieser Folge von "Zugehört" gehen Major der Reserve Timon Radicke und Oberstleutnant der Reserve Dr. Peter Tauber der Geschichte von Kriegstagebüchern auf den Grund. Sie sprechen über Tagebücher, die Soldaten während des Krieges geschrieben haben, um ihre Erlebnisse festzuhalten, und über Niederschriften von Heerführern und Politikern, die ihr Handeln vor der Nachwelt zu legitimieren und erklären versuchten. TAGEBUCH IST NICHT GLEICH TAGEBUCHWer das Tagebuch der Eltern oder Großeltern in die Hand nimmt, taucht häufig ein in eine andere Welt und eine andere Zeit. Tagebücher sind unschätzbar wertvolle Dokumente. Nicht nur in Familien, auch für Historiker. Kriegstagebücher stechen hier noch einmal besonders hervor. Major d.R. Timon Radicke und Oberstleutnant d.R. Dr. Peter Tauber widmen sich vor allem den offiziellen Niederschriften, die Truppenverbände, Armeen oder Streitkräfte verfasst haben, um den Verlauf eines Krieges oder einer Schlacht zu dokumentieren. Tagebücher sind oft subjektive Dokumente, die unter dem Eindruck direkter Erfahrungen entstehen. Im militärischen Sinne sind sie aber auch offizielle Dokumente, die den Zweck haben, militärische Entscheidungsfindung, chronologische Abläufe und Ereignisse rekonstruierbar zu machen und möglichst objektiv wiederzugeben. Hier ergänzen sich Kriegstagebücher als literarische Werke und Kriegstagebücher als offizielle Dokumente gerade mit Blick auf die historische Bewertung. Von "STAHLGEWITTERN" BIS AN DEN HINDUKUSCHIn einem historischen Abriss werden literarische Werke wie Ernst Jüngers -"In Stahlgewittern"- bis hin zu Markus Götz -"Hier ist Krieg" als Erfahrungsberichte und Editionen den offiziellen Einsatz- und Kriegstagebüchern gegenübergestellt. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Stilistik und auf die nachträgliche Edition gelegt: dem Hauptunterschied zwischen militärisch-offiziellen Kriegstagebüchern und literarischen Tagebüchern. AKTUELLE RELEVANZ IN DER ZEITENWENDEDass die Bundeswehr inzwischen wieder gezielt Einsatz- und Kriegstagebuchführer ausbildet, ist ein Beispiel für die Zeitenwende. Dass zu diesem Zweck eine entsprechende Vorschrift abgefasst wurde, daher auch nur konsequent. In dieser Folge von "Zugehört" wird die Entwicklung der militärischen Kriegstagebücher bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt. Was blieb im Kern unverändert und wo wurden Anpassungen vorgenommen, die verdeutlichen, dass die Bundeswehr als Parlamentsarmee Kriegstagebücher und Einsatztagebücher unter dem Aspekt einer Rechtfertigung oder Nachvollziehbarkeit militärischen Handelns gegenüber dem Parlament und damit der Öffentlichkeit verfasst? | |||
31 Jul 2023 | Das Krisenjahr 1923 und das Vermächtnis des Weltkrieges | 00:35:29 | |
In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr mit dem Historiker Dr. Peter Tauber über das Krisenjahr 1923 und die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Weimarer Republik. Im Jahr 1923 stürzte die junge Weimarer Republik in eine schwere Krise. Im Januar besetzten französische und belgische Truppen im Streit um Kriegsreparationen das Ruhrgebiet. Die Regierung reagierte darauf mit der Ausrufung des passiven Widerstands. Hyperinflation, Auseinandersetzungen zwischen Reichsregierung und den Regierungen in Thüringen, Sachsen und Bayern spitzten sich zu. Ende Oktober probte die Kommunistische Partei in Hamburg den Aufstand. Am 9. November putschen rechtsextremistische Republikgegner unter der Führung von Adolf Hitler und Erich Ludendorff in München. In diesem Podcast fragen wir danach: Wieviel Weltkrieg steckte eigentlich noch in dem Konflikt des Jahres 1923? Woher kam die Gewalt? Wie gelang die Beendigung der Krise? Die GesprächspartnerDr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre Streitkräfte, 1919 bis 1935". Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. Gegenwärtig arbeitet Dr. Tauber an einer Monografie zum Hitlerputsch von 1923. Mit seinem Twitter-Projekt #krisenjahr1923 berichtet er täglich von großen und kleinen Begebenheiten aus diesem historischen Jahr. | |||
14 Jun 2022 | Frauen in der Bundeswehr | 01:01:29 | |
Die Bundeswehr ist seit ihrer Gründung ein Arbeitgeber auch für Frauen. Was zunächst in der zivilen Wehrverwaltung - und vielfach als Sekretärinnen - begann, setzte sich Mitte der 1970er Jahre für wenige Ärztinnen der Bundeswehr fort. Erst das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 11. Januar 2000 im Fall Tanja Kreil öffnete die Bundeswehr schließlich in Gänze für Frauen. Seither sind Frauen aus der Bundeswehr nicht mehr wegzudenken. Die Zahl der Frauen in der Bundeswehr ist zwischenzeitlich auf etwa 23.500 gestiegen - rund 13 Prozent aller Angehörigen der Streitkräfte unseres Landes. Frauen bilden somit eine wichtige Personalrekrutierungsressource für die deutschen Streitkräfte und tragen wesentlich dazu bei, die Einsatzbereitschaft und die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr zu gewährleisten. Im Laufe der Zeit sind sie auch auf der militärischen Karriereleiter ein großes Stück vorangekommen: Waren es Mitte der 1970er nur Ärztinnen, die in die Bundeswehr eintreten konnten, kamen Mitte der 1990er Jahre der Sanitätsdienst und die Militärmusik hinzu. Seit 2001 stehen Soldatinnen alle Laufbahnen offen. Sie können ebenso Kampfflugzeugführer(in) wie auch Kommandosoldat im KSKKommando Spezialkräfte oder U-Boot-Kommandatin werden. Der Weg bis zu diesen Möglichkeiten war und ist jedoch nicht immer einfach: Persönliche Eignungen, Einschätzungen durch Vorgesetzte - die Frauen anders als Männer sehen - und persönliche Lebensplanungen stehen immer wieder im Spannungsverhältnis zueinander. In Folge 37 von „Zugehört! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ geht es um die Möglichkeiten als auch die Schwierigkeiten in den militärischen Berufswegen und Karrieren von Frauen in der Bundeswehr. Dr. Gerhard Kümmel sprich dazu anlässlich des Diversity Days 2022 im Gespräch mit | |||
24 Apr 2025 | Chaos, Kampf, Kapitulation – Die letzten Tage des "Dritten Reiches" | 00:45:06 | |
Am 8./9. Mai endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Anlässlich des 80. Jahrestages sprechen Dr. Peter Lieb und Major der Reserve Timon Radicke in der aktuellen Folge von „Zugehört“ über das Kriegsende. Dabei nehmen sie vier Ereignisse in den Blick, die die letzten Kriegswochen unterschiedlich prägten. DIE BRÜCKE VON REMAGENDie Einnahme der Ludendorff-Brücke bei Remagen am 7. März 1945 durch die Amerikaner markiert einen wichtigen strategischen Punkt beim Einmarsch der Westalliierten ins Reichsgebiet. Dr. Lieb und Major Radicke thematisieren dabei vor allem die zeitlichen Faktoren und welche Auswirkungen Remagen für die auf dem Rückzug befindliche Wehrmacht hatte. DIE BEFREIUNG DES KONZENTRATIONSLAGERS DACHAUWenige Wochen später befreit im Süden Deutschlands die 7. Armee der US-Streitkräfte das Konzentrationslager Dachau. Schon Tage zuvor wurden die ersten Außenlager durch die Alliierten befreit. In Dachau selbst werden die US-Soldaten mit den grauenvollen Bildern des Holocausts konfrontiert. Zwar hat die Rote Armee bereits Auschwitz befreit, die Briten Bergen-Belsen, aber die Befreiung von Dachau kann durchaus als moralischer Wendepunkt betrachtet werden, an dem die Welt erstmals das ganze Ausmaß der Nazi-Verbrechen sah. DIE KAPITULATION DER WEHRMACHT IN ITALIENWährend die US-Streitkräfte Dachau befreien, unterzeichnet die Wehrmacht in Italien die Kapitulation der verbliebenen Truppenteile. Ab 1943 kämpfen deutsche Truppen in Italien gegen die Alliierten. Ab Februar 1945 führt SS-Obergruppenführer Karl Wolff mit dem Direktor des Auslandsgeheimdienstes OSS, Allen Dulles, geheime Gespräche, um einen Separatfrieden auszuhandeln. EINE BEFÖRDERUNG – WÄHREND DER SCHLACHT UM BERLINIn diesen Tagen landet General Ritter von Greim im inzwischen eingekesselten Berlin, um von Adolf Hitler zum Oberbefehlshaber einer Luftwaffe befördert zu werden, die de facto nicht mehr existiert. Es sind diese Geschichten, die die Absurdität der letzten Kriegstage veranschaulichen. | |||
07 Jul 2022 | Das Massaker von Srebrenica 1995 | 00:43:13 | |
Im Sommer 1995 überrannten bosnische Serben unter dem Kommando ihres Oberbefehlshabers Generaloberst Ratko Mladic die UN-Schutzzone Srebrenica. Internationale Medien berichteten Live von den Ereignissen. Danach kam es zum ersten Völkkermord in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Und trotzdem – niemand schritt ein, als vom 11. bis zum 19. Juli 1995 mehr als 8000 bosnische Jungen und Männer aus der UN-Schutzzone Srebrenica ermordet und 25.000 Frauen, Kinder und Alte deportiert wurden. Das UN-Kriegsverbrechertribunal qualifizierte das Massaker von Srebrenica später als Völkermord. Es war das schlimmste Kriegsverbrechen, was seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa begangen wurde. In Folge 41 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ spricht Dr. Anja Seiffert mit Oberstleutnant Dr. Hans-Peter Kriemann, der sich mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr und hier insbesondere auf dem Balkan befasst. Weiterführende Hinweise Die im Podcast angesprochen Charta der Vereinten Nationen und ihre formalen Vorgaben für friedenserhaltende Missionen nach Kapitel 6 und 7 finden Sie hier zum Download. Den Bericht einer Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zum Fall Srebrenica finden Sie in entglischer Sprache zum Download hier. Ebenso gibt es eine Dokumentation zum niederländischen UNPROFOR-Bataillon. Als Literatur bietet sich für den Fall Srebrenica an: Julija Bogoeva, Caroline Fetscher: Srebrenica. Dokumente aus dem Verfahren gegen General Radislav Krstić vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002 Der zweiteilige britische Film Peacekeepers zeigt die Hilflosigkeit der Blauhelme in der Mission UNPROFOR. | |||
10 Jul 2024 | Für die Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold | 00:47:10 | |
Sebastian Elsbach (Universität Jena) und Dennis Werberg (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) sprechen über die größte republikanische Massenorganisation der Weimarer Republik, das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“, sein Selbstverständnis und sein Wirken. Schild und Stütze der Weimarer RepublikVor rund 100 Jahren, nachdem die junge Weimarer Republik im „Krisenjahr 1923“ ihre bisher größte Belastungsprobe überstanden hatte, riefen überzeugte Republikaner im Februar 1924 einen besonderen Verband zum Schutz der Republik ins Leben – das „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer“. Mit 1 bis 1,5 Millionen Mitgliedern bildete es in den Folgejahren die weitaus größte demokratische Massenorganisation. Zum einen übernahm das Reichsbanner den Schutz republikanischer Veranstaltungen und trat dabei auf der Straße Republikfeinden von links wie von rechts entgegen. Zum anderen strebte es danach, die Weimarer Demokratie durch die Verbreitung ihrer Symbole landesweit zum Durchbruch zu verhelfen. Als Veteranenverband vereinnahmte es die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg im Sinne der Republik und bot sich der Reichswehr vergeblich als Alternative zu der geheimen Zusammenarbeit mit den rechtsgerichteten Wehrverbänden an. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah sich das Reichsbanner brutaler Verfolgung ausgesetzt. Ihre Führer gingen teilweise ins Exil, andere schlossen sich dem Widerstand an.
Auszug aus dem Volkslied „In Kümmernis und Dunkelheit“, das in der deutschen Demokratiebewegung während der Märzrevolution von 1848 entstand. Nach der Gründung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold wurde es in den Liederkanon des Verbandes aufgenommen und beschwor den Kampfgeist für die Republik. Die GesprächspartnerSebastian Elsbach ist Politikwissenschaftler und Historiker. Als Angehöriger der Forschungsstelle Weimarer Republik an der Universität Jena im Forschungskolleg „Das demokratische Gewaltmonopol der frühen Weimarer Republik, 1918-1924“ hat er vor allem zur Geschichte des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold geforscht. Dennis Werberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. In seiner Dissertation untersucht er den „Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten“ als antirepublikanische Veteranenorganisation und Sammlungsbewegung, die seit den späten 1920er Jahren in einem zunehmend konfliktgeladenen Verhältnis zur aufstrebenden NSNationalsozialismus-Bewegung stand. Dabei nimmt Werberg auch die Geschichte des Bundes über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinaus in den Blick. Die Nutzung der Rede des Reichsbanner-Vorsitzenden Dr. Felix Felgentreu am 22. Februar 2024 erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Landtages Sachsen-Anhalt | |||
17 Jul 2023 | Bewerberstudie | 00:37:43 | |
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat jüngst herausgestellt: "Personal bleibt neben Material meine höchste Priorität". Doch woher kommen die Bewerberinnen und Bewerber der Bundeswehr? Aus welchen Regionen oder Schichten stammen die Soldatinnen und Soldaten, was motiviert sie für den Dienst? "Zugehört" dreht sich in dieser Folge um den neuesten Forschungsbericht des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Die „Bewerberstudie 2022. Vom anfänglichen Interesse bis zur abgeschlossenen Bewerbung“. In der Zeitenwende muss die Bundeswehr um neues Material, aber auch um Personal hart kämpfen, denn kein Panzer legt ohne einen Menschen auch nur einen Meter zurück. Dabei ist das Ringen um gutes Personal am Arbeitsplatz derzeit eine der größten Herausforderungen aller Arbeitgeber. Das Verteidigungsministerium hat daher die "Bewerberstudie 2022" beim ZMSBw in Auftrag gegeben, um folgende Fragen zu beantworten: Welche Gründe stehen hinter einer Bewerbung als Soldatin oder Soldat auf Zeit? Welche Erfahrungen machen die potenzielle Bewerberinnen und Bewerber im Bewerbungsprozess? Wer kommt warum zur Bundeswehr?Die Bewerberinnen und Bewerber kommen hauptsächlich aus einem idealistischen Milieu der Mittelschicht. In Bezug auf das Alter stellen junge Menschen bis 30 Jahre den größten Anteil, aber Frauen machen davon nur 14 Prozent aus. Die Interessenten stammen aus ganz Deutschland, und ihr Bildungsniveau liegt deutlich über dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Motive für eine Bewerbung bei der Bundeswehr sehr vielschichtig sind. Viele junge Menschen interessieren sich für die Herausforderungen, die der Dienst bei der Bundeswehr bieten kann. Dazu sehen die meisten die Bundeswehr als einen sicheren Arbeitgeber mit guten Aufstiegschancen. Viele Bewerber geben dazu an, aus Überzeugung zur Bundeswehr zu gehen, da sie das Gefühl haben, einen Beitrag zur nationalen Sicherheit zu leisten. Andere wiederum sehen in der Bundeswehr eine Möglichkeit, zivilgesellschaftliches Engagement mit einer beruflichen Tätigkeit zu verbinden. Für die Befragten ist grundsätzliches Interesse am Militär wichtig, aber sie nehmen auch Hinweise aus dem Kreis ihrer Familien oder Bekannten an. Weitere Motive sind der Wunsch nach Kameradschaft und Teamwork - Bezahlung, Arbeitszeit oder Mobilität dagegen weniger. StudiendetailsAutor der Studie ist Professor Martin Elbe aus dem ZMSBw. Die Studie lief im Zeitraum Mai bis Juli 2022 zu Motiven, Einschätzungen und Hintergründen von Bewerberinnen und Bewerbern bei der Bundeswehr. Die Daten wurden unter allen Personen online erhoben, die sich im Studienzeitraum bei der Bundeswehr bewarben. Von Mai bis Juli 2022 wurden alle 4163 Bewerberinnen und Bewerber im elektronischen Recruiting System der Bundeswehr angeschrieben. 1311 Bewerberinnen und Bewerber füllten den Online-Fragebogen aus. Nach Abschluss des Bewerbungsprozesses wurden 2433 Personen angeschrieben, von ihnen füllten 290 den entsprechenden Online-Fragebogen aus. InterviewProf. Dr. Martin Elbe ist Projektleiter im Forschungsbereich Militärsoziologie. Seine Forschungsgebiet erstrecken sich auf den Feldern der Sozialpsychologie und der Militärsoziologie. Insbesondere die Arbeits- und Organisationsforschung, aber auch Gesundheit und Sport sowie verstehende Methodologie, liegen in seinem Interesse. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Moderator der Podcast-Folge. | |||
23 Sep 2021 | 120 Jahre Boxerkrieg in China - Teil 4 - China vor 1900 | 00:35:48 | |
China vor 1900 - Terra Incognita Dr. Heike Frick, Freie Universität Berlin, erklärt die komplexe innenpolitische Lage Chinas und seine kulturellen Besonderheiten inklusive der sozialen Strukturen und politischen Akteure. China war aufgrund seiner Größe und Versorgungsprobleme sowie der dynastischen Politik des Kaisers und anderer einflussreicher Kreise am Hofe nach außen schwach – was die imperialistisch agierenden Staaten auszunutzen versuchten. | |||
26 Apr 2022 | Mehr als nur ein Zeremoniell! | 00:53:16 | |
Der Große Zapfenstreich Fast jeder (in der Bundeswehr) kennt ihn, viele haben ihn gesehen und in jüngerer Zeit findet man ihn vielfach bei Youtube, nicht zuletzt zum Abschluss des Afghanistan-Einsatzes: Den Großen Zapfenstreich. Dieses höchste militärische Zeremoniell wird Bundespräsidenten und Bundeskanzlerinnen und -kanzlern sowie den Bundesministerinnen und -ministern der Verteidigung wie auch einigen wenigen Generalen und Admiralen zum Abschied geboten. Rund 270 Soldatinnen und Soldaten sowie 80 Musikerinnen und Musiker sind notwendig, um ihn so aufzuführen, wie es das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung für "angemessen" hält. (Damit meinen sie in der Regel "sehr gut" - alles andere wäre für sie nicht akzeptabel.) In der 35. Folge von "ZUGEGHÖRT" der Podcast des ZMSBw spricht Oberst Dr. Sven Lange mit Kai Beinke, Oberstleutnant und Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Dr. Manfred Heidler, Musikwissenschaftler im Zentrum Militärmusik, sowie Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, Historiker am ZMSBw, über den Großen Zapfenstreich, seine Musik, seine Bedeutung, seine Geschichte - und wie man ihn aufführt. | |||
20 Dec 2024 | Stadtkampf: Krieg im urbanen Umfeld | 00:39:47 | |
Ob Mariupol oder Gaza-Stadt: Der militärische Kampf im urbanen Umfeld ist heute so präsent wie lange nicht mehr. Jahrzehnte lang war das Bild vom Krieg in Deutschland aber eher durch den ländlichen Raum geprägt – ob das die Norddeutsche Tiefebene oder der Hindukusch war. Mehr als Taktik: Von der Wehrmacht bis heuteDie Gesprächspartner in diesem Podcast befassen sich nicht als militärische Analysten gegenwärtiger Kriege mit dem „Stadtkampf“. Sie blicken vielmehr aus einer dezidiert historischen Perspektive auf das Thema. Ausgehend vom Stadtkampf der Wehrmacht an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg fragen sie danach, was aus militärischer Sicht überhaupt eine Stadt definiert und wie die Wehrmacht diesen Kampf im Angriff und in der Verteidigung führte. Stadtkampf war und ist aber nie nur ein Thema der Taktik. Tatsächlich bietet es zahlreiche Anknüpfungspunkte zu größeren historischen Fragen wie nach der Stadtgesellschaft im Krieg und während einer Besatzung, nach der Bedeutung von Technik, nach dem Verhältnis von Militär und Zivilbevölkerung und nach dem Humanitären Völkerrecht. Die Vermutung der Historiker: In einer Welt, in der seit 2015 mehr als die Hälfte der Menschen in Städten lebt, werden Kriege in der Zukunft auch verstärkt in Städten geführt. Auch in den Podcast Urban Warfare Project des Modern War Institute an der Militärakademie West Point berichtet der Host John W. Spencer über eigene Forschungen und spricht mit militärischen Experten und Teilnehmern. Auch der Berliner Podcaster Philipp Janssen sprach 2019 mit Dr. Adrian Wettstein zu seinem Buch in dem Podcast Anno PunktPunktPunkt. Die GesprächspartnerDr. habil Markus Pöhlmann ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er leitet dort den Forschungsbereich „Einsatz“ und ist Redakteur der „Militärgeschichtlichen Zeitschrift“. Dr. Adrian Wettstein ist Historiker. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Militärakademie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Er ist einer der wenigen deutschsprachigen Experten zum Thema und ausgewiesen durch sein Standardwerk „Die Wehrmacht im Stadtkampf 1939-1942“. | |||
17 Mar 2023 | Der Irak-Krieg 2003 | 00:51:45 | |
Am 20. März 2003 begannen die Streitkräfte der USA sowie einiger Verbündeter einen Feldzug gegen den Irak. Wenngleich die militärischen Operationen mit der Niederlage des irakischen Diktators Saddam Hussein und seiner Flucht endete und die Koalitionstruppen den Irak nahezu vollständig kontrollierten, markierte das vermeintliche Kriegsende den Beginn einer weiteren Gewaltspirale. Nachdem der Zweite Golfkrieg 1991 zur Befreiung Kuweits und zur militärischen Einhegung des Iraks u.a. aufgrund der Durchsetzung von Flugverbotszonen geführt hatte, befahl Saddam Hussein militärische Operationen gegen die eigene, vor allem kurdische Bevölkerung. Dabei setzte er teilweise auch Giftgas ein. Dies weckte nicht nur bei den USA den Verdacht, er würde Widerstände gegen seine Herrschaft mit militärischen Mitteln brechen. Zudem befürchtete man, Saddam Hussein würde ein Giftgasprogramm betreiben, was für die stets unsichere Region des Nahen und Mittleren Ostens eine weitere Gefahr darstellen könnte. Ein Präventivkrieg - ohne LegitimationInsbesondere in den USA mehrten sich Forderungen, Saddam mit militärischen Mitteln zu stürzen. Die Regierung der USA unter Präsident George W. Bush strebte danach, einen solchen Krieg durch die Vereinten Nationen sanktionieren zu lassen, wozu sich der Weltsicherheitsrat jedoch nicht bereitfand. Vor allem der deutsche Außenminister Joschka Fischer war nicht davon überzeugt, dass der Irak an der Entwicklung und Produktion von Giftgas arbeiten würde. – Tatsächlich sollte sich der Vorwurf nach dem Krieg nicht bestätigen. Die Regierungen der USA und Großbritanniens beschlossen ungeachtet dessen, einen Präventivkrieg gegen den Irak zu führen, für den es jedoch keinerlei völkerrechtliche Zustimmung durch den Weltsicherheitsrat der UN gab. Koalition der WilligenWährend die Bundesrepublik Deutschland wie auch Frankreich nicht dieser Koalition angehörten, suchten andere, jüngere NATO-Staaten wie z.B. Polen oder die baltischen Staaten den engen Schulterschluss mit den USA. Die US -Regierung konnte mehr als 40 Staaten zur Teilnahme am Krieg gewinnen, weswegen Präsident Bush später von der „Koalition der Willigen“ („Coalition oft he willing“) sprach. Der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld prägte dafür den verzerrenden Begriff vom „alten“ und „neuen“ Europa. Auch deswegen kam es in der NATO zu atmosphärischen Störungen in der transatlantischen Zusammenarbeit. In dieser Folge von „ZUGEHÖRT! Der Podacst des ZMSBw“ spricht Uwe Hartmann mit Dr. Hans-Peter Bartels, dem heutigen Präsidenten der Gesellschaft für Sicherheitspolitik. Dabei geht es um die damaligen Ereignisse, die unterschiedlichen Haltungen der politischen Parteien im Bundestag zum Irak-Krieg sowie der Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung. Hans-Peter Bartels war von 1998 bis 2015 für die SPD Bundestagsabgeordneter und dabei Mitglied des Verteidigungsausschusses, sowie ab 2014 sein Vorsitzender.
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23 Sep 2021 | 120 Jahre Boxerkrieg in China - Teil 1 - China 1900 | 00:37:32 | |
China 1900 - Ein Markt, der Begehrlichkeiten weckt. Privatdozent Dr. Tanja Bührer, Universität Bern/Schweiz, führt im ersten Teil dieser Podcastfolge in die internationale Gemengelage ein, die im Krieg mündete. China war für einige europäische Mächte ein Markt der Zukunft, an dem man sich bereichern konnte und wo kein Staat auf Einfluss verzichten wollte. Handel wurde dabei anfänglich als Politikinstrument verstanden, aber durchaus mit militärischer Stärke untermauert. Letztlich führte der Widerstand der chinesischen Bevölkerung gegen die Invasoren und ihre Missachtung aller chinesischen Kultur zum Krieg. - Am Ende spannt Tanja Bührer den Bogen in die Jetztzeit und zeigt so auf, dass sich imperailistische Verhaltungsmuster in der Politik umkehren können. | |||
25 Jul 2022 | Die Kleine Kampfgemeinschaft | 00:54:18 | |
Armeen sind darauf angewiesen, dass ein enger Zusammenhalt zwischen den Soldatinnen und Soldaten besteht. In dieser Hinsicht unterscheiden sich militärische kaum von anderen sozialen Gruppen wie sie in Fußballmannschaften, Unternehmen oder Schulklassen zu finden sind. Und doch stellt für Streitkräfte die Gruppe mehr als eine strukturelle Organisationsgröße dar. Sie ist sozialer Bezugspunkt, Bedingung soldatischen Handelns und erfährt in Teilen eine mystifizierende Überhöhung. Wie aber funktionieren militärische Gruppen? Und was zeichnet die „Kleine Kampfgemeinschaft„ aus, auf die sich auch die Bundeswehr beruft? Militärsoziologische ForschungDie militärsoziologische Forschung beschäftigt sich seit dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich mit den Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Folgen militärischer Gruppen. Die frühen Studien unter USUnited States-amerikanischen Soldaten und deutschen Kriegsgefangenen weisen den kameradschaftlichen Praktkische RelevanzNeben der wissenschaftlichen Resonanz haben die Studien aus dem Zweiten Weltkrieg eine überragende praktische Relevanz erfahren. Sie dienten über Jahrzehnte der Personalpolitik westlicher Streitkräfte als Begründung für den Ausschluss von Homosexuellen, Frauen und ethnischen Minderheiten aus den Streitkräften. Seit einigen Jahrzehnten finden sich militärsoziologische Untersuchungen - auch in der Einsatzbegleitung des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr - , die ein anderes Bild von militärischen Gruppen zeichnen. Demnach sind nicht soziale Ähnlichkeiten, sondern die Orientierung auf ein gemeinsames Ziel entscheidend für den kameradschaftlichen Zusammenhalt. Die „kleine Kampfgemeinschaft“ kann so Soldatinnen und Soldaten aus unterschiedlichen Kontexten, mit verschiedenen Erfahrungen und separaten Vorstellungen integrieren und auf einen geteilten Auftrag hin ausrichten. Unter dieser Perspektive gelingt es Streitkräften, die gestiegene Pluralität in der Gesellschaft in ihren Reihen zu spiegeln und ihre Aufgaben zu erfüllen. Die 42. Folge unseres Podcasts „Zugehört„ beleuchtet diese Thematik aus praktischer wie aus sozialwissenschaftlicher Sicht. Oberst Dr. Sven Lange spricht mit Oberstleutnant Arno Schöberl, Referent im Bundesministerium der Verteidigung und von Haus aus Gebirgsjäger , sowie mit Dr. Heiko Biehl, dem Leiter des Forschungsbereichs Militärsoziologie im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. | |||
06 Jun 2023 | NS-Raubgut in den Bibliotheken der Bundeswehr? | 00:42:21 | |
Auffindung und Restitution: Rund 500.000 Bände, alle erschienen vor 1945 und verteilt auf ca. 60 Bibliotheken des Verteidigungsressorts, werden aktuell akribisch auf ihre Herkunft untersucht. Ziel ist es, Exemplare zu identifizieren, die während des Dritten Reiches ihren damaligen Besitzern geraubt, in Sammlungen beschlagnahmt oder unter Zwang verkauft wurden. Die Rekonstruktion der Bücher-Biographien erfolgt in der Intention einer Rückgabe an die Erben/Rechtsnachfolger. Manchmal liefert ein schlichter handschriftlicher Namenseintrag im Buchdeckel einen ersten wichtigen Hinweis. Oder es findet sich ein kunstvoll gestaltetes Exlibris, das sich einem konkreten Vorbesitzer zuordnen lässt. Bei solchen konkreten Merkmalen am bzw. im Exemplar setzt die "Aufklärungsarbeit" des fünfköpfigen Expertenteams an. Die "Spurensucher/Spurensucherinnen" sind Teil des Fachinformationszentrums der Bundeswehr (FIZBw, einer Gruppe im Streitkräfteamt) in Bonn. Im ministeriellen Auftrag gehen sie seit Mitte 2019 zentralen Fragen zur Provenienz der Altbestände nach: Wem gehörte dieses Buch, bevor es in die jeweilige Bundeswehrbibliothek gelangte? Was lässt sich über das Schicksal früherer Besitzer ermitteln? Handelt es sich beim vorliegenden Exemplar um NS-Raubgut oder NS-Beutegut, also um Besitz, der Personen oder Institutionen zwischen 1933 und 1945 "NS-verfolgungsbedingt" entzogen wurde? Erste Funde als Ergebnis einer Stichprobe hatten deutlich den Handlungsbedarf aufgezeigt, so dass auf Initiative des FIZBw schließlich der organisatorische Rahmen für eine systematische Bestandssichtung geschaffen wurde. Mehr als 155.000 Bücher sind inzwischen am Regal auf "verdächtige" Vorbesitzerspuren untersucht worden. Auf diese Autopsie folgen jeweils Tiefenrecherchen zur Identität und Biographie früherer Bucheigentümer sowie zu deren Schicksal in der NS-Zeit. Komplex: Bücherwege rekonstuierenZu den bisherigen Entdeckungen gehören Bücher aus geraubtem jüdischen Privatbesitz, konfiszierten Sammlungen jüdischer Organisationen, von Regimegegnern, Freimaurerlogen, zwangsaufgelösten Gewerkschaften und Arbeitervereinen, katholischen Klöstern etc. Sensibilität, ein geschulter Blick, Spürsinn gepaart mit historischem Wissen, aber auch Erfahrung im Umgang mit einschlägigen Suchinstrumenten und bibliothekarischen/archivischen Quellen und Datenbanken sind wichtige Kompetenzen, die ein Provenienzforscher/eine Provenienzforscherin mitbringen muss. Es gilt, unterschiedliche Zeichen zu dechiffrieren, dabei bisweilen unscheinbare Vorbesitzermerkmale zu erkennen und zuzuordnen und nach Möglichkeit die verschiedenen Stationen und damit Bücher-Migrationen nachzuvollziehen. Diese Rekonstruktion der konkreten Objekt-Biographie kann mitunter sehr aufwendig sein. Nicht selten weist sie zudem Lücken auf, die sich selbst durch ergänzende Sichtung von Zugangsjournalen oder erhaltenen Akten nicht (mehr) in Gänze schließen lassen. Im März 2023 begann das Team des Fachinformationszentrum der Bundeswehr mit der Sichtung der umfangreichen Altbestände in der Fachbibliothek des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam. Aus diesem Anlass sprach Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers (ZMSBw) mit der leitenden Bibliotheksdirektorin Birgit A. Schulte (FIZBw) - über Hintergrund und Untersuchungsdesign des Projektes und die besondere Motivation, die vergessenen Lebensgeschichte(n) der beraubten Opfer ausgehend von ihrem überlieferten einstigen Buchbesitz wieder sicht- und (be-)greifbar zu machen.
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30 Nov 2021 | Militärgeschichte - mehr als "Krach und Bumm"! | 00:50:34 | |
Militärgeschichte ist hip! Das beweisen nicht nur unzählige Youtube-Kanäle oder Formate in Fernsehprogrammen, in den ständig der letzte Weltkrieg erzählt, das Schlachtschiff Bismarck versenkt oder Starfighter zum Absturz gebracht werden. Zahlreiche Museen und Historiker präsentieren ihre Exponate, Themen oder neuesten Bücher. Wer etwas zur Militärgeschichte wissen will, wird außerdem fündig auf dem Buchmarkt, der unzählige Publikationen aller Formate anbietet. Folge 27 von "ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw" widmet sich deswegen der Frage, was denn nun wirklich Militärgeschichte ist, was sie sein kann und will? Ist es eine Generalstabswissenschaft oder richtet sie sich an alle, die Interesse an Geschichte haben. Muss man eine Uniform tragen, um sie betreiben zu dürfen und zu können? Oder kann das jeder? Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des ZMSBw, spricht darüber mit Oberst i.G. Prof. Dr. Matthias Rogg, einem ausgewiesenen Kenner der Materie. Weitere Einstiegsmöglichkeiten zur MilitärgeschichteZum Thema „Militärgeschichte“ bietet das Internet ganz fraglos ein unübersehbares Angebot an. Sie reichen von allerlei militärgeschichtlichen Vereinen und ihren Plattformen über schier unzählbare Literatur bis zu allen erdenklichen Angeboten (Bunkertouren inklusive). Ein paar dieser Informationsmöglichkeiten werden auf der Website des ZMSBw beispielhaft genannt. Kurzum: Es scheint in der militärgeschichtlichen Forschung beinahe nichts zu geben, was es nicht gibt. Und diese Wissenschaft ist eben nicht allein Generalstabsoffizieren überlassen. | |||
05 Apr 2024 | Hybride Kriegführung-Krieg anders führen und denken | 00:53:59 | |
Am 15.04.2024 ist der zehnte Jahrestag des Beginns der ukrainischen militärischen Anti-Terror-Operation (ATO) gegen russische Separatistengruppen im Donbas. Diese Operation markiert die erste aktive Auseinandersetzung der Ukraine mit der russischen hybriden Kriegführung. Auch in der westlichen Debatte ist der Begriff „Hybride Kriegführung“ nun weit verbreitet und viel diskutiert. Konzept und HerausforderungNach 10 Jahren andauernder Debatte widmet sich diese Folge von Zugehört den wiederkehrenden Fragen zum Thema hybride Kriegführung. Auch Deutschland, Europa, EU und NATO sind von hybrider Kriegführung direkt wie indirekt betroffen. Beispielsweise heute im Kontext der Unterstützung für die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf. Das schließt auch die Streitkräfte der Bundeswehr mit Ausbildung, oder die deutsche Unterstützung durch Waffenlieferungen ein. Hybride Kriegführung beschreibt die horizontale und vertikale Entgrenzung der Gefechtsfelder. Der Fokus liegt hierbei nicht auf dem militärischen Handlungsfeld, sondern im Operieren in den Grauzonen von Schnittstellen und das Nutzen von unorthodoxen Mittel- und Methodenkombinationen. Aber was ist das Konzept der hybriden Kriegsführung? Wie sah hybride Kriegführung vor 10 Jahren aus und wie heute? Welche Methoden werden bei der hybriden Kriegführung genutzt und vor welchen Herausforderungen stehen wir? Diese und weitere Fragen werden in der 67. Folge von „Zugehört! Der Podcast des ZMSBw“ im Gespräch mit Oberst Dr. Johann Schmid und Major Michael Gutzeit beantwortet. InterviewOberst im Generalstabsdienst Dr. Johann Schmid forscht derzeit zum Themenkomplex hybride Kriegführung am ZMSBw und lehrt als Dozent an der Universität Potsdam. Vormals war er u.a. Director Strategy & Defence am European Center of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). | |||
04 Nov 2024 | Kolonialmacht - Der Vernichtungskrieg in Deutsch-Südwestafrika | 00:38:05 | |
Was führte zur Eskalation im Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika? Wie veränderte sich die Rolle der deutschen Schutztruppe im kolonialen Machtgefüge? Dr. Dr. Matthias Häusler, Dr. Frank Reichherzer und Oberstleutnant Dr. Christian Stachelbeck sprechen über die Hintergründe dieses dunklen Kapitels der deutschen Kolonialgeschichte. Im Zentrum der Diskussion steht die Verflechtung von Kolonialherrschaft und Gewalt. Die Bedeutung von Deutsch-SüdwestafrikaDeutsch-Südwestafrika nahm eine besondere Rolle unter den deutschen Kolonien ein. Aufgrund seiner gewaltigen Fläche und des Umstands, dass es die einzige deutsche Siedlungskolonie war, verknüpften die Deutschen große Hoffnungen mit dieser Region. Sie wollten die Auswanderungsströme, die bisher nach Amerika gingen, auf deutsches Territorium lenken. Doch dieser Traum blieb unerfüllt. Bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft 1915 lebten in dem Gebiet nur etwa 15.000 Europäer. Zur Stabilisierung der Region wurde die sogenannte Schutztruppe eingesetzt, die 1888 ursprünglich als private Armee gegründet worden war. Sie sollte auf friedlichem Wege für Ordnung sorgen. Doch im Laufe der Zeit eskalierte die Lage und die Schutztruppe wurde immer stärker in gewalttätige Konflikte verwickelt. Die Eskalation des Konflikts ab 1904Die Vernichtungspolitik gegen die Herero und Nama war nicht von Anfang an geplant, sondern entwickelte sich erst nach dem Scheitern der konventionellen militärischen Taktiken. Als es der deutschen Armee 1904 nicht gelang, die Herero in der entscheidenden Schlacht am Waterberg zu besiegen, radikalisierte sich die Kriegführung - dies führte zum Genozid an den Herero und Nama. Dabei spielte die Metropole Berlin eine entscheidende Rolle. Der Druck auf die Kolonialverwaltung, militärische Überlegenheit zu demonstrieren, wuchs, besonders da das Deutsche Reich international unter Beobachtung stand und sich keine Schwäche leisten durfte. So trug die Erwartungshaltung aus der Heimat maßgeblich zur Eskalation des Krieges bei. Neues Forschungsprojekt am ZMSBwDer Podcast ist der Auftakt für das Forschungsprojekt „Deutsches Militär im kolonialen Einsatz 1880 bis 1918“ des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 am ZMSBw. Dieses Projekt wird sich mit der Geschichte kolonialer Gewalt und deren militärischer Dimension auseinandersetzen. Das Projekt beabsichtigt, ein Forum für den Austausch zwischen Militär-, Kolonial- und Gewaltgeschichte zu bieten. Im Mittelpunkt steht dabei der Begriff „Einsatz“, der als Entsendung und Verwendung von militärischem Personal zur Erfüllung eines hoheitlichen/staatlichen Auftrags einer Kolonial/-Imperialmacht definiert wird. Auch wenn der Fokus auf der deutschen kolonialen Militärgeschichte liegt, sollen ebenso die Bezüge zu weiteren Akteuren des Kolonialstaates, privatwirtschaftlichen Organisationen und insbesondere die Transferbeziehungen zwischen den Kolonialmächten und indigenen Bevölkerungsgruppen sowie die Verknüpfung mit anderen Phasen kolonialer/imperialer Herrschaft zur Sprache kommen. | |||
10 Sep 2021 | "9/11" und das Pentagon | 00:25:13 | |
Sicherheitspolitische Entscheidungen am 11. September 2001. Donald Rumsfeld gegen Osama bin Laden. 25. Folge von "ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw". Mit fast 3.000 Toten waren die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA die schwersten auf ein westliches Land. Doch welche Absicht verfolgten die hierfür Verantwortlichen und welche sicherheitspolitischen Entscheidungen lösten die Taten warum aus? Über den Tag wurde bereits viel veröffentlicht, aber mitunter treten noch neue Quellen zu Tage. Anhand von zwei jüngst offengelegten Dokumenten lassen sich die Entscheidungen im ebenfalls an „9/11“ getroffenen US Department of Defense (DoD) rekonstruieren. Es handelt sich um die handschriftlichen Notizen des stellvertretender Leiters der Politikabteilung im DoD Stephen Cambone und der Öffentlichkeitsarbeitsbeauftragten des DoD Victoria Clarke. Auch über die Entscheidungen innerhalb der für die Anschläge verantwortlichen Organisation al-Qaida und ihres damaligen Anführer Osama bin Laden ist mittlerweile mehr bekannt, insbesondere durch Zeitzeugengespräche. Aussagen von Angehörigen und engen Begleitern von bin Laden lassen erahnen, wieso bin Laden das Wagnis einging, die einzig verbliebene Supermacht USA anzugreifen. In dieser Folge von "ZUGEHÖRT!" spricht Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers mit Dr. Philipp Münch. Er ist Projektbereichsleiter im Forschungsbereich Sicherheitspolitik und Streitkräfte und arbeitet derzeit an einer Studie über die internationalen Schlüsselentscheidungen, die das militärische Engagement in Afghanistan bestimmten. | |||
01 Apr 2021 | Marita - die Eroberung des Balkans 1941 | 00:50:17 | |
Am 6. April 1941 überfiel die Wehrmacht Jugoslawien und Griechenland. In gerade einmal ... Wochen gelang es ihr, beide Länder zu erobern. Die deutsche Besatzung dauerte bis 1945 an. Dabei war dieser feldzug so nicht geplant und zeitlich eher ein Vorspiel zum Überfall auf die Sowjetunion. In dieser Folge des Podcasts erklärt Oberstleutnant Chris Helmecke die Hintergründe dieses Feldzuges, der mehr als ein „Zwischenspiels auf dem Balkan“ war. Das Gespräch führt Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers. Auf www.zmsbw.de finden Sie Literaturhinweise und Karten zum Podcast. | |||
12 Dec 2021 | Früher war mehr Lametta! | 00:36:32 | |
Was hat Loriots Opa Hoppenstedt mit Kaiserkrönungen und Königswahlen im alten Deutschland, also vor 1806, zu tun? Das klärt Folge 29 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ auf. Spoileralarm: Der Titel verweist auf Juwelen, Prunk und Gelage bei der Bestimmung künftiger Monarchen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, wobei manchmal der alte Kaiser und König noch lebte, während der neue bestimmt wurde. Tasächlich war das alles ein hochpolitischer Aushandlungsprozess mit großem Zeremoniell, und manchmal war es auch „Kuhhandel“. In ersten „Weihnachtspodcast“ des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr erklärt Oberstleutnant Dr. Robert Riemer im Gespräch mit Oberstleutnant Dr. Harald Potempa, wieso Krönungen im Mittelalter an Weihnachten stattfanden, warum es damals in Deutschland keine „natürliche Thronfolge per Geburt“ gab und welchen Aufwand einige wenige zur Krönung vorher betreiben mussten. Dabei wird auch das erste deutsche „Grundgesetz“ erklärt, die Goldene Bulle von 1356, das die Regeln für die Königs- bzw. Kaiserwahl in Deutschland im Mittelalter festlegte. | |||
04 Apr 2022 | Rapallo 1922 | 00:47:04 | |
Ein diplomatischer Coup! Deutschland und die Sowjetunion brechen aus der diplomatischen Isolation aus. Aber gab es damals ein Geheimabkommen? Nach dem Ersten Weltkrieg war die internationale Wirtschaft in Unordnung geraten. Die Kriegsverlierer, insbesondere Deutschland, waren kaum imstande, ihre Reparationsleistungen zeitgerecht zu zahlen. Um diese Probleme in den Griff zu bekommen fand in Genua im April 1922 eine internationale Konferenz statt, an der auch eine deutsche und eine sowjetische Delegation eingeladen waren - allein, um am „Katzentisch“ die Beschlüsse der Siegermächte in Empfang zu nehmen. Reichskanzler Joseph Wirth (2. v. l.) mit den Vertretern der sowjetrussischen Seite Krassin, Tschitscherin und Joffe Bundesarchiv Beide Staaten waren jedoch gleichermaßen diplomatisch isoliert: Deutschland als Kriegsverlierer und die Sowjetunion als bolschewistischer Staat. Erstaunlicherweise fanden beide Staaten während der Konferenz Zeit, im 30 Kilometer entfernten Rapallo einen knappen Vertrag über diplomatische und vor allem wirtschaftliche Beziehungen zu unterzeichnen. In der Folge entstand auch eine Kooperation zwischen der durch den Versailler Vertrag limitierten Reichswehr und den im Aufbau befindlichen sowjetischen Streitkräften. In Folge 34 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ spricht Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers mit Major Dr. Dennis Werberg und Hauptmann Pierre Köckert über diesen Vertrag, seine Entstehung und seine Bedeutungen für beide Staaten, die auch zu militärischen Kontakten führten. | |||
04 Jul 2023 | Gespräche am Ehrenmal: Innere Führung – bewährt und zeitgemäß? | 01:45:16 | |
In der achten Folge der "Gespräche am Ehrenmal'' dreht sich alles um die Frage ob sich die Innere Führung bewährt hat, oder nicht mehr zeitgemäß ist. Zum 65. Gründungstages des Beirates für Fragen der Inneren Führung wird im Dialogforum des Verteidigungsministerium diskutiert, ob mit der Zeitenwende auch die Führungsphilosophie der Bundeswehr angepasst werden muss. Schon zur Gründung der Bundeswehr stritten die Soldaten um die Kriegstauglichkeit ihrer neuen Führungsphilosophie, ihrer Inneren Führung. In den ersten Tagen der deutschen Streitkräfte kritisierten einige Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere das neue Führungskonzept mancherorts als "Inneres Gewürge", oder in der Flotte gar als "Weiche Welle". Aber die Werte und Tugenden der Inneren Führung haben sich im Kalten Krieg und in den Auslandseinsätzen der Bundeswehr bewährt. Unverwechselbare Charakteristika wie die Auftragstaktik, oder der Prüfung des eigenen Gewissens bei Befehlserteilung, haben sogar international für Respekt und Anerkennung gesorgt. Es wird aber zur am Ehrenmal zur Diskussion gestellt, ob dieser Stellenwert ewig gilt, oder neu durch Anpassungen errungen werden muss. Neue Lage neue Moral? Die Innere Führung integriert die Bundeswehr als Parlamentsarmee in unsere Demokratie, getragen von den Werten unseres Grundgesetzes. Kern der Führungs- und Organisationskultur der Bundeswehr ist mental stets durch eine hohe Verteidigungsbereitschaft gerüstet zu sein. Diese geistige Rüstung ist aber immer auf den Rahmen einer demokratischen und wertegebundenen Kampfmoral angewiesen. Die Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stellt diesen Aspekt erneut in den Vordergrund. Es geht letztendlich um die Bewährungsprobe im Kampf, daher gilt es im Zuge der Zeitenwende zu prüfen, ob auch die Innere Führung an die Veränderung der weltpolitischen Lageänderung anpassen werden muss. Oder nicht? Auf dem Podium
Das Dialogformat „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Gäste sind Zeitzeugen, Experten oder Soldatinnen und Soldaten. Gesprochen wird im sogenannten Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr. Soldatinnen und Soldaten können sich durch Einreichung von Fragen im Vorfeld auch direkt an der Diskussion beteiligen. Aufnahmeleitung: Florian Stolzmann Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Oberstleutnant i.G. Florian Reichenberger | |||
22 Nov 2022 | Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 | 00:51:02 | |
Im Sommer 1968 beendete militärische Gewalt das Vorhaben tschechoslowakischer Kommunisten um Alexander Dubček, den Sozialismus in der Teschechoslowakisch Sozialistischen Republik (ČSSR) zu reformieren. Die Niederschlagung des sogenannten „Prager Frühlings“ durch Truppen Warschauer Pakts löste in Mitteleuropa eine schwere Krise aus. Die Planungen sowjetischer Marschälle für die Niederschlagung der angeblichen „Konterrevolution“ in der ČSSR bezog auch die DDR und ihre Nationale Volksarmee (NVA) mit ein. In der Nacht vom 20. zum 21. August 1968 marschierten Truppen der beteiligten Interventionsstreitkräfte des Warschauer Pakts in die CSSR ein. Das Land wurde in weniger als an einem Tag von Hunderttausenden Soldaten besetzt. In den letzten Oktobertagen 1968 endete die Militäroperation. In der Tschechoslowakei leiteten im Laufe der folgenden Monate die wieder bzw. neu an die Macht gekommenen moskauhörigen Kommunisten die politische Restauration des Landes ein. Darüber hinaus blieben etwa 75 000 sowjetische Besatzungssoldaten in der ČSSR. Erst 1989/90 später gelang es den Völkern der Tschechoslowakei, sich von der sowjetischen Besatzung und damit aus dem eisernen Korsett des Kommunismus endgültig zu befreien. Wie war es aber konkret zum Einmarsch der sowjetischen Truppen und ihrer Verbündeten und der daraus resultierenden europäischen Krise gekommen? Wer war in welchem Maße daran beteiligt? Und wie ist es schließlich in Ost und West gelungen, die Krise zu entschärfen, so dass sie nicht zu einem heißen Krieg eskalierte Folge 48 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ wendet sich dieser Krise im Kalten Krieg zu und spricht darüber mit Leitendem Wissenschaftlichen Direktor a.D. Dr. Rüdiger Wenzke. Dr. Rüdiger Wenzke ist vielen historisch Interessierten durch zahlreiche Veröffentlichungen zu militärgeschichtlichen Themen der DDR und des Warschauer Paktes bestens bekannt ist. Er hat sich wie kaum ein anderer deutscher Historiker mit der Rolle der DDR und ihrer Nationalen Volksarmee (NVA), aber auch mit den Aktivitäten der Bundeswehr während der CSSR-Krise befasst. Literatur Rüdiger Wenzke, „Wo stehen unsere Truppen? NVA und Bundeswehr in der CSSR-Krise 1968“, Berlin 2018 | |||
19 Jan 2024 | Was ist und wozu braucht es eine Militärsoziologie? | 00:32:02 | |
Die Soziologin Dr. Nina Leonhard und die Politikwissenschaftlerin Dr. Ina Kraft vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften sprechen in dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ über die sozialwissenschaftliche Forschung zum Militär. Sie klären dabei die Fragen: „Was ist und wozu braucht es eine Militärsoziologie?“ Militärsoziologie als spezielle SoziologieDie Soziologie beschäftigt sich mit den Grundlagen von sozialen Beziehungen. Die Militärsoziologie analysiert als eine spezielle Soziologie die Streitkräfte in all ihren Formen und Verbindungen zum gesellschaftlichen Umfeld. Die beiden Gesprächspartnerinnen geben einen Überblick über die verschiedenen Analyseebenen der Militärsoziologie und welche konkreten Themen in den einzelnen Forschungsperspektiven behandelt werden. Relevanz der MilitärsoziologieNina Leonhard und Ina Kraft zeichnen in ihrem Gespräch auch die Entwicklung der Militärsoziologie nach und tauschen sich über den derzeitigen Stand der Disziplin in Deutschland aus. So stellt Nina Leonhard unter anderem fest, dass sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die Aufmerksamkeit für militärsoziologische Studien erhöht hat. GesprächspartnerinnenDr. habilhabilitiert Nina Leonhard ist Projektsbereichsleiterin am Forschungsbereich Militärsoziologie am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr sowie Privatdozentin am Institut für Soziologie der Universität Münster. Sie ist Mitherausgeberin des Bandes „Militärsoziologie – Eine Einführung“, der vor kurzem in der dritten Auflage erschienen ist: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-30184-2. Dr. Ina Kraft ist Politikwissenschaftlerin und hat in Politikwissenschaften und Soziologie promoviert. Sie leitet am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr den Projektbereich Multinationalität und internationale Streitkräfte. Buchempfehlung | |||
23 Mar 2022 | Karl May - Bestsellerautor und Pazifist | 00:24:42 | |
Auf Einladung der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner hält Karl May (1842 – 1912) am 22. März 1912 in Wien eine Rede, in der er zum Frieden aufruft. Er zitiert zwei Jahre vor dem Ersten Weltkrieg aus ihren Schriften, in der sie vor den Gefahren eines künftigen Luftkrieges warnt. Den Krieg erlebt er nicht mehr, er stirbt wenige Tage nach dem Vortrag. Wer ist aber dieser Karl May, der zu den meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts zählt und bis heute eine große Fangemeinde sowie einen eigene „Gesellschaft“ und ein eigenes Museum hat? Wie passt seine Rede zu seinem sonstigen Werk, das für viele Menschen von Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben Nemsi & Co. geprägt ist? Esther Geiger spricht mit dem Historiker und bekennenden Karl-May-Fan Dr. Harald Potempa über das umfangreiche Werk des Autors. Dabei geht es auch um heute eher unbekannte Bücher von Karl May aus der über 90 Titel umfassenden Reihe seiner Gesammelten Werke. | |||
24 May 2024 | Handbuch Innere Führung: Neu gegen alt? | 00:31:46 | |
Die Innere Führung prägt das Selbstverständnis und die Führungskultur der Bundeswehr. Zu ihrer Erläuterung gibt es nun zwei Handbücher: das erste Handbuch von 1957, damals vorrangig für Offiziere gedacht, und seine Neufassung von 2023. Was macht beide Bücher aus und warum brauchte es ein neues? Auf diese Fragen gibt Oberst Börgers aus dem Zentrum Innere Führung Antwort. Keine Ablösung, sondern ErgänzungZum 68. Gründungstag der Bundeswehr veröffentlichte das Koblenzer Zentrum Innere Führung das neue „Handbuch Innere Führung“. Das „Geburtstagsgeschenk“ für die Streitkräfte und deren Soldatinnen und Soldaten greift im Titel bewusst auf die Vorgängerversion von 1957 zurück. Die Neuveröffentlichung soll das Original dabei nicht ablösen, sondern ergänzen, denn beide Werke bleiben nebeneinander bestehen und gültig. Russlands Vollinvasion der Ukraine 2022 und die damit einhergehende Zeitenwende machte eine Neufassung nötig. Heute gilt es Innere Führung stärker unter der Prämisse der vollen Einsatzbereitschaft wahrzunehmen. Die Innere Führung sollte mit Blick auf die neuen Herausforderungen „fit für das 21. Jahrhundert“ gemacht werden. Daraus ergab sich für das Zentrum Innere Führung der Auftrag ein neues Handbuchs herauszugeben. Nun kann gemeldet werden: Mission accomplished. InterviewOberst Dieter Börgers ist Projektstabsoffizier im Leitungsbüro des Zentrums Innere Führung in Koblenz. Für das neue Handbuch Innere Führung war er Projektoffizier. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr). | |||
22 Dec 2023 | Rechte Veteranenverbände der Weimarer Republik: Stahlhelm und Kyffhäuser | 00:43:41 | |
Benjamin Schulte (BMI) und Dennis Werberg (ZMSBw) sprechen über die zwei größten rechtsgerichteten Veteranenorganisationen der Weimarer Republik, den Kyffhäuserbund und den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten und deren Fortbestand unter dem NS-Regime und in der Bundesrepublik. Zwischen 1914 und 1918 erlebten rund 13,4 Millionen männliche Deutsche den Ersten Weltkrieg als Soldaten. Der größte Teil dieser Kriegsveteranen legte die Uniform nach Kriegsende ab und kehrte in das Zivilleben zurück - andere schlossen sich bestehenden Veteranenverbänden an oder gründeten ganz neue Organisationen, welche die Geschichte der Weimarer Republik teils als politische Akteure, teils als paramilitärische Kampforganisationen mitprägten. In der aktuellen Folge der Podcast-Reihe "Zugehört" sprechen Benjamin Schulte und Dennis Werberg, moderiert von Frank Reichherzer, über die beiden größten und bedeutendsten Veteranenorganisationen der politischen Rechten in der Weimarer Republik: den bereits um 1900 gegründeten "Kyffhäuserbund der Deutschen Landeskriegerverbände" und den "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", gegründet im Dezember 1918. Benjamin Schulte ist Dozent beim Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und hat zur Geschichte des Kyffhäuserbundes promoviert. In seiner Doktorarbeit betrachtet er insbesondere die Rolle des Bundes in der Erinnerungspolitik und bei der Genese eines Bildes vom Veteranen als Verteidiger des Vaterlandes. Mit dem Anspruch, legitimer Vertreter und Sprachrohr der deutschen Frontsoldaten zu sein, verband die Bundesführung auch die Erwartung, politischen Einfluss im Reich ausüben zu können. Dennis Werberg ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZMSBw. In seiner Dissertation untersucht er den Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten als Veteranenorganisation und "überparteiliche" Sammlungsbewegung, die seit den späten 1920er Jahren in einem zunehmend konfliktgeladenen Verhältnis zur aufstrebenden NS-Bewegung stand. Dabei nimmt Werberg auch die Geschichte des Bundes über die Zäsuren von 1933 und 1945 hinaus in den Blick. | |||
08 Nov 2022 | Im Westen nichts Neues | 00:45:35 | |
Vom Schützengraben zum AntikriegsromanJunge Soldaten im Schützengraben des Ersten Weltkriegs – zwischen Maschinengewehren und Artilleriefeuer. Zwischen Gewalt, Verwundung und Tod. Mit diesem Kriegserlebnis konfrontiert die Netflix-Neuverfilmung des Klassikers „Im Westen nichts Neues“ die Zuschauer. Vor fast 100 Jahren bewegte bereits Erich Maria Remarque mit seinem Antikriegsroman die Welt. Über einen Autor, dessen Werke von den Nationalsozialisten verbrannt wurden und über eine Geschichte, deren Schrecken mit Blick auf den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Ein Klassiker der Literatur über den KriegAufgrund seiner schonungslos offenen Darstellung des Stellungskrieges zählt der Roman noch heute zu den Klassikern der Weltliteratur: Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ erschien erstmals 1929 und erzählt die Geschichte einer Gruppe von Soldaten an der Westfront. Angesichts der Gefahren des Schlachtfeldes lernt die Kampfgemeinschaft um den jungen Protagonisten Paul Bäumer das Überleben im Schützengraben. Dennoch verlor einer nach dem anderen sein Leben. Der Leser erlebt den Krieg dabei durch die verzweifelten Gedanken von Paul Bäumer: Kriegsbegeisterung weicht einem nüchternen Nihilismus. Eine literarische Verarbeitung des eigenen WirkensAls einer von vielen Wehrpflichtigen im deutschen Kaiserreich wurde Erich Maria Remarque im November 1916 achtzehnjährig zum Militärdienst eingezogen. Nach der üblichen Grundausbildung in der Heimat war Remarque für zwei Monate im Kriegseinsatz an der Westfront und wurde verwundet. Vor allem die Erlebnisse der Kameraden aus dem Lazarett begann er zu einem Erfolgsroman zu verarbeiten. Sein zunächst sehr politischer Antikriegsroman sorgte aber für Diskussionen beim Verlag. Remarque musste alle Passagen streichen oder relativieren, die den Krieg explizit kritisierten. Dennoch galt Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ weltweit als das Kriegsbuch des 20. Jahrhunderts und zugleich von Anfang an als zeitloses Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges. Der (erste) FilmAls am 21. November 1930 „Im Westen nichts Neues“ zum ersten Mal in die Kinos kam, sprach dieser wohl vielen ehemaligen Frontsoldaten aus dem Herzen. Sie identifizierten sich mit dem zentralen Motiv des Filmes: Der verlorenen Generation. Im Buch heißt es: „Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben; wir mussten darauf schießen.“ Der Erste Weltkrieg prägte eine ganze Generation – nicht nur Deutscher, sondern aller Kriegsteilnehmer – für ihr Leben. Das GesprächIn Folge 47 von „ZUGEHÖRT!“ Der Podcast des ZMSBw gewährt Claudia Junk M.A. Literaturwissenschaftlerin und Mitarbeiterin des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums in Osnabrück, Einblicke in die Hintergründe, Rezeption und Intention von Remarques „Im Westen nichts Neues“. Dr. Christian Stachelbeck ordnet das Romangeschehen in den militärhistorischen Kontext des Stellungskrieges von 1914-1918 ein. Das Gespräch führt Dr. Friederike Hartung. LiteraturhinweiseThomas Schneider, Erich Maria Remarque. Im Westen nichts Neues. Text, Edition, Entstehung, Distribution und Rezeption (1928–1930), Tübingen 2004 | |||
14 Apr 2020 | Die Potsdamer Bombennacht 1945 | 00:29:02 | |
Der Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945 jährt sich zum 75. mal. In dieser Nacht griffen britische Bomber die Stadt an und zerstörten die Innenstadt - die Sie auf dem Luftbild erkennen können.
Bislang nahm man an, dass alliierte Bomber Potsdam wie andere, bislang nicht bombardierte Städte entlang einer Zielliste des britischen Bomber-Command „abgearbeitet“ hätten. Ebenso wird immer noch fälschlicherweise angenommen, dass der typisch „preußisch-deutsche Militarismus“, mit der Residenzstadt vor den Toren Berlins, das eigentliche Ziel gewesen sei.
Oberleutnant Helene Heldt M.A. vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr erforscht derzeit die Militärgeschichte Potsdams im 20. Jahrhundert. Mit ihren Forschungen kann sie nun bislang kursierende Gerüchte widerlegen und im 1. Podcast des ZMSBw erklären, wieso Potsdam „fünf Minuten vor Zwölf“, wenige Tage vor Kriegsende doch noch bombardiert wurde. Es war ein rein militärischer Angriff gegen ein militärisches Ziel.
Dennoch: in wenig mehr als einer halben Stunde versank die Potsdamer Innenstadt in Trümmern.
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01 May 2020 | Kriegsende 1945 in Deutschland | 00:48:38 | |
Am 7./8. Mai kapitulierte die deutsche Wehrmacht. Damit war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Deutschland war von den Alliierten der Anti-Hitler-Koalition besetzt worden. In diesem 2. Podcast des ZMSBw diskutieren Oberstleutnant PD Dr. John Zimmermann und Wissenschaftliche Oberrat Dr. Peter Lieb über das Kriegsende 1945, seine Wahrnehmungen und historischen Deutungen. Moderiert wird das Gespräch von Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann.
Leseempfehlungen unserer Diskutanten zum Kriegsende 1945 sind:
Peter Lieb: Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945, Ditzingen 2020 (= Kriege der Moderne)
Anthony Beevor, Berlin 1945 - Das Ende, München 2012
Ian Kershaw, Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45. München 2011
John Zimmermann, Pflicht zum Untergang. Die deutsche Kriegführung im Westen des Reiches 1944/45, Paderborn 2009 (= Zeitalter der Weltkriege, Bd. 4)
Klaus-Dietmar Henke, Die amerikanische Besetzung Deutschlands. München 1995
Sowie für Leser und Leserinnen, die umfassende Literatur vorziehen:
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 10: Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945, München 2008
Zum historischen Bild:
Der sowjetische Soldat Militon Kantarija aus Georgien hisst am 2. Mai 1945 die sowjetische Flagge auf dem Berliner Reichstag. Dies geschah bereits nach der Einnahme Berlins durch die Rote Armee am 30. April 1945. Da aber weder ein Fotograf noch ein Kameramann anwesend war, wurde die historische Szene nach der Kapitulation Berlins nachgestellt.
Fotograf: Jewgeni Ananjewitsch Chaldei (c) dpa/Süddeutsche Zeitung Photo
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11 May 2020 | Eine Scheinregierung in Flensburg | 00:31:25 | |
Eine Scheinregierung in Flensburg
Nach der deutschen Kapitulation 1945, die den Zweiten Weltkrieg in Europa beendete, bestand bis zum 23. Mai 1945 im „Sonderraum Flensburg-Mürwik“ eine „geschäftsführende Reichsregierung“ des von Hitler als Staatsoberhaupt eingesetzten Großadmirals Karl Dönitz. Obwohl das Deutsche Reich bis auf wenige Landstriche besetzt war, suggerierte sie, dass es noch etwas zu regieren gab. Tatsächlich war sie allenfalls ein Konkursverwalter, der solang wirken konnte, bis die britische Besatzungsmacht diese Regierung am 23. Mai 1945 auflöste und ihre Soldaten und einige Zivilisten festnahm.
In diesem 3. Podcast des ZMSBw diskutieren Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann und Prof. Dr. Michael Epkenhans über diese „Regierung Dönitz“ in Flensburg, ihre Selbstwahrnehmungen und historischen Deutungen sowie die (Selbst-)Mythisierung von Karl Dönitz, der sich bis zu seinem Tod als einzig rechtmäßiger Staatspräsident betrachte. Moderiert wird das Gespräch von Oberstleutnant PD Dr. John Zimmermann.
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29 Jun 2020 | Eine Europa-Armee? | 00:56:41 | |
Eine Europa-Armee, eine europäische Armee oder eine Armee der Europäer?
Historisch betrachtet ist die Debatte über die Schaffung gemeinsamer europäischer Streitkräfte nicht neu. Aufgrund der Entwicklung der sicherheitspolitischen Lage in den letzten Jahren ist die Idee einer „Europa-Armee“ jedoch wieder ein hoch aktuelles Thema in der Europapolitik. Die Bundesregierung hat sich wiederholt für eine weitere Vertiefung der europäischen Verteidigungszusammenarbeit ausgesprochen und benennt die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Armee als ein Fernziel ihrer Arbeit. Weniger bekannt ist die Meinung der Bürgerinnen und Bürger zu diesem Thema. Das ZMSBw hat deshalb jüngst einen Forschungsbericht veröffentlicht, der eine umfassende empirische Analyse der aktuellen öffentlichen Meinung in Deutschland zur europäischen Verteidigungszusammenarbeit im Allgemeinen und zur Schaffung einer Europa-Armee im Besonderen vornimmt.
Welche Bevölkerungsgruppen unterstützen die Schaffung einer Europa-Armee? Welche Gründe sprechen aus Sicht der deutschen Bevölkerung für bzw. gegen die Schaffung gemeinsamer Streitkräfte? Welche Rolle spielte die russische Annexion der Krim oder die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA für die öffentliche Meinung zur Schaffung einer EU-Armee? Wird eine EU-Armee von den Bürgerinnen und Bürgern als Alternative zur NATO empfunden? Ist der Parlamentsvorbehalt aus Sicht der Bevölkerung ein Stolperstein auf dem Weg zu gemeinsamen Streitkräften? Welche Initiativen sind während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab dem Juli 2020 zu erwarten?
Diese und weitere Fragen zum Thema „Europa-Armee“ beantwortet Dr. Timo Graf im 4. Podcast des ZMSBw mit Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann.
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22 Jun 2020 | Schulschiff Deutschland. | 00:15:28 | |
Die 5. Folge des Podcast des ZMSBw widmet sich dem Schulschiff Deutschland, das vor 30 Jahren außer Dienst ging. Seit 1963 und bis 1990 besaß die deutsche Marine ein Schiff, das DEUTSCHLAND hieß. Es war ein Mehrzweckschiff, das vor allem als Ausbildungskreuzer für angehende Offizieranwärter genutzt wurde und dabei zahlreiche Auslandsreisen unternahm.
Vor 30 Jahren, 1990, wurde die DEUTSCHLAND außer Dienst gestellt. 1994 wurde sie am Strand von Alang in Indien abgewrackt.
Fregattenkapitän der Reserve Dr. Guntram Schulze-Wegener und Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann, selbst letzter Artillerieoffizier auf der Deutschland, sprechen in diesem 5. Podcast des ZMSBw über das Schiff, das „in die Jahre gekommen war“.
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25 Jun 2020 | Frankreichs Niederlage 1940 | 00:31:41 | |
Am 22. Juni 1940 endete im Wald vom Compiègne der „Westfeldzug“ der Wehrmacht mit der Niederlage der französischen Armee und der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages. Nach nur sechs Wochen hatten die deutschen Truppen die bislang neutralen Niederlande und Belgien sowie Teile Frankreichs besetzt und die britischen Streitkräfte vom Festland vertrieben. Hitler war auf dem Höhepunkt seiner Macht und Beliebtheit im deutschen Volk – hatte er doch binnen kürzester Zeit in einem „Blitzkrieg“ das erreicht, was im Ersten Weltkrieg in vier Jahren nicht gelang: Frankreich zu schlagen.
In genau dem Salonwagen, in dem am 11. November 1918 eine deutsche Delegation den Waffenstillstand zum Ende des Ersten Weltkriegs unterzeichnen musste, ließ Hitler nun Frankreich den Waffenstillstand unterschreiben. Dem in dieser Art überraschend schnellen deutschen Sieg folgten Jahre deutscher Besatzung auf dem westeuropäischen Festland.
Über diese Ereignisse spricht im 6. Podcast des ZMSBw Oberstleutnant PD Dr. John Zimmermann mit dem Wissenschaftlichen Oberrat Dr. Peter Lieb.
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09 Dec 2020 | Innere Führung | 00:42:35 | |
Die Innere Führung wird oft als „Betriebsphilosophie“ der Bundeswehr bezeichnet und dabei oft auch missverstanden. Sie definiert die Stellung des Soldaten in der Demokratie. Damit definiert sie auch den Werterahmen, den inneren Kompass, in und mit dem ein Soldat oder eine Soldatin ihren Dienst versehen soll.
Angelehnt an das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland – sozusagen als der Wertekanon, der unveränderbar das Große und Ganze bestimmt – sind in der Konzeption der Inneren Führung die Soldatenpflichten definiert. Natürlich gibt es das für die Bundeswehr auch in Vorschriftenform, beintaschenfreundlich zum ständigen Mitführen geeignet.
Richtig verstandene Innere Führung hat aber nichts mit „weicher Welle“ oder „Innerem Gewürge“ – wie sie früher oft verschmäht wurde – zu tun. Sie muss für uns in der Bundeswehr eine Selbstverständlichkeit sein. Sie muss gelebt werden und jeder in der Bundeswehr muss sie kennen und verinnerlichen, damit sie gelebt werden kann.
Eines muss man allerdings immer wieder feststellen: Die Innere Führung ist einzigartig in unseren Streitkräften. Viele andere Armeen beneiden uns deswegen. Die Bundeswehr hat mit der Inneren Führung und dem Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ etwas, das unvergleichbar ist und bleibt.
In der 17. Folge unseres Podcast diskutieren die Sozialwissenschaftlerin Dr. Meike Wanner, und der Theologe Dr. Markus Thurau mit Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann über das, was die Innere Führung ist, was sie bedeutet und ausmacht.
Um eines vorwegzunehmen: Innere Führung ist nicht nur für Vorgesetzte da! Selbst wenn sie manchmal für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr komplex und kompliziert erscheinen mag, ist sie im Kern einfach zu verstehen.
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14 Nov 2020 | Operation Mondscheinsonate | 00:29:30 | |
In der „Luftschlacht um England“, oder wie es richtigerweise heißen muss in der „Battle of Britain“ hat der Luftangriff auf Coventry eine besondere Bedeutung. Nach den Angriffen auf London sowie einiger Gegenangriffe der Royal Air Force markiert diese Operation eine Zäsur im Krieg: Nunmehr ging die deutsche Luftwaffe auch gegen Städte vor, die nicht in bisherige Kriegshandlungen einbezogen war. Der Schritt zum unterschiedslosen Bombenkrieg, der später auch viele deutsche Städte treffen sollte, war vollzogen. Mehr als 500 Menschen starben bei den Angriffen, die mehr als 12 Stunden dauerten. Über 4.000 Häuser wurden zerstört und unwiederbringliche Kunst- und Kulturschätze gingen verloren, nicht zuletzt die St. Michael`s Cathedral. Sie war im 15. Jahrhundert als gotische Pfarrkirche fertiggestellt worden.
Ungeachtet der verheerenden Zerstörung der mittelalterlichen Innenstadt von Coventry und der langfristigen Kriegsfolgen ging von dieser Stadt mit der „Nagelkreuzbewegung“ eine einzigartige Versöhnungsbewegung aus. Mittlerweile sind Hunderte Städte in ihr zusammengeschlossen, die durch den Bombenkrieg besonders getroffen und gezeichnet wurden; in Deutschland neben Dresden unter anderem auch Hamburg, Würzburg, Pforzheim, Berlin und nicht zuletzt die im teilweisen Wiederaufbau befindliche Garnisonkirche Potsdam.
Bemerkenswert an dieser Bewegung ist noch heute, dass bereits wenige Tage nach dem Angriff der Domprobst der Kathedrale St. Michael in Coventry, Richard Howard, zur Versöhnung aufrief. Diesem Aufruf folgte dann nach dem Ende des Krieges die Versöhnungsarbeit von Angesicht zu Angesicht.
Der Deckname „Operation Mondscheinsonate“ für den Angriff auf Coventry, hat allerdings nichts mit seinem Komponisten, Ludwig van Beethoven, zu tun – dessen diesjähriges Gedenkjahr angesichts der Pandemie glücklicherweise bis zum September 2021 verlängert wurde. Vielmehr haben die deutschen Planer scheinbar bevorzugt die deutsche Kultur und Geschichte (Wotan) als Decknamensreservoir für sich entdeckt und verwendet. Die Royal Air Force verwandte zeitweilig biblische Bezeichnungen (Gomorrha, Millenium) und später dann Namen von Fischen (Crayfish, Yellow Thuna) verwandte.
Über das Ereignis und die Hintergründe der Unternehmung und dessen bedeutungsmächtigen Folgen für die daraus unerwartet resultierende Versöhnungsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Oberstleutnant Dr. Harald Fritz Potempa, Historiker und Luftkriegsexperte im ZMSBw.
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15 Nov 2020 | Kriegstote und Erinnerungsarbeit | 00:48:01 | |
Millionen toter Soldaten haben ihre letzte Ruhe auf Kriegsgräberfriedhöfen im Ausland gefunden. So sind auch Millionen deutsche Soldaten in Frankreich, in Russland oder in anderen Staaten, in denen Deutschland Kriege geführt hat, beigesetzt worden. Vielfach wurden und werden sie Jahre oder Jahrzehnte nach den Kriegen aus provisorischen Begräbnisstätten auf einen Soldatenfriedhof überführt und dort würdevoll beigesetzt. Dies hat nicht zuletzt auch für die Angehörigen eine große Bedeutung, die wissen wollen, wo ihr Vater oder Sohn, ihr Bruder oder Onkel, wo also ihre Verwandten ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Insbesondere nach der Zeitenwende 1989/90 wurde es zunehmend möglich, Kriegsgräberstätten in den osteuropäischen Staaten und den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion zu errichten. Eine große Bedeutung kommt dabei dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.eingetragener Verein zu: Er kümmert sich um die Bewahrung und würdewahrende Instandhaltung dieser Friedhöfe. Vielfach kann er dieses mit Freiwilligen leisten, die sich zur Gräberpflege bereiterklären. Neben Jungendgruppen sind darunter auch immer wieder Soldaten der Bundeswehr. Vor allem aber sorgt der Volksbund dafür, dass zwischenzeitlich aufgefundene sterbliche Überreste toter Soldaten auf eine Kriegsgräberstätte umgebettet werden.
Der Volksbund hat eine lange Geschichte und 2019 sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt im Auswärtigen Amt begangen. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg nahm er sich der Aufgabe an, die vielen Vereine, die sich um Soldatengräber kümmerten, zusammenzuführen und die für diese große Aufgabe notwendige Organisation zu schaffen. Dies war nicht zuletzt gerade wegen der zahlreichen Grabstätten im Ausland notwendig.
Den meisten Bundesbürgern dürfte der Volksbund am ehesten im Zusammenhang mit dem Volkstrauertag bekannt sein. Der Volkstrauertag wird als zentraler Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft erst seit 1952 zwei Wochen vor dem 1. Adventssonntag begangen. In diesem Jahr am 15. November.
Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann spricht im 15. Podcast zum Volksbund und seiner Geschichte, zum Volkstrauertag und der vielfältigen Bildungsarbeit mit Maximilian Fügen M.A. Der 30-jährige studierte Historiker und Reserveoffizier der Luftwaffe ist Bildungsreferent des Landesverbandes Bayern im Volksbund.
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26 Oct 2020 | Eine Kfz-Halle in Bonn | 01:10:40 | |
Als am 12. November 1955 die ersten 101 Freiwilligen der neuen westdeutschen Streitkräfte ihre Ernennungsurkunden erhielten, mündete eine langjährige Konzeptions- und Planungsphase in den konkreten Aufbau der Bundeswehr.
Erste Maßnahmen reichen bis in das Jahr 1947 zurück und nehmen ab Herbst 1949 Gestalt an. Ab diesem Zeitpunkt verbanden sich der politische Wille Konrad Adenauers mit dem Angebot ehemaliger Offiziere um Dr. Hans Speidel und Adolf Heusinger, der jungen Bundesrepublik Streitkräfte zu schaffen, um sich vom Objekt zum Subjekt internationaler Politik wandeln zu können. Seit 1949/50 hatten verschiedene Personen und Personengruppen selbständig oder im Auftrag der künftigen Alliierten begonnen, über einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag nachzudenken, nicht zuletzt Bundeskanzler Konrad Adenauer. Für ihn waren Streitkräfte unverzichtbarer Bestandteil eines souveränen Staates.
Mehr als fünf Jahre sollte es allerdings noch dauern, bis diese erste Phase abgeschlossen werden konnte. Dazwischen lagen die Erstellung zentraler Konzeptionspapiere wie der Besprechungsplan oder der Augustdenkschrift, die Experten-Tagung im Kloster Himmerod, die langjährigen Verhandlungen um die letztlich gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft und die Aufnahme der jungen Bundesrepublik Deutschland in die NATO im Mai 1955.
Mit der Ernennung der ersten Soldaten sollte – jedoch nicht sofort – die Aufstellungsphase beginnen. Ab dem 2. Januar wurden die ersten Verbände, Schulen und Kommandos aufgestellt. Mit der Einführung der Wehrpflicht ab dem 1. April 1957 wuchsen die Streitkräfte, die seit 1956 „Bundeswehr“ hießen, rasant an. Doch die Zusage an die NATO, in vier Jahren 500.000 Soldaten dem Bündnis bereit zu stellen, konnte nicht eingehalten werden. Erst Ende der 1960er Jahre erreichte die Bundeswehr annähernd diese Marke.
Im Übrigen erfolgte die Ernennung der ersten Freiwilligen an einem historischen Tag, dem 200. Geburtstag des preußischen Heeresreformers Generalleutnant Gerhard Johann David von Scharnhorst. Dieser ursprünglich hannoversche Offizier hatte nach 1806 und bis zum seinem Tod 1813 Grundlagen für eine Reform der preußischen Armee gelegt. Dazu zählte z.B. die Öffnung des Offizierkorps für Bürgerliche, die Forderung nach einem hohen Bildungsniveau und nicht zuletzt auch die 1814 eingeführte Allgemeine Wehrpflicht. Zu ihr hatte Scharnhorst festgestellt: „Alle Bürger des Staates sind geborene Verteidiger desselben.“
Im 14. Podcast des ZMSBw spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit den beiden Historikern und Oberstleutnanten Dr. Thorsten Loch (Heer) und Dr. Heiner Möllers (Luftwaffe) über die schwierige Gründung der Bundeswehr als Armee im Bündnis.
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24 Sep 2020 | Eine Kirche in der Geschichte | 01:18:06 | |
Die Garnisonkirche in Potsdam war eine der bedeutendsten barocken Kirchen Norddeutschlands. Das zwischen 1730 und 1735 errichtete Gotteshaus wurde als Simultankirche für eine überwiegend lutherische Militär- und eine reformierte Hof- und Zivilgemeinde genutzt. Das Kirchenschiff hatte dabei bis zu 4.000 Sitzplätze!
Friedrich der Große und dessen Vater der „Soldatenkönig“ fanden hier ihre letzte Ruhe bis zum Abtransport der Särge vor Kriegsende.
Die Kirche fiel zum Ende des Zweiten Weltkrieges dem Bombenangriff auf Potsdam am 14. April 1945 zum Opfer und wurde schwer beschädigt, wenn auch nicht gänzlich zerstört. Seine Ruine ließ der DDR-Staat 1968 sprengen, obwohl sie zwischenzeitlich schon wieder für Gottesdienste genutzt worden war.
Seit 2005 erfolgt der Wiederaufbau des Turmes. Im Gegensatz zur Frauenkirche in Dresden, deren Aufbau als eine nationale Aufgabe verstanden wurde, ist der Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche umstrittenen: Hier hatte Adolf Hitler am „Tag von Potsdam“ den bildlichen Schulterschluss mit den alten preußischen Eliten vollbracht – wenn man den Bildern glauben will. Allein dieser Augenblick, der als Bild in Schulbüchern weithin bekannt zu sein scheint, befeuert eine kontroverse Debatte.
Das ZMSBw widmet seinen neuesten Podcast diesem Teil der Potsdamer Stadtgeschichte.
Mit Oberleutnant Helene Heldt und Oberstleutnant Dr. John Zimmermann spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann im 13. Podcast des ZMSBw über die historische Garnisonkirche, ihre Bedeutung für die Stadt und sein Militär, wie auch den Tag von Potsdam im März 1933.
Mit Wieland Eschenburg und Oberkirchenrat Martin Vogel (beide Stiftung Garnisonkirche) spricht er danach über die heutige Bedeutung der Garnisonkirche und ihre Rolle in der Versöhnungsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, auch im Rahmen der Nagelkreuzorganisation.
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21 Sep 2020 | Wiedervereinigung und Streitkräfte | 00:54:23 | |
Am 3. Oktober 1990 trat die DDR dem Geltungsbereich des Grundgesetzes und damit der Bundesrepublik Deutschland bei. Für die Nationale Volksarmee der ehemaligen DDR (NVA) bedeutete dies, dass sie am 2. Oktober 1990 um 24 Uhr aufgehört hatte zu bestehen. Ihre Soldaten trugen bis dahin die Uniformen der NVA und danach das bundeswehreinheitliche „Gelboliv" mit dem noch ungewohnten Barett.
Am 3. Oktober 1990 übernahm das für wenige Monate bestehende Bundeswehrkommando Ost unter der Führung von Generalleutnant Jörg Schönbohm die Auflösung der NVA, ihrer Kasernen und riesigen Material- und Munitionsbestände.
Gleichzeitig aber begann für Angehörige der ehemaligen NVA, die anfänglich als Soldat auf Zeit für zwei Jahre (SaZ) in die Bundeswehr übernommen wurden, ein neuer Lebensabschnitt mit vielen Unbekannten: Wenn sie sich in der Bundeswehr bewähren würden, und die gleichzeitig einsetzende umfassende Reduzierung der Streitkräfte des nunmehr vereinten Deutschlands für sie einen Platz haben würde, könnten sie später Berufssoldaten werden.
Die Bundeswehr besaß am Vorabend der Deutschen Einheit rund 495.000 Soldaten. Mit den von der NVA hinzugekommenen waren es rund 570.000 Soldaten. Nach den internationalen Verträgen zur konventionellen Abrüstung in Europa sollte sie später nur noch 370.000 Soldaten umfassen.
Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann spricht im 12. Podcast des ZMSBw mit Wiss. Direktorin PD Dr. Nina Leonhard und Leitenden Wiss. Direktor Dr. Rüdiger Wenzke. Beide haben den Weg zur Einheit von unterschiedlichen Seiten der Grenze erlebt und sich danach intensiv mit der Auflösung der NVA und der Frage befasst, was aus den Menschen wurde.
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14 Sep 2020 | Schlachtenbummler und Militärschriftsteller | 00:29:01 | |
Sein literarische Werk umfasst fast 4.000 Seiten und beschäftigte Theodor Fontane (1819-1898) zwölf Jahre lang. Die Rede ist hier aber nicht von seinen bekannten Werken zu Effi Briest, Frau Jenny Treibel, dem Stechlin, den Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Gedichten oder Theaterkritiken. Nein, es geht um Kriege, die Fontane beobachtet und beschrieben hat.
Von 1864 bis 1876 arbeitete er an seinen Büchern zu den sogenannten „Reichseinigungskriegen“: gegen Dänemark 1864, gegen Österreich 1866 und gegen Frankreich 1870/71. Seine Werke dazu sind weit mehr als schlichte Chronik. Er beschäftigt sich intensiv mit den politischen Hintergründen, mit Motiven, mit den beteiligten Armeen und den Orten der Schlachten sowie Belagerungen. Er lässt beide Seiten zu Wort kommen, konzentriert sich nicht nur auf die Generalität, sondern auch auf die Truppe unten.
Wie Fontane zu diesen Werken kam, wie er es bearbeitet hat und ob er selbst am Krieg teilnahm, bespricht im 11. Podcast des ZMSBw Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Oberstleutnant Dr. Harald Fritz Potempa.
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01 Sep 2020 | Musik zur deutschen Einheit | 00:17:07 | |
Der Tag der Deutschen Einheit fand 2020 in Potsdam nicht mit einem Bürgerfest statt, wie es in den zurückliegenden Jahren üblich war. Anstelle dessen wurden am Alten Markt in der Potsdamer Innenstadt mit der „Einheits-Expo“ in gläsernen Kuben einzelne Installationen präsentiert, die die Geschichte des vereinten Deutschlands abbilden.
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist daran mit zwei Kuben vertreten. In ihnen wird die Ausstellung „Militär und Gesellschaft in Deutschland seit 1945“ präsentiert, die das ZMSBw mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erarbeitet hat. Ergänzt wird die Tafelausstellung mit zeitgenössischen Exponaten und der Darstellung von Soldatenstuben aus Nationaler Volksarmee und Bundeswehr. Diese Inszenierung wird mit Musik umrahmt, aber nicht Marschmusik, wie mancher vermuten möchte.
Stabsfeldwebel Guido Rennert, Komponist und Klarinettist im Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg, hat vor fünf Jahren eine Freiheitssinfonie komponiert und dabei Musikstücke und Zitate von Personen aus dem Wendeprozess 1989/90 eingebunden.
Mit ihm spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann im 10. Podcast des ZMSBw über dieses einzigartige Musikstück.
Ein Filmportrait von Stabsfeldwebel Guido Rennert – und seiner Freiheitssinfonie – finden Sie hier. Mehr zu Guido Rennert finden Sie auch auf www.guidorennert.de.
Bei der Uraufführung der Freiheitssinfonie in Köln im Jahr 2015 war mit Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher (+) ein maßgeblicher Gestalter des „Wendeprozesses 1989/90“ Gast des Konzerts.
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03 Aug 2020 | Die ausgefallene Landung in England 1940 | 00:20:55 | |
Julius Cäsar landete in Südengland und besetzte weite Teile der Insel. 1066 landete Wilhelm der Eroberer, der Normannenherrscher, in Hastings und eroberte das Land. Für die Neuzeit sind Landungen und Besetzungen Großbritanniens nicht überliefert. Napoleon wollte es, ihm fehlten aber die militärischen Fähigkeiten dazu.
1940 schickte sich Hitler an, nach dem siegreichen Feldzug gegen Frankreich und der Errichtung der deutschen Hegemonie auf dem europäischen Festland auch die britischen Inseln zu besetzen. Als „Operation Seelöwe“ gingen die Vorbereitungen in die Geschichtsbücher ein – aber mehr als eine Fußnote waren sie nicht.
Im 9. Podcast des ZMSBw sprechen Fregattenkapitän der Reserve Dr. Guntram Schulze Wegener und Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann über die Vorbereitungen zur Landung auf der britischen Insel, die 80 Jahre zurückliegen.
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19 Jul 2020 | Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 | 00:26:08 | |
Überall in Deutschland erinnern Denkmäler an die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges. Dieser Konflikt war die Geburtsstunde des Deutschen Reiches, das 1871 symbolträchtig im Spiegelsaal von Versailles proklamiert wurde. Mit der Reichsgründung erfüllte sich für viele der alte Traum eines einheitlichen Nationalstaates; sie veränderte die Machtverhältnisse auf dem europäischen Kontinent nachhaltig: Frankreich wurde zur Republik und Deutschland unter preußischer Führung ein Nationalstaat in der geographischen Mitte Europas. Heute weitgehend unvergessen ist von diesem Konflikt seine Dauer von knapp einem Jahr sowie die mehrjährige Besetzung weiter Teile Nord- und Ostfrankreichs durch deutsche Truppen.
Im 8. Podcast des ZMSBw spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Prof. Dr. Michael Epkenhans über diesen Krieg.
Einen guten Einstieg in den Krieg, seine Vorgeschichte und seine Folgen vermittelt: Michael Epkenhans, Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, Stuttgart: Reclam 2020 (= Kriege der Moderne), 160 Seiten, 14,95 €, ISBN 978-3-15-011271-7.
Als Klassiker zum Thema bietet sich an: Theodor Fontane, Der Krieg gegen Frankreich, 4 Bände, Berlin 1873 (leider auch als Reprint oftmals nur antiquarisch erhältlich)
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07 Jul 2020 | Die Teilung der Welt | 00:37:47 | |
Am 17. Juli 1945 begann in Schloss Cecilienhof die Potsdamer Konferenz. Delegationen der drei Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, die USA, Großbritannien und die Sowjetunion, berieten dort über den künftigen Umgang mit dem besiegten Deutschland, den Krieg gegen Japan und weitere Fragen, die sich aus dem Kriegsende ergaben. Gleichzeitig verweist die Konferenz auf den beginnenden Kalten Krieg, weil sich hier evidente Gegensätze zwischen den politischen Vorstellungen der Siegermächte manifestierten.
Die Auswahl des Versammlungsortes, im ehemaligen Wohnsitz des früheren preußischen Kronprinzen Wilhelm und seiner Frau Cecilie, war nur scheinbar zufällig: In Potsdam gab es für die Delegationen ausreichende Unterkünfte in Babelsberg am Griebnitzsee, und mit dem Schloss stand ein Konferenzort mit vielfältigen Beratungs- und Verhandlungsräumen zur Verfügung.
Über die Konferenz, ihre Entstehung und Ihre Auswirkungen auf die Stadt sowie die Einwohner und Einwohnerinnen von Potsdam spricht Oberstleutnant PD Dr. John Zimmermann im 7. Podcast des ZMSBw mit Dr. Jürgen Luh, Direktor des Research Center Sanssouci der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg sowie Oberleutnant Helene Heldt M.A.
Der Begleitband zur Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg, Potsdamer Konferenz 1945. Die Neuordnung der Welt. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg; Jürgen Luh (Hrsg.), Dresden: Sandstein Verlag, 2020, ISBN 978-3-95498-546-3, 34,00 €
ist im Buchhandel oder bei der Ausstellung sowie über die Website der Stiftung erhältlich.
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13 Jan 2021 | Reichsgründung 1871 | 00:28:16 | |
Folge 18 von "ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw", heute zur Reichsgründung 1871 im Spiegelsaal von Versailles mit Michael Epkenhans und Jörg Hillmann. | |||
12 Feb 2021 | Bevölkerungsbefragungen zur Bundeswehr | 00:39:27 | |
Die Bevölkerungsumfrage des ZMSBw ist die längste und umfassendste Studienreihe in Deutschland zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Fragen. Sie wird jedes Jahr im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung durchgeführt und umfasst beispielsweise Themenbereiche wie Sicherheits- und Bedrohungswahrnehmungen, Einstellungen zum außen- und sicherheitspolitischen Engagement Deutschlands, Haltungen der Bürgerinnen und Bürger zur Bundeswehr, die Wahrnehmung der Bundeswehr in der Öffentlichkeit sowie Einstellungen zu den Aufgabenbereichen der Bundeswehr und den Auslandseinsätzen. In dieser Folge des Podcasts spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Dr. Markus Steinbrecher über die methodischen Herausforderungen bei der Durchführung der Bevölkerungsbefragung und ausgewählte zentrale Ergebnisse. | |||
02 Mar 2021 | Minensucher im Persischen Golf 1991 | 00:55:02 | |
Deutsche Minensucher räumten nach dem 2. Golfkrieg 1991 im Persischen Golf in einer internationalen Koalition diejenigen Minen, die die irakischen Streitkräfte vor dem Krieg dort verlegt hatten. Dieser erste Einsatz deutscher Streitkräfte außerhalb des NATO-Bündnisgebietes nach der Deutschen Einheit war fraglos ein humanitäre Hilfeleistung mit UN-Mandat. Dennoch gab es in der Bundesregierung Vorbehalte gegen diesen Einsatz: Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher lehnte ihn ab, während Bundeskanzler Helmut Kohl ihn auch als Zeichen gewachsener internationaler Verantwortung des vereinten Deutschlands sah.
Kapitän zur See Dr. Jörg Hillman spricht mit Fregattenkapitän Dr. Christian Jentzsch zu diesem spannenden Thema der militärisch-maritimen Zeitgeschichte. Dr. Jentzsch forscht am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zur Geschichte der Bundesmarine und besonders zur Marine im Umbruch zwischen 1985 und 1995. | |||
14 Apr 2022 | Kriegsverbrechen und Völkerrecht | 00:36:45 | |
Der Krieg in der Ukraine richtet sich zunehmend gegen die dortige Zivilbevölkerung. Viele Opfer sind Zivilisten. Russland dementiert medial berichtete Kriegsverbrechen und erschwert mit seinem Medienkrieg die Tatsachenfeststellung. Wie ist es möglich, juristisch belastbare Beweise in dieser unübersichtlichen Lage zu sichern und später die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen - möglicherweise vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag? In Folge 36 von "ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw spricht Dr. Anja Seiffert mit Henning de Vries über die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund der aktuellen Fälle von Butscha in der Ukraine stellt sich die Frage, wie eine juristische Aufarbeitung erfolgen kann. Ob es dazu kommen wird, kann jetzt noch gar nicht festgestellt werden. Fraglich bleibt dabei ebenfalls, ob die politischen Verantwortlichen für den Krieg und den dabei begangenen Verbrechen ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden und welche Folgen sich daraus für die internationale Ordnung und für die Bundeswehr ergeben. Festzuhalten ist, dass der Internationale Strafegerichtshof bereits Untersuchungen zu Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine aufgenommen hat. Ob, wann und wie diese Verbrechen sanktioniert werden, ist aber noch nicht zu sagen. Literaturhinweise Gornig, Carolin. Der Ukraine-Konflikt aus völkerrechtlicher Sicht. Duncker & Humblot, Berlin 2020. | |||
23 Sep 2021 | 120 Jahre Boxerkrieg in China - Teil 3 - die Analyse der Expedition | 00:14:26 | |
Lessons Learned - die Analyse der Expedition Oberstleutnant Dr. Christian Stachelbeck gewährt Einblicke in die „Einsatznachbereitung“ der deutschen Streitkräfte. Noch auf dem Heimweg legte Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee, der Oberkommandierende der internationalen Koalition, erste Aufzeichnungen an, die er Kaiser Wilhelm II. direkt vorlegte. Später richtete die Armee eine „Kommission zur Beratung der für etwaige künftige Expeditionen erforderlichen und wünschenswerten Maßnahmen“, kurz: die Waldersee-Kommission, ein. Sie wie auch eine spätere weitere Kommission kam zum Schluss, dass das Deutsche Reich für solche Fälle eine Expeditionsstreitmacht aufstellen sollte – wozu es aber nie kam: Armee und Marine konnten sich auch aus Etatgründen nicht darauf einigen, wer dafür Geld und Truppen bereitstellen sollte. | |||
27 Feb 2025 | Militär und Klima: Zwischen Naturschutz und Umweltzerstörung | 00:45:18 | |
Von „CO2-neutralem Töten“ zu sprechen, schockiert zunächst. Allerdings verweist die Aussage in ihrer Radikalität und mitschwingende Ambivalenz auf eine zentrale Frage zur Organisation militärischer Gewalt: In welchen Verhältnissen stehen Militär und Natur zueinander? Über deren vielfältigen Wechselwirkungen sprechen Obergefreiter Philipp Janssen und Dr. Frank Reichherzer vom ZMSBw. Umweltfolgen militärischer GewaltEs verwundert nicht, dass zum Verhältnis von Militär und Umwelt sofort kriegerische Auseinandersetzungen in den Blick geraten: „Verbrannte Erde“, Bilder der Zerstörung etwa aus Verdun, Stalingrad, oder dem aktuellen Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten. Dass Militär und militärische Gewalt erhebliche Auswirkungen auf die Natur haben ist offensichtlich. Soldaten und Soldatinnen kämpfen in der Natur. Schützengräben, Bunker, Granattrichter, verändern und verseuchen etwa im Fall von Munitionsresten Landschaften auf lange Zeit. Die Organisation militärischer Gewalt als StoffwechselprozessAber allein die Existenz des Militärs als Einrichtung zur Bündelung und Organisation kollektiver Gewaltpotentiale wirkt sich auf die Umwelt und die Natur aus. Militärgerät wird produziert und betrieben, die Truppe muss ernährt, untergebracht und ausgebildet werden. Alles zusammen verbrauchen Rohstoffe, Energie und produziert Abfälle. Diese Stoff- und Materialflüsse können als „Militärischer Metabolismus“ beschrieben werden, womit zahlreiche neue Perspektiven für die Betrachtung der Geschichte militärischer Gewalt wie auch für den Umgang mit aktuellen Problemlagen ermöglicht werden. Zitat Frank Reichherzer: "Gewalt ist immer ambivalent: Sie sichert, sie zerstört, sie schafft und sie macht kaputt." Wechselwirkungen nicht nur durch KriegDoch wenn dieses Militär einen Krieg verhindert oder vor allem es gelingt Konflikte gewaltfrei beizulegen, führt das dann nicht dazu, dass deutlich weniger Rohstoffe aus der Umwelt genommen und beispielsweise weniger CO² in die Luft abgegeben wird? Über Stoffwechselprozesse, die zahlreichen Energietransformationen in der Geschichte des Militärs, Möglichkeiten der Reduktion der Umweltbelastungen durch Streitkräfte und Kampfhandlungen sowie zu den Möglichkeiten zur Lösung von Zielkonflikten zwischen militärischer Notwendigkeit und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen forscht das Projekt „Greening Military? Militär und UmweltschutzDer Historiker Frank Reichherzer ist Co-Leiter des von der Volkswagenstiftung geförderten Projektes. Er und Philipp Janssen sprechen in dieser Podcast-Folge über die Forschungen der Gruppe und kommen dabei auch auf die Rolle des Militärs als Umweltschützer von Biodiversität auf Übungsplätzen bis hin zur der NATO zu sprechen: Die NATO war bereits in den 1960er-Jahren mit Fragen der Umweltverschmutzung und den damit einhergehenden Problemen für die „Sicherheit“ westlicher Gesellschaften konfrontiert und setzt sich auch heute mit nachhaltigem Umgang, ökologischen Fragen und den sicherheitspolitischen Folgen der Erderwärmung auseinander. Die Episode regt also dazu an, die vielschichtigen und oft spannungsgeladenen Beziehungen zwischen Militär und Umwelt zu reflektieren und die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit diesen Themen in der militärischen Praxis in Geschichte, Gegenwart und Zukunft zu erkennen. | |||
23 Jan 2025 | Krieg und Geschlecht in der Ukraine | 00:53:33 | |
Im Ukrainekrieg spielen Frauen eine entscheidende Rolle, die traditionelle Geschlechterbilder zunehmend in Frage stellt. Auch zur Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte durch die Bundeswehr in Deutschland kommen regelmäßig Soldatinnen. Sabine Barz, Gender Advisor im EUMAM UA ST-C und Dr. Kristiane Janeke, ZMSBw, sprechen über Frauen und Geschlecht im Ukrainekrieg, über die Bedeutung von Geschlechterrollen und die Geschlechterperspektive in den Streitkräften. Die Rolle der Frauen im KriegDas Gespräch beginnt mit einem Einblick in die Rolle von Frauen in den ukrainischen Streitkräften. Aktuell dienen in Ihnen ca. 68.000 Frauen, darunter 5.000 an der Front. Ihre Motive unterscheiden sich dabei nicht wesentlich von denen der Männer. Gleichzeitig tragen sie weiterhin die Hauptlast der familiären Verantwortung und leisten psychosoziale Unterstützung in den Kampfgebieten. Ein besonderer Fokus der Podcastfolge liegt auf der Arbeit einer oder eines Gender Advisor. Sabine Barz erklärt ihre Aufgabe als Gender Advisor in der EU-Mission unter Beteiligung der Bundeswehr: Dabei geht es um die Analyse der geschlechtsspezifischen Auswirkungen von Konflikten und die Beratung militärischer Führungskräfte. Es geht also nicht um Gendersternchen oder Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten, sondern um ein tieferes Verständnis der sozialen Dynamiken in Krisengebieten. Sexualisierte Gewalt als KriegswaffeFrauen sind im Krieg besonders gefährdet und von sexualisierter Gewalt betroffen. Diese wird auch im Ukrainekrieg gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Russische Streitkräfte verüben systematisch Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt gegen ukrainische Frauen, Männer und Kinder. Diese Taten dienen nicht nur der individuellen Demütigung der Opfer, sondern zielen auf eine kollektive Traumatisierung. Die psychischen und physischen Folgen sind verheerend und langanhaltend. Während Russland traditionelle Geschlechterrollen von Männern als heldenhaften Kämpfern und Frauen als Opfer und fürsorgliche Hüterinnen der Familie für seine Propaganda nutzt, führt in der Ukraine der Krieg dazu, dass Frauen eine zunehmend aktive Rolle in den Streitkräften einnehmen und in der Gesellschaft eine stärkere Geschlechtergerechtigkeit einfordern. Der Krieg hat somit das Potenzial, Geschlechterrollen zu hinterfragen und neu zu definieren und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlecht und Macht zu verändern. Neues Osteuropa-Projekt am ZMSBwDie Podcastfolge ist Teil des neuen Projekts „Militärgeschichtliche Osteuropa-Forschung zum Zeitalter der Weltkriege“, mit dem das ZMSBw seine Expertise zugleich in die Diskussionen und Debatten zur Entwicklung in Osteuropa verstärkt einbringen und ausbauen will. Im Fokus steht die nicht allein aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine motivierte Erschließung Osteuropas für die Militärgeschichtsforschung. | |||
25 Sep 2024 | Kritik und Anerkennung: Bundeswehr und Gesellschaft | 00:55:45 | |
Wie steht es um das Verhältnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft? Erhalten Soldatinnen und Soldaten die Anerkennung, die sie sich wünschen? Welche Rolle spielt der Veteranentag? Darüber sprechen Oberstleutnant Marcel Bohnert und Dr. Timo Graf mit Major Gutzeit. Sie geben Einblicke in die Herausforderungen, aber auch Chancen, die sich aus der Zeitenwende und der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Bundeswehr ergeben. Ein Tag wird zur BrückeAb 2025 wird es in Deutschland jedes Jahr am 15. Juni einen Veteranentag geben. Für Oberstleutnant Marcel Bohnert ist das ein wichtiger Schritt, um die Bundeswehr stärker in die Gesellschaft einzubinden. Er bezeichnet die Bundeswehr gar als „Blackbox“, die sich mit diesem Instrument für die Bevölkerung etwas öffnen lässt. Die Bedeutung des Veteranentags wird auch durch Daten aus der Bevölkerungsumfrage des ZMSBw untermauert: Direkte Kontakte zwischen der Bevölkerung und der Truppe werden meist positiv erlebt und verbessern die Wahrnehmung der Bundeswehr, so der Leiter der Bevölkerungsbefragung, Dr. Timo Graf. Die Bevölkerung hat eine positive Einstellung zur Bundeswehr, dennoch nehmen viele Soldatinnen und Soldaten die öffentliche Meinung anders wahr. Dr. Graf verweist jedoch auch darauf, dass es hierbei wichtig ist, zwischen der Kritik an militärischen Einsätzen und dem Bild von der Bundeswehr in der Bevölkerung zu unterscheiden. So habe die Gesellschaft ein positives Bild von der Bundeswehr als Institution, kritisiere aber oft die beauftragten Einsätze. Für die Soldatinnen und Soldaten, die sich stark mit diesen Einsätzen identifizieren, führe dies zu einem Paradoxon: Hohe Anerkennung der Bundeswehr, aber Kritik an den Missionen. Zeitenwende? Nicht wirklichAngesprochen auf die Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine betont Dr. Graf, dass es in der Beziehung zwischen Bundeswehr und Gesellschaft keine Zeitenwende gegeben habe. Denn die Gesellschaft habe ihre Bundeswehr „eigentlich schon immer ein Stück weit lieb gehabt“. Lediglich die Bedrohungswahrnehmung in der Bevölkerung habe sich verändert: Die Zustimmung zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben ist seit 2022 stark gestiegen. Die Bevölkerung räumt der Landes- und Bündnisverteidigung nun eine größere Bedeutung ein. Oberstleutnant Bohnert und Dr. Graf betonen abschließend die Notwendigkeit, die Bundeswehr in der Bevölkerung noch stärker zu verankern. Gut informierte Bürger unterstützen viel eher die Auslandseinsätze der Bundeswehr als wenig oder schlecht informierte. Eine bessere Informationsarbeit der Bundeswehr ist daher auch ein Schlüssel, um das Verständnis und die Unterstützung der Bevölkerung zu stärken. Gesprächspartner Marcel Bohnert ist Oberstleutnant im Generalstabsdienst der Bundeswehr und stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes. Der Deutsche Bundeswehrverband ist ein unabhängiger Verein zur Wahrung der Interessen von Soldatinnen und Soldaten. Dr. Timo Graf ist Wissenschaftlicher Oberrat im Forschungsbereich Militärsoziologie am ZMSBw. Er forscht zur öffentlichen Meinung der Bundesrepublik Deutschland und legt den Fokus auf Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). | |||
08 Aug 2022 | Landes- und Bündnisverteidigung | 00:42:21 | |
Seit der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim durch Russland steht für die Bundeswehr die „Landes- und Bündnisverteidigung“ im Fokus. Damit verbunden sind vielfältige und komplexe Herausforderungen an unsere Streitkräfte. Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedererlangung der deutschen Einheit wurde die Bundeswehr in vielfältigen Reformen wiederholt umgebaut und reduziert. Fähigkeiten wurden aufgegeben, andere sind hinzugekommen - vor allem im Rahmen des Krisenmanagements im Ausland. So hat besonders der Einsatz in Afghanistan lange Zeit das Erscheinungsbild der Bundeswehr geprägt. Spätestens seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 erweist sich jedoch Russland als politische und militärische Bedrohung. Seit Februar 2022 lässt der russische Angriffs- und, wie wir nun offiziell wissen, Eroberungskriegs keine Zweifel mehr zu, dass die NATO willens und fähig sein muss, seine Bündnisverpflichtungen gegenüber allen Partnern einzuhalten. Was bedeutet das für die Bundeswehr? Welche Fähigkeiten muss die Bundeswehr haben, um die geforderte „Kaltstartfähigkeit“ zu erreichen. Und wie wurde die „Landes- und Bündnisverteidigung“ im Kalten Krieg vorbereitet und organisiert? In Folge 44 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ spricht Oberst Dr. Sven Lange mit dem Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, und dem Historiker Dr. Heiner Möllers über die „Landes- und Bündnisverteidigung“ und die damit verbundenen Herausforderungen früher und heute. | |||
07 Feb 2023 | Die Welt am Rande des Atomkrieges | 00:51:07 | |
In vier Podcasts hat sich „Zugehört!“ mit Krisen des Kalten Krieges beschäftigt. Nach der Suez-Krise von 1956, der Kuba-Krise 1962 als Höhe- und Wendepunkt des Kalten Krieges, und dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968, einer internen Unterdrückung von blockinterner Opposition, geht es in der letzten Folge um das NATO-Manöver ABLE ARCHER und das Krisenjahr 1983. In dieser 51. Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann dazu mit Oberst Dr. Armin Wagner. Nach einer Phase der Entspannung zwischen Ost und West in der ersten Hälfte der 1970er Jahre erwuchs gegen Ende des Jahrzehnts eine neue Konfrontation. Zwei Ursachen waren wesentlich dafür: erstens die Möglichkeit des Einsatzes von neuen sowjetischen SS-20-Mittelstreckenraketen gegen Zeile in Westuropa und der darauffolgende NATO-Doppelbeschluss von 1979; zweitens der sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember des gleichen Jahres. Der 1981 ins Amt gekommene US-Präsident Ronald Reagan eröffnete eine psychologische Offensive gegen die Sowjetunion. Im Frühjahr 1983 bezeichnete er die östliche Führungsmacht plakativ als „evil empire“, als Reich des Bösen. Er kündigte zudem eine weltraumgestützte Raketenabwehr an, die sogenannte Strategic Defense Initiative (SDI): ein für die damalige Zeit technologisch mehr als ambitioniertes Vorhaben, das zudem das zwischen Moskau und Washington 1972 vereinbarte Verbot anti-ballistischer Raketen und damit eine wesentliche Komponente gegenseitiger Abschreckung untergrub. Eines kam zum anderen: Im Frühjahr 1983 fand im Nordpazifik die größte Flottenübung der U.S. Navy seit dem Zweiten Weltkrieg statt. Anfang September 1983 schoss die sowjetische Luftwaffe ein südkoreanisches Verkehrsflugzeug über ihrem Luftraum ab, mit fast 270 Toten als Folge. Im gleichen Monat meldete das automatisierte System der sowjetischen Luftverteidigung fälschlich einen Anflug amerikanischer Raketen auf das Land. Im November 1983 probte die NATO-Stabsrahmenübung ABLE ARCHER einen Krieg zwischen NATO und Warschauer Pakt bis zur Eskalation zum Atomkrieg. Bis heute umstritten bleibt, inwiefern ABLE ARCHER bei Geheimdienst und Militär in Moskau zu einer realen Kriegsfurcht führte. Doch allein die Möglichkeit, dass die Sowjets westliches Handeln als echte Angriffsabsicht missinterpretieren könnten, führte bei Ronald Reagan zu einem Umdenken. Fortan verknüpfte er außenpolitische Standfestigkeit mit diplomatischer Verhandlungsbereitschaft und fand ab 1985 mit dem Generalsekretär der sowjetischen Staatspartei KPdSU Michail Gorbatschow einen kongenialen Verhandlungspartner. Im Unterschied zur Kuba 1962 war die Zuspitzung im Jahr 1983 vor allem eine imaginierte, eine in der Vorstellungskraft beteiligter Akteure gedachte Krise. Eines hatten beide allerdings gemeinsam: Die jeweiligen Erfahrungen mündeten in Phasen der Annäherung beider Supermächte. Ein „1983“ wiederholte sich selbst dann nicht, als zwischen 1989 und 1991 Warschauer Pakt und Sowjetunion zerfielen. LiteraturMark Kramer: Die Nicht-Krise um „Able Archer 1983“: Fürchtete die sowjetische Führung tatsächlich einen atomaren Großangriff im Herbst 1983? In: Oliver Bange, Bernd Lemke (Hrsg.): Wege zur Wiedervereinigung. Die beiden deutschen Staaten in ihren Bündnissen 1970 bis 1990 (= Beiträge zur Militärgeschichte. Band 75). Oldenbourg, München 2013 | |||
21 Jun 2021 | Unternehmen "Barbarossa" 1941 | 00:45:11 | |
Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 eröffnete Hitlers Krieg - den rasseideologischen Eroberungs- und Vernichtungskrieg im Osten. Die 24. Folge von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ widmet sich diesem Krieg, der vor 80 Jahren begann. Der Krieg gegen die Sowjetunion zur Eroberung neuen Lebensraumes war Hitlers Lebensziel. Bereits in seinem Buch „Mein Kampf“ hatte er davon geschrieben; nach der Machtübernahme 1933 die Spitzenmilitärs von dieser Absicht unterrichtet und nach dem Ende des Frankreichsfeldzuges im Juli 1940 angewiesen, diesen Feldzug vorzubereiten. Hitlers „Weisung für die Kriegführung Nr. 21 - Fall Barbarossa“ gab den groben Rahmen vor. Im Juni 1941 standen der Wehrmacht rund 150 Divisionen des Heeres zur Verfügung, von denen allerdings nur einige wenige motorisiert und nur 19 Panzerdivisionen waren. Der deutsche Soldat lief in der Regel zu Fuß und das Heer hatte mehr Pferde, z.B. für die bespannte Artillerie, als die Truppen des Kaiserreichs im Ersten Weltkrieg. Besonders schwerwiegend war jedoch aus militärischer Sicht, dass der Angriffsplan kein wirkliches Ziel und keine strategische Ausrichtung besaß, die Deutschland mit seinen Ressourcen erreichen konnte. Faktisch war der Überfall der Beginn des Endes - der Krieg war nicht zu gewinnen. Darüber täuschten die Anfangserfolge jedoch hinweg. Im Herbst/Winter 1941 zeichnete sich ab, dass die Wehrmacht scheitern würde. Oberstleutnant Dr. Harald Potempa spricht über das Unternehmen „Barbarossa“, seine Entstehung und Namensgebung, seine politische Dimension und sein Scheitern mit Oberstleutnant Chris Helmecke M.A. | |||
06 Dec 2021 | Keine "Butterfahrt": SHARP GUARD 1992-1996 | 00:50:25 | |
Erinnern Sie sich an den Bürgerkrieg in Jugoslawien ab 1991? Wussten Sie, dass es damals ein mehrjähriges Embargo gegen den zerfallenden Staat gab? Wenn nicht, sind Sie hier richtig. Folge 28 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ ruft die Zeitenwende von 1991 in Erinnerung, als die Außenpolitik des vereinten und souveränen Deutschlands überlegen musste, was die Bundeswehr für Aufgaben haben soll, wenn der große Ost-West-Konflikt nicht mehr existiert. Fregattenkapitän Dr. Christian Jentzsch erklärt SHARP GUARD. Die von 1992 bis 1996 andauernde Überwachung des Handelsembargos gegen (Rest-)Jugoslawien gab der Marine eine neue Aufgabe, unter dem Dach einer UN-Resolution und ausgeführt durch die NATO und die Westeuropäische Union. Sie hören dabei auch, welche Rolle die „Salamitaktik“ der damaligen Bundesregierung besaß, den außenpolitischen handlungsspielraum des souveränen Deutschlands zu erweitern. Einen lesenswerten Beitrag von Christian Jentzsch finden Sie in Ausgabe 3/2021 der Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung. Bildquelle: Bildquelle: Ein Boarding-Team des kanadischen Zerstörers HMCS Algonquin(DDG_283) setzt zum Frachter ACRUX ein, der damals unter panamesischer Flagge fuhr. | |||
10 Sep 2021 | Mythos Bismarck | 00:37:54 | |
Am 24. Mai 1941 versenkte die „Bismarck“ mit dem Schweren Kreuzer „Prinz Eugen“ im „Unternehmen Rheinübung“ den britischen Schlachtkreuzer „Hood“ - und ging selbst drei Tage später nach einer beispiellosen Jagd der Royal Navy in den Fluten des Atlantiks unter. Die Faszination um das damals modernste deutsche Schlachtschiff ist bis heute ungebrochen. Der britische Premierminister Winston Churchill war einer der ersten, der an der aufkommenden Mythenbildung mitwirkte. Er verlangte von der Royal Navy die Versenkung dieses dieses damals modernsten Schlachtschiffs, „whatever it costs!“. Und dies, obwohl die „Bismarck“ nur eines von sehr wenigen wirklich gefährlichen Schiffen der Kriegsmarine war. Insgesamt war die deutsche Flotte damals der britischen an Zahl deutlich unterlegen. Vom bis heute die „Bismarck“ umgebenden Mythos zeugt auch ihre mediale Wahrnehmung: Beinahe monatlich wiederholen Spartensender im Fernsehen ihre Dokumentationen über dieses mächtige Schiff. Und noch 2019 brachte die schwedische Heavy-Metal-Band Sabaton einen Song mit dem Titel Bismarck heraus. Tatsächlich geht es dem deutschen Schlachtschiff wie der „Titanic“ 1912: bei der Jungfernfahrt untergegangen, überlebt sie in der Erinnerung, von Mythen verklärt. In der 23. Folge von “ZUGEGHÖRT! der Podcast des ZMSBw„ Podcast beschreibt Fregattenkapitän Dr. Christian Jentzsch im Gespräch mit Fregattenkapitän Dr. Guntram Schulze-Wegener den Mythos dieses deutschen Schlachtschiff-Giganten, die Strategie, die zu der Atlantikoperation des Kampfverbandes führte, sowie den Verlauf des „Unternehmen Rheinübung“ und die Folgen für die deutsche Seekriegführung: Der Untergang der „Bismarck“ war faktisch nicht weniger als das Ende der deutschen Überwasserkriegführung im Zweiten Weltkrieg. Außer U-Booten hatte die deutsche Kriegsmarine in den folgenden Jahren nicht mehr viel zu bieten. | |||
04 Apr 2023 | Der Genozid an den Jesiden | 00:45:43 | |
Der Deutsche Bundestag hat am 19. Januar 2023 die Verbrechen des IS welche 2014 auf irakischem Territorium gegen Jesidinnen und Jesiden verübt wurden, als Völkermord anerkannt. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt gewesen ist, stehen die jesidische Gemeinschaft, der Irak, sowie auch Deutschland immer noch vor vielen Herausforderungen, welche den Frieden in der Region gefährden können. Besonders prägend für die Entwicklungen der letzten zwei Dekaden im Irak war die Ausbreitung des sogenannten Islamischen Staates, der im August 2014 seine größte territoriale Ausdehnung im Irak erreichte. Bei der militärischen Bekämpfung dieser Terrororganisation war und ist immer noch auch die Bundeswehr beteiligt, im Einsatz Counter Daesh/Capacity Builidung Iraq. Auch wenn der sogenannte Islamische Staat im Irak in seiner ursprünglichen Form inzwischen als besiegt gilt, stellt er weiterhin eine ernstzunehmende Gefahr dar. Vor allem deutlich präsent sind insbesondere die Konsequenzen der Verbrechen, welche die Anhänger und Anhängerinnen dieser terroristischen Gruppierung in den letzten 10 Jahren ausgeübt haben. In der 53. Zugehört-Folge spricht Silvia-Lucretia Nicola mit Gohdar Alkaidy, dem Co-Vorsitzende der Stelle für Jesidische Angelegenheiten in Berlin, der durch eine Petition den Bundestag zur Anerkennung der Verbrechen gegen die jesidische Gemeinde als Völkermord angeregt hat sowie auch mit Dr. Henning de Vries, dem Geschäftsführer am Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse der Universität Marburg. Im Podcast geht es um die Einordnung der Geschehnisse, welche zu dem jüngsten Völkermord auf dem Territorium des Irak geführt haben, sowie auch um die Rolle Deutschlands bei der juristischen Aufarbeitung dieser Verbrechen. | |||
11 Oct 2022 | Die Suezkrise 1956 | 00:27:04 | |
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist das Interesse am Kalten Krieg stark gewachsen. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung, aus der Geschichte lernen zu können. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie es damals gelang, trotz zahlreicher Krisen einen „heißen Krieg“ zu verhindern. In vier Folgen von „Zugehört! Der Podcast des ZMSBw“ beschäftigen wir uns mit der Suez-Krise von 1956, der Kuba-Krise des Jahres 1962, dem Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei 1968 und der von sowjetsicher Seite falsch eingeschätzten NATO-Übung ABLE ARCHER 1983. Mit unseren Gesprächspartnern diskutieren wir folgende Fragen: Wie war es zu diesen Krisen gekommen, welche Mächte und Internationalen Organisationen waren beteiligt und wie ist es schließlich gelungen, die Krise zu entschärfen? Und was können wir daraus für die Bewältigung der großen Krise, in der wir uns aufgrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine befinden, lernen? In Folge 44 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ zur Suez-Krise 1956 spricht der Historiker Oberst a.D. Prof. Dr. Winfried Heinemann über die Absichten Frankreichs und Großbritanniens, die Rolle Israels sowie die Intervention der beiden Supermächte USA und Sowjetunion. Er zeigt auf, dass Krisen positive Entwicklungen anstoßen können. Die NATO legte danach mehr Wert auf politische Konsultationen unter ihren Mitgliedern, und die Vereinten Nationen erfanden die UN-Friedenstruppen. Es gab auch einen Helden in der Suez-Krise. Das war der damalige kanadische Außen- und spätere Premierminister Lester „Mike“ Pearson, der 1957 wegen der „Erfindung der Blauhelme“ den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass der Westen in der Auseinandersetzung mit der damaligen Sowjetunion und der heutigen Russischen Föderation zusammenstehen muss und sich nicht spalten lassen darf. Im Oktober und November 2022 bieten wir Ihnen auch in unserem Buchjournal „Angelesen“ 15-20minütige Besprechungen über Bücher zum Kalten Krieg an. Jeden Donnerstag um 10 Uhr erscheint eine neue Audiodatei. | |||
24 Oct 2022 | Die Kubakrise 1962 | 00:50:14 | |
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist das Interesse am Kalten Krieg stark gewachsen. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung, aus der Geschichte lernen zu können. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie es damals gelang, trotz zahlreicher Krisen einen „heißen Krieg“ zu verhindern. In vier Folgen von „Zugehört! Der Podcast des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ beschäftigen wir uns mit der Suez-Krise von 1956, der Kuba-Krise des Jahres 1962, dem Einmarsch der Sowjetunion in die Tschechoslowakei 1968 und der von sowjetsicher Seite falsch eingeschätzten NATO-Übung ABLE ARCHER 1983. Mit unseren Gesprächspartnern diskutieren wir folgende Fragen: Wie war es zu diesen Krisen gekommen, welche Mächte und Internationalen Organisationen waren beteiligt und wie ist es schließlich gelungen, die Krise zu entschärfen? Und was können wir daraus für die Bewältigung der großen Krise, in der wir uns aufgrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine befinden, lernen? In Folge 45 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ über die Kuba-Krise 1962 spricht der Historiker Oberst d.R. Prof. Dr. Reiner Pommerin über Fidel Castros Revolution und die gescheiterten Versuche der USA unter den Präsidenten Eisenhower und Kennedy, Castros Regime zu stürzen. Die Sowjetunion unter Chruschtschow sah Kuba als eine günstige Gelegenheit, vor der Haustür der USA Atomraketen zu stationieren und mit den USA gleichzuziehen: Wie die USA mit ihren in Italien, Großbritannien und der Türkei stationierten Atomraketen hätte nun auch die Sowjetunion das Territorium ihres ideologischen Gegners bedrohen können. Die Krise eskalierte nicht zuletzt deshalb, weil es auf US-amerikanischer Seite nur eine strategische Option gab: Die sowjetischen Atomraketen auf Kuba mussten verschwinden. Als ein atomarer Schlagabtausch unausweichlich schien, schreckten sowohl Kennedy als auch Chruschtschow vor einer weiteren Eskalation zurück. Es war der aus persönlichen Kriegserfahrungen gespeiste gute Wille, der die Welt vor ihrer Zerstörung rettete. Erneut lernten sowohl die USA als auch die Sowjetunion aus der Krise. Beide einigten sich beispielsweise auf die Einrichtung einer Fernsprechverbindung zwischen den Hauptstädten, um direkt miteinander kommunizieren zu können. Die NATO spielte im Krisenmanagement keine Rolle; dagegen nutzten die USA den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen geschickt, um den geheimen Aufbau von Atomraketen auf Kuba der Öffentlichkeit zu präsentieren und damit die Sowjetunion als Aggressor darzustellen. Zur Kubakrise hat er vor kurzem einen Band in der ZMSBw-Reihe Krieg der Moderne veröffentlicht. In „Angelesen – Das Buchjournal des ZMSBw“ können Sie eine Besprechung des Buches „Die Kuba-Krise 1962“ von Reiner Pommerin hören. | |||
03 Oct 2024 | Gespräche am Ehrenmal: Bundeswehr und Gesellschaft- Gemeinsam kriegstüchtig und wehrhaft? | 00:54:45 | |
In dieser Folge von „Gespräche am Ehrenmal“ geht es um die Beziehung von Bundeswehr und Gesellschaft in der „Zeitenwende“. Im Kontext des Krieges in der Ukraine und der Debatte um nationale Sicherheit werden aktuelle und zukünftige Herausforderungen, die Verteidigungsfähigkeit, der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Rolle der Bundeswehr diskutiert. Im Zentrum steht die Frage: Brauchen wir eine wehrhafte und kriegstüchtige Gesellschaft? Sicherheit und Demokratie nur gemeinsamDie Bundeswehr schützt und verteidigt unser Land und unsere demokratischen Werte. Aber unsere Sicherheit ist nicht ausschließlich eine Aufgabe des Militärs, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Die heutigen Herausforderungen lassen sich nur durch eine enge Zusammenarbeit von zivilen, staatlichen und militärischen Akteuren bewältigen. Eine wehrhafte Demokratie erfordert daher nicht nur eine starke und einsatzbereite Bundeswehr, sondern auch eine aktive, informierte Gesellschaft, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und die notwendige Resilienz in Krisenzeiten zu entwickeln. Dazu diskutierten verschiedene Expertinnen und Experten aus Bundeswehr, Politik und Friedensbewegung am Ehrenmahl der Bundeswehr auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin. Bundeswehr und Gesellschaft in der ZeitenwendeNur durch eine breite gesellschaftliche Debatte und erfolgreiche zivil-militärische Zusammenarbeit kann Deutschland den Herausforderungen einer sich wandelnden Sicherheitslage begegnen. Für enge zivil-militärische Kooperation steht Generalleutnant André Bodemann, Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, ein. Das Territoriale Führungskommando in Berlin verantwortet den Einsatz der Bundeswehr im Inland: Heimatschutz im Frieden und territoriale Verteidigung im Spannungs- und Verteidigungsfall zählen genauso dazu wie die Amts- und Katastrophenhilfe. In der Kommunikation zwischen Bundeswehr und Gesellschaft leisten die Jugendoffiziere der Bundeswehr einen wichtigen Beitrag, indem sie junge Menschen für sicherheitspolitische Fragen sensibilisieren und sie in die Diskussion über Frieden und Sicherheit einbeziehen. Hauptmann David Matei, einer der Jugendoffiziere der Bundeswehr, berichtete von seinen Erfahrungen an Schulen und verdeutlichte, wie groß der Bedarf an Aufklärung und Diskussion über sicherheitspolitische Fragen ist. Dieser Ansicht steht Michael Schulze von Glaßer, freier Journalist und Politischer Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft, kritisch gegenüber, da er sich für eine pazifistische und militärkritische Gesellschaft einsetzt. Die Wehrbeauftragte Eva Högl bekräftigte dagegen ihre Forderung nach der Einführung eines „Jahres für die Gesellschaft“, in dem sich junge Menschen nicht nur im militärischen Bereich, sondern auch in anderen Projekten engagieren können. Als Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages und „Anwältin der Soldaten“ wacht sie über die Wahrung der Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten, sowie über die Einhaltung der Inneren Führung. Ihre Erfahrungen und Expertise über den inneren Zustand der Bundeswehr legt sie jährlich dem Bundestag und der Öffentlichkeit vor. Diskussion, Austausch und ExpertiseAuf dem Podium sprachen am 10. September 2024:
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22 Aug 2023 | Der Sport des Militärs | 00:38:35 | |
In dieser Folge von "Zugehört" diskutieren Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer mit Major Michael Gutzeit vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) über die historische und gegenwärtige Verbindung von Sport und Militär. Einen aktuellen Anlass, um sich diese Frage zu stellen bieten die im September 2023 erstmals in Deutschland stattfindenden Invictus Games. Der Dienstalltag von Soldatinnen und Soldaten ist ohne Sport schwer vorzustellen, schließlich bedingt ihre körperliche Leistungsfähigkeit zum großen Maße ihre Einsatztauglichkeit oder Verwendungsfähigkeit. Aber die Bedeutung des Sports für die Streitkräften und das Militär geht in der Gegenwart, wie in der Vergangenheit, weit über die Ertüchtigung des Körpers hinaus. Prof. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer, diskutierten mit Moderator Major Michael Gutzeit die vielfältige Beziehung von Sport und Militär. Im Gespräch wird deutlich wie eng Sport und Militär miteinander verbunden sind. Das Verhältnis von Sport und Militär wird aus geschichtswissenschaftlicher und sozialwissenschaftlicher Perspektive vielseitig aufgeschlüsselt. Zu diesem Zweck gaben Prof. Dr. Martin Elbe und Dr. Frank Reichherzer auch ihr Buch "Der Sport des Militärs. Perspektiven aus Forschung, Lehre und Praxis" heraus. Diese Publikation ist eine Premiere, denn das erste Mal liegt ein umfassendes Werk vor, dass den Themenkomplex Sport und Militär interdisziplinär beleuchtet: Geschichte, Sozialwissenschaften, Medizin, Sportwissenschaft und Psychologie gemeinsam. Der Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang von Sport und Militär im 20. Jahrhundert und auf der Ausgestaltung dieses Beziehungsgeflechts in der Bundeswehr. Eine Folge für kommende SpieleEinen aktuellen Anlass sich mit der Welt des Sports und des Militärs zu befassen bieten die kommenden Invictus Games vom 9. bis 16. September 2023 in Düsseldorf. Hier treten kriegs- und einsatzgeschädigte Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen Nationen im sportlichen Wettkampf gegeneinander an. Die internationalen Wettkämpfe sollen die Rehabilitation der an Seele und Körper verwundeten, verletzten und erkrankten Soldatinnen und Soldaten unterstützen. Dazu gilt es unter dem Motto "A#en Home#en for#en Respect#en" die Wahrnehmung und Anerkennung in der Gesellschaft zu vergrößern. Die GesprächspartnerProf. Dr. Martin Elbe ist Militärsoziologe und forscht zu den Themen Personal, Organisation, Gewalt, Gesundheit und Sport sowie Verstehender Methodologie. Er ist Projektleiter im Forschungsbereich Militärsoziologie und einer der wissenschaftlichen Referenten der Invictus Games in Düsseldorf 2023. Dr. Frank Reichherzer ist Militärhistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Deutsche Militärgeschichte bis 1945 am ZMSBw in Potsdam. Seit 2018 leitet er das Projekt „Militär und Gewalt“. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit am ZMSBw. | |||
06 Dec 2023 | Napoleon: Leinwand vs. Geschichte? | 00:38:53 | |
Der Film „Napoleon“ von Ridley Scott hat international für Aufsehen gesorgt. Oscarpreisträger Joaquin Phoenix spielt den gebürtigen Korsen und späteren Kaiser der Franzosen zwar eindrucksvoll, aber ist seine Darstellung auch historisch korrekt? In dieser „Zugehört“-Folge vergleichen wir die militärhistorische Person Napoleons als Feldherren mit dessen Inszenierung auf der Leinwand. Napoleon in der Geschichtsschreibung und im Kino: Feldherr, Filmstar, oder beides? Die Rolle von Napoleon Bonaparte in der Geschichte als Staatenlenker, Tyrann oder Führer der „Grande Armée“ ist umstritten. Ebenso seine cineastische Verkörperung von militärischer Genialität, politischer Raffinesse, verzehrender Liebe nach Josephine und roher Gewalt gegen seine Gegner. Nachdem das neue Werk von Ridley Scott viele Filmkritiker zu Diskussionen anreget hat, widmet sich unsere „Zugehört“-Folge aus militärhistorischer Perspektive dieser Kontroverse. Die Darstellung und die WahrheitNapoleon führte seine Truppen laut Abspann von Scotts Werk durch 61 Schlachten, darunter die denkwürdigsten und folgereichsten der europäischen Geschichte. Auf der einen Seite stehen Napoleons historische Siege, wie in der Schlacht von Austerlitz als „Schlacht der drei Kaiser“ gegen Österreich und Russland, aber auch Niederlagen wie bei der Leipziger „Völkerschlacht“ von 1813 die zu seinem Untergang und Verbannung führte. Während Leipzig nicht einmal mit einer Kurzszene von Regisseur Ridley Scott auf der Leinwand gewürdigt wird, inszeniert der Brite Austerlitz nahezu episch mit ikonischen Momenten. Aber hat sich die Schlacht aus dem Jahr 1805 so zugetragen wie dargestellt? Fragen aus Potsdam, Antworten aus DresdenFragen dieser Art beantwortet Dr. Gerhard Bauer aus dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Gerhard Bauer ist Wissenschaftlicher Oberrat und derzeit kommissarischer Leiter des Museumsbetriebes sowie wissenschaftlicher Leiter des Sachgebiets Uniformen und Feldzeichen. Er unterhält sich mit Major Michael Gutzeit, dem Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam. Vom Aufstieg in Zuge der Französischen Revolution bis zur verheerenden Russland-Kampagne und letztendlichen Niederlage bei Waterloo: Beide Gesprächspartner erkunden gemeinsam Napoleons Wendepunkte und sein Schicksal - auf der Leinwand und in der Geschichte. | |||
03 May 2023 | Gespräche am Ehrenmal: Mut zur Tradition! | 02:14:45 | |
Fünf Jahre nach dem aktuellen Traditionserlass der Bundeswehr von 2018 ist es Zeit ein erstes Resümee in der Folge "Mut zur Tradition! Zwischenbilanz nach fünf Jahren neuem Traditionserlass" zu ziehen. Die siebte Folge der ,,Gespräche am Ehrenmal'' des Verteidigungsministeriums sind erstmals über den Podcast "Zugehört!" des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zu hören. Diese Podiumsdiskussion widmet sich der inneren und äußeren Wirkung des Traditionsverständnis und -pflege in den deutschen Streitkräften. Dazu werden Fragen aus der Öffentlichkeit und der Bundeswehr beantwortet. Hat die „Zeitenwende“ Auswirkungen auf die Tradition der Truppe bestellt? Wandelten sich die Werte der Soldatinnen und Soldaten durch den Angriffskrieges Russlands in der Ukraine? An der Podiumsdiskussion nehmen teil: Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider, Abteilungsleiter Führung Streitkräfte (Fü SK) im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Oberst i. G. Dr. Sven Lange, Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und im Erscheinungsjahr des Traditionserlasses der verantwortliche Referatsleiter des Bundesministeriums der Verteidigung FüSK III 3. Konteradmiral a.D. Karsten Schneider, ehemaliger Chef des Stabes des Marinekommandos. Oberst i.G. Tobias Aust, vormals Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“. Dessen Kaserne in Eutin würde kürzlich umbenannt, weil dem ursprünglichen Namensgeber Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Brigadier (im Ruhestand) Rob Rider, ehemaliger britischer Verteidigungsattaché in Deutschland und internationaler Vertreter. Das Format im Dialog „Gespräche am Ehrenmal“ am Berliner Sitz des Bundesministeriums der Verteidigung widmet sich wiederkehrend Themen der Erinnerungskultur, dem Selbst- und Traditionsverständnis der Bundeswehr und ihrem Verhältnis zur Gesellschaft. Technik und Aufnahmeleitung: Steffen Müller Moderation: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen Schnitt: Fregattenkapitän Christoph Jan Longen / Dr. Peter Lieb Intro: Erkennungsmelodie der Bundeswehr | |||
25 Feb 2022 | Militärseelsorge - Im Dienst am Menschen | 01:12:14 | |
Vor 65 Jahren, am 22. Februar 1957, unterzeichneten in Bonn Bundeskanzler Konrad Adenauer und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß sowie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Bischof Otto Dibelius und der Leiter der EKD-Kirchenkanzlei Heinz Brunotte den „Vertrag der Evangelischen Kirche in Deutschland mit der Bundesrepublik Deutschland zur Regelung der evangelischen Militärseelsorge“. Dieses Jubiläum nehmen wir zum Anlass, um über die Seelsorge in der Bundeswehr gestern und heute ins Gespräch zu kommen: Welche Unterschiede bestehen zwischen der Seelsorge in der Bundeswehr und der Militärseelsorge in früheren deutschen Streitkräften? Was zeichnet die Arbeit von Militärgeistlichen heute aus? Warum trägt der Staat Sorge für die Organisation von evangelischer, römisch-katholischer und neuerdings auch jüdischer Militärseelsorge? An wen richtet sich das Angebot der drei Militärseelsorgen in der Bundeswehr? Vor welchen Herausforderungen stehen sie gegenwärtig? Diese und andere Fragen werden in der 31. Folge von „Zugehört! Der podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ gestellt. Oberstleutnant Dr. Harald Potempa spricht dazu mit Dr. Angelika Günzel (PDF, 396,3 KB), Leiterin des Militärrabbinats, Dr. Dirck Ackermann, Leiter des Referats für Seelsorge und Theologische Grundsatzangelegenheiten im Evangelischen Kirchenamt für die Bundeswehr in Berlin und Dr. Sven Behnke, evangelischer Theologe im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. | |||
23 Feb 2024 | 10 Jahre Krim-Annexion: Der Beginn eines Angriffskrieges | 00:45:37 | |
Mit einem Landraub beginnt Russland einen Krieg den es bis heute führt: die Annexion der ukrainischen Krim. In dieser "Zugehört"-Folge, spricht Dr. Tim Geiger vom Institut für Zeitgeschichte über die Hintergründe und Folgen des russischen Völkerrechtsbruchs: "Der Krieg in der Ukraine beginnt 2014 und nicht mit der Vollinvasion 2022", so der Historiker. "Grüne Männchen" und ein "Referendum"Am 27.02.2014 tauchten auf der Krim überraschen „grünen Männchen“ auf. Diese Soldaten trugen, entgegen der Haager Landkriegsordnung, keine Hoheitsabzeichen, wobei es schnell klar wurde, dass die Männer im Auftrag von Russland agierten. Sie besetzten wichtige Institutionen und strategische Infrastruktur auf der ukrainischen Insel, unter anderem das Parlament, und erzwangen durch militärischen Druck eine Neuwahl. Im Zuge des Regierungsaustausches wurde ein fadenscheiniges Referendum angesetzt, welches den Anschein erwecken sollte, das die Bürgerinnen und Bürger eine Wahl hätten, zwischen einem Verbleib in der Ukraine oder einen Beitritt zu Russland. Ergebnis: Die Krim wurde in die russische Föderation eingegliedert, denn für Putin ist sie "ur-russische Erde". Aber wie genau verlief der genaue Ablauf der Annexion? Welche Rolle spielten Medien auf westlicher sowie auf russischer Seite? Was steckt hinter dem russischen Narrativ der NATO-Osterweiterung und welche militärische Bedeutung kommt der Krim im Krieg in der Ukraine zu? InterviewDr. Tim Geiger ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) und editiert die "Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland". Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. internationale Geschichte mit Schwerpunkt Kalter Krieg und Sicherheitspolitik. Major Michael Gutzeit ist der Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). Weiterführende Hinweise| Die im Podcast angesprochene Aktenedition zum Jahr 1993 vom Institut für Zeitgeschichte ist noch nicht veröffentlicht. In der Ausgabe 1/2024 von „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“ hat Dr. Geiger den Artikel „Vor 10 Jahren: Russland annektiert die Krim“ veröffentlicht. Weitere seiner Artikel wurden im Ukraine-Dossier des ZMSBw veröffentlicht. | |||
08 Nov 2023 | Der Hitlerputsch vom 9. November 1923. Angriff auf die Weimarer Republik | 00:40:23 | |
Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler in München zum ersten Mal, politische Macht zu erlangen. Sein Putschversuch wurde blutig niedergeschlagen. In dieser Folge von "Zugehört" diskutiert Markus Pöhlmann (ZMSBw) mit dem Historiker Dr. Peter Tauber über den Hitlerputsch in München. Der Münchner "Bürgerbräu-Putsch" bildete das pathetische Ende des Krisenjahrs 1923. Eine Gruppe rechtsextremer Politiker und Militanter plante in der bayerischen Landeshauptstadt einen Aufstand. Dieser sollte zum Fanal#de gegen die Regierung in Berlin werden. Anführer des Putsches waren der Vorsitzende der völkischen Splitterpartei NSDAP, Adolf Hitler, und der prominente Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. Was am Abend des 8. November als Agitationsveranstaltung in einem Bierkeller begann, endete am nächsten Tag im Gewehrfeuer einer Absperrkette der bayerischen Landespolizei. In diesem Podcast fragen wir nach den Gründen, dem Verlauf und den politischen Folgen des Putsches. Die GesprächspartnerDr. habil. Markus Pöhlmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZMSBw. Er leitet dort den Projektbereich "Erster Weltkrieg" und außerdem das Großprojekt "Reichswehr. Die Republik und ihre Streitkräfte, 1919 bis 1935". Dr. Peter Tauber ist Historiker und war zwischen 2009 und 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages (CDU). Als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung von 2018 bis 2021 hat er auch die Arbeit des ZMSBw kennengelernt. Vor wenigen Wochen hat Peter Tauber im Verlag Philipp Reclam jun. eine Geschichte des Putsches veröffentlicht. In seinem Projekt #krisenjahr1923 berichtet er außerdem auf dem Social#en Media-Kanal X#de täglich von großen und kleinen Begebenheiten in diesem historischen Jahr. | |||
08 Jun 2022 | Das Massaker von Oradour 1944 | 00:41:02 | |
Das Massaker von Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944 gilt als das größte deutsche Kriegsverbrechen auf dem westlichen Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg. Angehörige der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ ermordeten in diesem Dorf im französischen Limousen 642 Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Der Ort wurde faktisch ausgelöscht. Heute sind dort nur noch Ruinen zu sehen. Der Ort wurde in unmittelbarer Nähe neu aufgebaut. Das Massaker reiht sich ein in eine Folge von Kriegsverbrechen, die deutscherseits teilweise auch als Reaktion auf Aktionen der französischen Resistance insbesondere nach der Landung der Alliierten in der Normandie begangen worden sind. In dieser Folge von „ZUGEHÖRT!“ spricht Oberstleutnant Chris Helmecke mit Dr. Peter Lieb über dieses Massaker. Sie sprechen über die Entgrenzung des Krieges und ordnen das Ereignis in den Zweiten Weltkrieg ein und erörtern die unterschiedliche Kriegführung von Wehrmacht und Waffen-SS sowie die dabei begangenen Kriegsverbrechen. Weitere Informationen Die ausschließlich französischsprachige Website des Gedenkortes finden Sie hier http://www.oradour.org/ Die „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“, Heft 1/2022 enthält einen Beitrag von Peter Lieb zum Massaker von Oradour-sur-Glane. https://www.bundeswehr.de/de/organisation/weitere-bmvg-dienststellen/zentrum-militaergeschichte-sozialwissenschaften/zmsbw-publikationen-zmg-heft-1-2022-5369976 Literaturhinweise Peter Lieb: Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, Max Hastings, Das Reich. The March of the 2nd SS Panzer Division Through France, June 1944, London 1981 (verschiedene Nachdrucke) Ahlrich Meyer: Oradour 1944. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Orte des Grauens – Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Primus, Darmstadt 2003, S. 176–185. Claudia Moisel: Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher. Politik und Praxis der Strafverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg (= Dissertation, Universität Bochum 2002). Edition Wallstein, Göttingen 2004 Bildquelle: imago/All Canada Photos | |||
27 Jun 2022 | Hybride Kriegführung und der Kampf um die Ukraine | 00:49:51 | |
Die überraschende Übernahme der Krim durch maskierte russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen im Februar/März 2014 und die anfänglichen Leugnung des Kreml, damit in Verbindung zu stehen, haben das Bild einer „hybriden“ Art der Kriegführung weltweit geprägt. Die weitere Entwicklung im Osten der Ukraine mit nachbarstaatlich gestütztem Separatismus und der bewaffneten Errichtung und militärischen Absicherung pseudostaatlicher Volksrepubliken (Donetzk, Lughansk), unter Rückgriff auf u.a. „im Urlaub befindliche russische Kämpfer“, hat diese Wahrnehmung eines „hybriden“ Krieges weiter verstärkt. Acht Jahre lang stand anschließend das Streben nach plausibler Abstreitbarkeit einer offiziellen Beteiligung Moskaus im Mittelpunkt des russischen Agierens im „hybriden Stellungskrieg“ im Donbass. Mit seinem großangelegten Überfall auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 trat Russland aus dem Schattenbereich zwischen Krieg und Frieden, Freund und Feind heraus. Bedeutet dies das Ende hybrider Kriegführung im Kampf um die Ukraine? Über den Wandel im Kriegsbild und die fortgesetzte Bedeutung hybrider Kriegführung spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann mit Oberst Dr. Johann Schmid, Kriegswissenschaftler am ZMSBw, Gründungsdirektor COI Strategy & Defence am European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki (FIN), zuvor BMVg und deutscher Vertreter im Steering Board des Hybrid CoE. | |||
25 Apr 2023 | Deutsche Ausbildungsmission im Irak | 00:51:40 | |
Vom 8. Februar 2015 bis zum 30. April 2018 bildeten bis zu 150 deutsche Soldatinnen und Soldaten Kräfte der Peschmerga für ihren Kampf gegen den sog. Islamischen Staat aus. Insgesamt waren 1600 deutsche Soldatinnen und Soldaten dort im Einsatz. Wie sah diese Ausbildungsmission in der Praxis aus und warum war er insgesamt erfolgreich? Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg, der auch als Dritter Golfkrieg bezeichnet wird. Die Koalitionsstreitkräfte unter Führung der USA benötigten nur wenige Wochen, um die Hauptstadt Bagdad einzunehmen. Danach dauerte es allerdings noch viele Jahre, bis der Irak einigermaßen stabilisiert war. Nachdem die US-Streitkräfte ihre Kampftruppen bis Ende 2011 weitestgehend abgezogen hatten, wandelte sich der Krieg erneut. Eine islamistische Terrorgruppe eroberte weite Teile Iraks und Syriens und versuchte, dort den sog. Islamischen Staat zu errichten. Dabei verübten deren Kämpfer grauenvolle Verbrechen, u.a. den Völkermord an den Jesiden. Erneut griff die internationale Gemeinschaft militärisch ein. Dazu gehörte auch die Ausbildung der Peschmerga. Diese bewaffneten Kräfte der Autonomen Republik Kurdistan im Nordosten Iraks wurden auch von deutschen Soldatinnen und Soldaten für ihren Kampf gegen den IS ausgebildet. Unter Führung der NATO sind bis heute Kräfte im Irak, weil der IS zwar militärisch besiegt, aber immer noch gefährlich ist. In der 54. Zugehört-Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann mit Oberst Frank Wasgindt. Dieser war Stellvertretender Kommandeur und Führer des Deutschen Einsatzkontingentes des internationalen “Kurdistan Training Coordination Center” (KTCC). Das Gespräch handelt von der Ausbildung der Peschmerga für ihren Kampf gegen den Islamischen Staat. Im Mittelpunkt stehen dabei praktische Fragen der Ausbildungsgestaltung und der multinationalen Kooperation sowie der aus dem Einsatz zu ziehenden Lehren. Oberst Frank Wasgindt ist heute Leiter des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst International an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Die Ausbildung der Peschmerga in der PraxisDie Ausbildung der Perschmerga orientierte sich an den Inhalten einer militärischen Grundausbildung. Diese wurden ständig überprüft und der sich wandelnden Gefechtsrealität im Kampf gegen den IS angepasst. Deutsche Soldatinnen und Soldaten bildeten die Pechmerga vor allem an den von Deutschland gelieferten Handwaffen und Ausrüstungsgegenständen aus. Besonders wichtig war die Ausbildung an der Panzerabwehrwaffe MILAN. Diese war unverzichtbar, um mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge des IS rechtzeitig vor den eigenen Stellungen zum Stehen zu bringen. Insgesamt war die Ausbildungsmission nicht zuletzt aufgrund der hohen Motivation der Peschmerga erfolgreich. Lessons LearnedVoraussetzung für die hohe Motivation der Peschmerga war deren starke Identität als Ethnie, der vergleichsweise hohe Wohlstand in ihrer Region sowie die politische Stabilität ihrer Regierung. Die multinationale Zusammenarbeit funktionierte weitgehend reibungslos; jede Nation kannte die Leistungsfähigkeit sowie die Einsatzvorbehalte (caveats) von Verbündeten und Partnern und stellte sich darauf ein. Das deutsche Einsatzkontingent wurde eng durch die vorgesetzten Dienststellen in Deutschland geführt. Mehr Handlungsfreiheit für die verantwortlichen Kommandeure im Sinne des „Führens mit Auftrag“ sowie schnellere politische und militärstrategische Entscheidungsprozesse wären sowohl für die Erfüllung des Ausbildungsauftrages als auch für die Festigung des Vertrauens in Deutschland als Führungsnation hilfreich gewesen. | |||
04 Jan 2022 | Das Ansehen der Bundeswehr | 00:42:20 | |
Aus der Truppe hört man häufig, dass die Bundeswehr gesellschaftlich nicht anerkannt sei. Soldatinnen und Soldaten beklagen, dass ihr Berufsstand und ihr Dienst zu wenig Wertschätzung seitens der Mitbürgerinnen und Mitbürger erhalte. Aber gibt es in Deutschland wirklich das vielbeschworene „freundliche Desinteresse“ oder unterliegen Bundeswehrangehörige hier eine Fehlwahrnehmung? Wie stehen die Deutschen tatsächlich zu ihren Streitkräften? Und was passiert, wenn man die Bevölkerung selbst nach dem Meinungsklima, also nach der vermuteten Mehrheitsmeinung, zu dieser Thematik fragt? In der 30. Folge unseres Podcasts „Zugehört“ diskutieren die Sozialwissenschaftlerin Dr. Meike Wanner, der frühere Jugendoffizier Hauptmann David Zeidler und Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers auch anhand von Umfragedaten und aufgrund persönlicher Erfahrungen dieses wichtige Thema. | |||
05 Dec 2022 | Die Schlacht von Leuthen 1757 | 00:59:13 | |
Friedrichs II. gewagter Angriff in schiefer Schlachtordnung bei Leuthen stellte den Höhepunkt des Machbaren absolutistischer Manöverstrategie und Lineartaktik dar. Der Erfolg dieser riskanten Operation beruhte gleichermaßen auf Können und Glück. Eine Entscheidungsschlacht war es dennoch nicht. Am 5. Dezember 1757 traf die preußische 35.000 Mann starke Hauptarmee unter der Führung Friedrichs II. in der Nähe Breslaus bei der kleinen schlesischen Ortschaft Leuthen (heute Lutynia, Polen) auf die von Karl von Lothringen und Generalfeldmarschall von Daun befehligte österreichische Hauptarmee mit 65.000 Soldaten. Eine Niederlage hätte für Preußen das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) bedeutet und vermutlich seine Aufteilung und Degradierung zur Mittelmacht zur Folge gehabt. Die deutsche und europäische Geschichte wäre dann sicherlich ganz anders verlaufen. Friedrich setzte alles auf eine Karte und griff seinen Gegner in einer gewagten Operation in schiefer Schlachtordnung an. In Folge 49 von ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw spricht Oberst Dr. Sven Lange mit Oberstleutnant Dr. Hans-Peter Kriemann über die Schlacht, ihre Hintergründe, ihren Verlauf und ihre bis heute anhaltende Rezeptionsgeschichte und natürlich auch über den damals entstanden Mythos zum "Choral von Leuthen". Als Ergänzung bieten wir Ihnen eine Karte und weitergehende Erklärungen zur Schlacht auf unserer Website an.
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17 Oct 2023 | Völkerschlacht bei Leipzig: Zeitenwende von 1813? | 00:44:06 | |
Vor 210 Jahren versammelten sich Kaiser, Könige und Heere Europas vor den Toren der Messestadt Leipzig, um in der Völkerschlacht über das Schicksal unseres Kontinents zu entscheiden. Über eine halbe Millionen Soldaten aus verschiedenen Nationen kämpften auf dem Schlachtfeld in der Mitte Deutschlands: Ein Wendepunkt unserer Geschichte, oder gar eine Zeitenwende? Die Völkerschlacht bei Leipzig von 1813 war die bis dahin größte Schlacht der Weltgeschichte, denn hier standen über eine halbe Millionen Soldaten unterschiedlicher Sprachen und Kulturen zusammen - oder sich feindlich gegenüber. In den verschiedenen Armee der Allianz oder Napoleons dienten Preußen, Russen, Schweden, oder gar Briten - auf der anderen Seite Franzosen mit verbündeten Sachsen und verschiedene Fürstentümer. In dieser Folge von "Zugehört" tauchen wir nicht nur tief in die drei Tage vom 17. bis zum 19. Oktober 1813 ein, sondern auch in deren Ursachen, Hintergründe und Folgen. Die entscheidende Schlacht der napoleonischen Kriege und der Befreiungskriege hat nicht nur die politische Landkarte Europas verändert, sondern auch tiefe Spuren im kulturellen Erbe des Kontinents hinterlassen. Völkerschlacht bei LeipzigDie Tage vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 entschieden über den Ausgang der Befreiungskriege gegen Napoleon. In Leipzig fügte die Allianz von Russland, Preußen, Österreich und Schweden den Truppen Frankreichs und seiner Verbündeten die entscheidende Niederlage zu. Folglich musste sich Napoleons aus Deutschland zurückziehen und der Rheinbund zerbrach. Nach der Schlacht von Paris 1814 dankte er ab und ging ins Exil auf die Insel Elba. Geschichte und TaktikOberst i.G. Dr. Martin Hofbauer, Mitherausgeber des Buches "Die Völkerschlacht bei Leipzig. Verläufe, Folgen, Bedeutungen", antwortet auf wichtige Fragen zur europäischen Militärgeschichte und Leipziger Schlachtentaktik:
Neben den politischen und wirtschaftlichen Hintergründen der Völkerschlacht wird auch über die Truppengattungen der Infanterie, Kavallerie und Artillerie in Leipzig gesprochen. Bei dieser Thematik treten auch Erscheinungen zutage die heute kaum bekannt sind, wie bspw. der Einsatz britischer Raketentruppen. Neben einem Einblick in die medizinische Versorgung auf dem Schlachtfeld werden auch die hohen Verlustzahlen der Soldaten besprochen, die diese Schlacht zu einem Wendepunkt, oder gar zu einer Zeitenwende, der europäischen Geschichte machte. Sieg, Niederlage und VersöhnungDie Völkerschlacht bei Leipzig ist nicht nur mit Sieg und Niederlage verbunden, sondern auch mit Blut und Tod. Gerade die mahnenden Toten der europäischen Nationen vor und hinter den Toren Leipzig machen die Völkerschlacht zu einem Ereignis, das mit einer speziellen Erinnerungskultur verbunden ist. Früher unterschlich für nationalen Belange propagandistisch ausgenutzt, ist der 19. Oktober von 1813 heute ein Datum was zum europäischen Frieden und zur dauerhaften Versöhnung mahnt. Ein gebautes Beispiel dessen ist das Völkerschlachtdenkmal im Leipziger Südosten: Mit 91 Metern Höhe ist es eines der höchsten Denkmäler Europas, eine Landmarke und eines der bekanntesten Wahrzeichen der Messestadt. Heute mahnt es zum europäischen Frieden und der Verständigung, statt zum immerwährenden Krieg. | |||
16 Jul 2024 | 20. Juli 1944 - Geschichte eines Staatsstreiches | 00:31:44 | |
Die Geschichte der Bombe, die Oberst i.G. im Ge Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ zur Explosion brachte, kennen viele. Weniger bekannt ist, dass auf den versuchten Tyrannenmord auch ein Staatsstreich folgen sollte. Winfried Heinemann und Frank Reichherzer tauchen in dieser Folge von "Zugehört" tief in die Ereignisse des 20. Juli 1944 und seine Folgen ein. Was geschah noch am 20. Juli 1944?Es war spät am Nachmittag des 20. Juli 1944, als Oberst Stauffenberg von der Wolfsschanze in den Berliner Bendlerblock – die Zentrale der Verschwörenden – zurückgekehrt war. Stauffenberg versicherte seinen Mitverschworenen den Tod Adolf Hitlers. Und nun begann nicht nur der Staatsstreich, sondern ein Wettlauf gegen die Zeit. Was hatten die Verschwörenden geplant? Wie gingen Sie vor? Wie reagierte das NS-Regime? Was geschah überhaupt in den chaotischen Stunden des 20. Juli 1944? Was waren die Ziele nach einem erfolgreichen Umsturz? War der Putsch schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt? Und warum brauchte Major Otto Ernst Remer, der von der NS-Propaganda und später von sich selbst gefeierte Held der Niederschlagung des Umsturzes, so lange für die knapp 2,5 Kilometer vom Reichspropagandaministerium – wo er mit dem lebenden „Führer“ telefonierte zum Bendlerblock, Diesen und weiteren Fragen gehen Winfried Heinemann und Frank Reichherzer nach. Die beiden Historiker betrachten das „Unternehmen Walküre“ aus militärgeschichtlicher Perspektive und ordnen den Staatsstreich des 20. Juli in seine breiteren Kontexte ein. Die GesprächspartnerOberst a. D. Prof. Dr. Heinemann war langjähriger Mitarbeiter und Chef des Stabes im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er hat intensiv zum 20. Juli geforscht. Seine Studie zum „Unternehmen Walküre“ ist in deutscher und englischer Sprache erschienen. Er ist Honorar-Professor an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Dr. Frank Reichherzer ist Wissenschaftlicher Oberrat am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und Projektleiter des Leitthemas „Militär und Gewalt“. Aktuell forscht er zum Zusammenhang von Militär und Umwelt und hat sich in Lehre und Forschung immer wieder mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus beschäftigt. | |||
09 Aug 2024 | Die Schutzstaffel der NSDAP | 00:59:01 | |
Auch fast 80 Jahre nach Ende des NS-Regimes ist die Unkenntnis über die Schutzstaffel noch groß. Was war diese Organisation? Welche Rolle spielte sie im NS-System? Wer waren ihre Mitglieder? Für welche Verbrechen war die SS verantwortlich? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. Jan Erik Schulte von der Gedenkstätte Hadamar und der Ruhr-Universität Bochum im Gespräch mit Oberst PD Dr. John Zimmermann vom ZMSBw. Die Entstehung der SchutzstaffelDie SS war eine nationalsozialistische Organisation in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, die vor allem Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. Die SS wurde am 4. April 1925 von Hitler als persönliche Leibgarde in München gegründet, übte aber zudem den parteiinternen „Polizeidienst“ aus. Sie unterstand zunächst der SA. Der sogenannte Reichsführer SS Heinrich Himmler war ab 1927 entscheidend für die Ausformung als Macht- und Terrorinstrument. Am 30. Juni 1934 liquidierte die SS im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches die Führung der SA. Als Ergebnis dieser Aktionen erreichte die SS die Eigenständigkeit innerhalb der NSDAP. Da sie sich bereits als „Parteipolizei“ etabliert hatte, gelang es ihr, die Kontrolle über das gesamte deutsche Polizeiwesen zu erlangen und mit der Waffen-SS eine militärische Funktion neben der Wehrmacht zu übernehmen. Das Terrorinstrument der NaziherrschaftIm NS-Staat war die SS das zentrale Organ für Terror- und Unterdrückung. In ihren Verantwortungsbereich fielen ab 1934 Betrieb und Verwaltung von Konzentrations-, ab 1941 auch von Vernichtungslagern. Sie war sowohl an der Planung als auch an der Durchführung des Holocaust und an iderer Völkermorde vorrangig beteiligt. Während des Zweiten Weltkriegs war sie mit ihren unterschiedlichen Gliederungen darüber hinaus maßgeblich verantwortlich für beispiellose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Deutschen Reich und im besetzten Europa. Seit Kriegsende war sie verboten und wurde in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft. Die GesprächspartnerJan-Erik Schulte (geboren 1966) ist seit 2014 Leiter der Gedenkstätte Hadamar in Hessen und nach Abschluss seiner Habilitation lehrt er seit 2016 als Privatdozent und seit 2023 als außerplanmäßiger Professor an seiner Alma mater, der Ruhr-Universität Bochum. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, Internationale Geschichte und die Erinnerungskultur nach 1945 sowie Kanadische Zeitgeschichte. Er ist Verfasser und Herausgeber mehreren Arbeiten zur Geschichte des Nationalsozialismus und insbesondere der SS, zuletzt veröffentlichte er die Arbeit „Mahnort SS-Wirtschafts-Verwaltungs-hauptamt 1942-1945. Verwaltungs- und Terrorzentrale der SS, Berlin/Leipzig 2020. Bereits 2014 gab er zusammen mit Bernd Wegner und Peter Lieb mit „Die Waffen-SS. Neuere Forschungen“ (Paderborn 2014) einen der wesentlichen Sammelbände zu eben jenem Thema heraus. Oberst PD Dr. John Zimmermann ist langjähriger Mitarbeiter im ZMSBw. Er ist Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 und hat zusätzlich einen Lehrauftrag an der Universität Potsdam. | |||
23 Sep 2021 | 120 Jahre Boxerkrieg in China - Teil 2 - China gegen den Rest der Welt | 00:26:18 | |
Prof. Dr. Susanne Kuss, Universität Freiburg im Breisgau, beschreibt im zweiten Teil den Boxeraufstand und die internationale wie deutsche Reaktionen an sich. Insbesondere geht sie auf die „Hunnenrede“ von Kaiser Wilhelm II. bei der Verabschiedung deutscher Soldaten in Bremerhaven ein. Die Rede war eine Grenzüberschreitung des Kaisers, die die Gewaltexzesse deutscher Soldaten in China mit einem Freibrief versah. Kein Verbrechen musste verfolgt und geahndet werden. | |||
16 May 2023 | Meinung und Öffentlichkeit in der "Zeitenwende" | 01:03:00 | |
Warum ist die öffentliche Meinung für Verteidigung relevant? In dieser Podcast-Folge von „Zugehört“ diskutieren Sarah Brockmeier von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und der Militärsoziologe Dr. Timo Graf vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) über die Bedeutung der öffentlichen Meinung im Kontext der „Zeitenwende“. Infolge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Verteidigungspolitik an gesellschaftspolitischer Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig werden aktuell weitreichende verteidigungspolitische Entscheidungen getroffen, die zunehmend gesellschaftliche Debatten zur Folge haben. Das öffentliche Interesse an der Bundeswehr und an Verteidigungspolitik ist gestiegen, umgekehrt besteht seitens der Politik ein größeres Erkenntnisinteresse mit Blick auf die öffentliche Meinung zur Bundeswehr und Verteidigungspolitik. Vor diesem Hintergrund diskutieren Sarah Brockmeier und Dr. Timo Graf über die Bedeutung der öffentlichen Meinung. Die GesprächspartnerSarah Brockmeier ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Rahmen der Forschungsinitiative „ConTrust – Vertrauen im Konflikt“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) und an der Goethe-Universität Frankfurt. Sie forscht zum Thema der Bürgerdialoge zu Außenpolitik, hat unter anderem die Veranstalter des vom Bundestag beauftragten Bürgerrat „Deutschlands Rolle in der Welt“ beraten und Bürgerdialoge und -werkstätten des Auswärtigen Amts beobachtet und ausgewertet. Dr. Timo Graf ist wissenschaftlicher Angestellter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Dort leitet er die jährliche Bevölkerungsbefragung im Auftrag des Bundesministeriums für Verteidigung. Seine Forschungsschwerpunkte sind die öffentliche Meinung zu außen-, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen sowie die zivil-militärischen Beziehungen in Deutschland. Moderation: Major Michael Gutzeit | |||
01 Sep 2023 | Hitlerputsch 1923. Der erste Griff zur Macht | 01:01:40 | |
Das Hörfeature von Christian Blees lässt die Ereignisse des Hitlerputsches in München lebendig werden. Es basiert auf dem Manuskript "Der Hitlerputsch 1923" von Peter Tauber. Neben Interviewpassagen mit Peter Tauber sind in Originaltönen Akteure von damals sowie Augenzeugen des Putsches zu hören. Produziert und herausgegeben vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam. Feinde der DemokratieIn der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 unternahmen die rechtsextremen Feinde der Weimarer Republik in München einen Putschversuch. Nach einer einpeitschenden Rede Adolf Hitlers im Bürgerbräukeller zogen die Putschisten Richtung Odeonsplatz. Dort stellte sich ihnen an der Feldherrnhalle die Bayrische Landespolizei entgegen. Es kam zum Schusswechsel - der Umsturz misslang. Zehn Jahre vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten bewies die Weimarer Republik zwischen dem Münchener Bürgerbräukeller und der Feldherrnhalle ihre Wehrhaftigkeit. Die Aufrührer von rechts scheiterten auch an ihrem eigenen Dilettantismus. AutorenPeter Tauber, geboren 1974 in Frankfurt am Main, ist Historiker. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung lehrt an der Universität der Bundeswehr in München. Er ist als Autor und Berater tätig. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind die deutsche Turn- und Sportgeschichte sowie militärhistorische Arbeiten. Christian Blees, geboren 1964 in Hachenburg (Westerwald), ist Journalist und Autor. Er produzierte zahlreiche Hörbücher und Radiofeatures für Verlage und Rundfunkanstalten, unter anderem über "Die Strafdivision 999 im Zweiten Weltkrieg". Sein Radiofeature "Mythos JFK - Leben und Sterben des John F. Kennedy" (WDR 2013) erhielt den 1. Radiopreis der RIAS Berlin Kommission. Sendemanuskript und Regie: Christian Blees | |||
27 Sep 2022 | Legalität und Illegalität militärischer Gewalt | 00:34:31 | |
„ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ stellt in seiner 44. Folge die 61. Internationale Tagung Militärgeschichte vor. Sie widmet sich dem Thema „Legalität und Illegalität militärischer Gewalt“. Anlässlich des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der rücksichtslosen Kriegführung stellt sich die Frage, unter welchen Bedingungen militärische Gewalt überhaupt angewendet werden darf. Die von den Vereinten Nationen verkörperte Friedens- und Rechtsordnung verbietet die Anwendung und Androhung von Gewalt. In von den Vereinten Nationen und dem Bundestag mandatierten Einsätzen dürfen Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr militärische Gewalt einsetzen. Wie sehen diese Einsatzregeln – sogenannte Rules of Engagement – aus? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Soldaten und Soldatinnen im Einsatz? Mit der beginnenden Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes durch den Bundestag stellen sich diese Fragen umso drängender. Während der ITMG greifen wir diese sowie weitere Fragen auf und diskutieren sie im Querschnittsbereich von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit. In dieser, die Tagung vorbereitenden Podcastfolge spricht Major Michael Gutzeit mit den beiden Organisatoren der Tagung, Dr. Frank Reichherzer und Dr. Henning de Vries, nicht nur über das Generalthema und die Ausdifferenzierung von Recht und Völkerrecht im Krieg. Sie erläutern auch Hintergründe und Hinweise zu dieser Tagung, die nicht nur für Wissenschaftler von Interesse sein sollte. Hinweise zur Tagung: Zur 61. Internationalen Tagung Militärgeschichte, vom 12. bis 14. Oktober 2022 in Potsdam und im Internet, finden Sie ebenfalls hier auf unserer Website alle Informationen zum Programm und zur Organisation zum Nachlesen und Download. | |||
17 Jan 2023 | Der Panzer | 00:55:49 | |
Das Waffensystem Panzer ist im Verlauf von zwei Jahrzehnten, die stark von asymmetrischen Konflikten bestimmt waren, immer wieder totgesagt worden. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist der konventionelle Großkrieg nach Europa zurückgekehrt. Panzer sind wieder eine militärische Realität und sie sind Gegenstand der öffentlichen Debatte. Das bietet Gelegenheit, sich mit den Ursprüngen und den Zukünften des Waffensystems zu befassen. In Folge 50 von ZUGEHÖRT spricht Oberst Dr. Sven Lange, der Kommandeur des ZMSBw, mit zwei ausgewiesenen Experten: Die Vergangenheit des Panzers hat Dr. habil. Markus Pöhlmann untersucht. Er ist Historiker und Projektbereichsleiter „Erster Weltkrieg“ am ZMSBw. 2016 hat er eine Geschichte des Panzers in Deutschland zwischen 1890 und 1945 vorgelegt. In diesem Zusammenhang hat sich Dr. Pöhlmann auch mit der Frage befasst, warum eigentlich die Deutschen den Panzer nicht erfunden haben. Was sich in der Entwicklung tut, weiß Oberst Armin Dirks, Dipl. Ing. Er arbeitet am Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz. Oberst Dirks ist dort Head of Operations im deutsch-französischen Projektteam für das Main Ground Combat System. Er arbeitet also täglich am Panzer von morgen. LiteraturAus die vielfältigen Literatur zum Panzer, oftmals auch umfangreich illustrierte Bücher, ragt die Studie von Markus Pöhlmann zum Panzer und der Mechanisierung des Krieges im 20. Jahrhundert heraus. | |||
10 May 2021 | Operation Merkur - Kreta 1941 | 00:35:14 | |
Am 20. Mai 1941 begann die Eroberung der Insel Kreta durch über 10.000 deutsche Fallschirmjäger, die später- durch eine Gebirgsdivision verstärkt wurden. Annähernd 5.000 Fallschirmjäger kamen dabei ums Leben, blieben vermisst oder wurden verwundet. „Operation Merkur“ war die erste operative Luftlandung in der Militärgeschichte. Der deutsche Sieg auf Kreta war teuer erkauft. Die Feindlage war den Deutschen unzureichend bekannt. Da das Mittelmeer von der (britischen) Royal Navy kontrolliert wurde, mussten die deutschen Kräfte mit Transportflugzeugen nach Kreta gebracht werden. Von mehr als 500 eingesetzten Flugzeugen waren danach mehr als 200 infolge des Flakfeuers nach Bruchlandungen, Abstürzen oder anderen Beschädigungen nicht mehr einsetzbar. Die Luftlandung entwickelte sich am Boden zu einem harten Kampf, den die deutschen Truppen mit enormer Luftunterstützung gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind mit über 42.000 Soldaten trotz immenser Verluste letztlich für sich entscheiden konnten. Auf Kreta begingen die Deutschen zahlreiche Verbrechen, bereits am ersten Angriffstag erschossen Fallschirmjäger gemäß den sog. offiziösen „zehn Geboten“ aufgegriffene Zivilisten. Am 31. Mai erließ General der Flieger Kurt Student einen Befehl über „Vergeltungsmaßnahmen“: die Fallschirmjäger beschuldigten die kretischen Zivilisten, mit Verbrechen an deutschen Kriegsgefangenen angefangen zu haben. Die Verbrechen – wie die Erschießung von 23 Männern aus dem Dorf Kondomari - lösten tiefe Verbitterung bei der kretischen Bevölkerung aus. Die Schlacht um Kreta steht trotz der hohen Verluste auch für die Stilisierung der deutschen Fallschirmjäger zur „unüberwindlichen“ „Elitetruppe“ - auch wenn sie bis Kriegsende auf deutscher Seite nie wieder zu Luftlandeoperationen in ähnlich großer Stärke und Geschlossenheit eingesetzt wurde. Stattdessen kämpfte der Fallschirmjäger fortan wie der gewöhnliche Infanterist, wenn auch die Fallschirmjäger- gegenüber den Infanteriedivisionen des Heeres bevorzugt mit Personal und Material ausgestattet wurden. Auch diese Infanterieeinsätze – besonders die Schlachten um den Monte Cassino im Frühjahr 1944 südlich Rom – sind bis heute zentrale Bestandteile des „Mythos Fallschirmjäger“ und deren „unüberwindlicher Standhaftigkeit“. Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr zeigt in Dresden die Sonderausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“. Wir sprachen mit dem Kurator Dr. Magnus Pahl. | |||
13 Nov 2024 | Russland auf der „Siegerstraße“? Oberst Dr. Reisner zum Krieg in der Ukraine | 00:27:32 | |
Russland führt seine mächtige Sommeroffensive bis in den kalten Winter fort. Die Lage ist todernst, denn die Ukraine kämpft um ihr Überleben. Wie entwickelt sich die Situation auf operativer und strategischer Ebene? Dazu spricht Oberst Dr. Reisner aus dem Bundesheer in unserer neuen Podcast-Folge von „Zugehört“. Die Zeit und der AtemNach fast eintausend Tagen Krieg hat Russland circa ein Viertel der Ukraine erobert und setzt seine Angriffe an allen Fronten unvermindert fort. Generalinspekteur Carsten Breuer sagte vor kurzem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Die Zeit spricht für Russland“. Geht der Ukraine der Atem aus? Russland entreißt der Ukraine Tag für Tag, Meter um Meter ihres Heimatbodens. Kann die ukrainische Armee mit ihren verfügbaren Kräften und der westlichen Unterstützung die eigenen Verteidigungslinien halten? Was passiert wenn nicht, steht ein Durchbruch der russischen Kräfte bevor? In dieser Podcast-Folge von „Zugehört" schauen wir aber nicht nur auf die Lage des Gefechtsfeldes, sondern auch weit über die Front hinweg, denn in den USA steht nach der Wiederwahl Donald Trumps ein Kurswechsel bevor. Dazu zerbrach die Ampel-Koalition in Deutschland und Neuwahlen werden folgen. Für die lebenswichtige Unterstützung der Ukraine bedeutet dies ein Horizont voller Herausforderungen. Russland sieht sich nach Oberst Dr. Markus Reisner auf den „Seelower Höhen“. Dort tobte 1945 die größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschen Boden. Nach dem Sieg der Roten Armee war der Weg nach Berlin frei. Führt 2024 die „Siegerstraße“ nach Kiew? GesprächspartnerOberst Dr. Markus Reisner ist Generalstabsoffizier im österreichischen Bundesheer, Historiker und ausgewiesener Militärexperte des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. In Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Afghanistan, Irak, Tschad, Zentralafrika und Mali war Reisner im Auslandseinsatz. Nach Verwendung im Bundesministerium für Europäische und Internationale Angelegenheiten in Wien, war er Kommandant der Garde und leitet seit März 2024 das Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie. Major Michael Gutzeit ist Leiter der Informationsarbeit des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). | |||
08 Sep 2023 | General und Botschafter: Was sind die Invictus Games? | 00:31:43 | |
In dieser Folge von „Zugehört“ sprechen Brigadegeneral Alfred Marstaller und Stabsfeldwebel Stefan Huss mit Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr über die Bedeutung der Invictus Games für Soldatinnen und Soldaten und die Zivilgesellschaft. Vom 9. - 16. September finden die Invictus Games erstmalig in Deutschland statt. Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz werden mit starken Belastungen konfrontiert, die sich aus dem Einsatzalltag und dem Militärdienst ergeben. Für die Soldaten können schwerwiegende physische und psychische Folgen entstehen wie beispielsweise körperliche Verwundungen und Posttraumatische Belastungsstörungen. Die vollständige Genesung, Rehabilitierung und gesellschaftliche Integration stellt für Betroffene eine große Herausforderung dar. Mit den Invictus Games soll einerseits die Öffentlichkeit für das Schicksal der Athletinnen und Athleten sensibilisiert werden, andererseits soll den Sportlerinnen und Sportlern die Wertschätzung zuteilwerden, die sie sich durch ihren selbstlosen Einsatz für die Gesellschaft redlich verdient haben. Athletinnen und Athleten aus über 20 Nationen treten in zehn Disziplinen gegeneinander an: Leichtathletik, Bogenschießen, Hallenrudern, Gewichtheben, Straßenradrennen, Sitzvolleyball, Schwimmen, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlrugby und Tischtennis. Unterstützt werden sie dabei durch Familie, Kameraden, Freunde und Zuschauer. Die Bedeutung der Invictus GamesDer Wortursprung für den Namen der Sportveranstaltung kommt aus dem Lateinischen: „invictus“. Es bedeutet wörtlich „unbesiegt“. Damit wird den verwundeten Soldaten die Anerkennung und der Respekt zuteil, den sie sich durch ihren Dienst und ihren Einsatz im Krieg verdient haben. Die Art der Ehrerweisung, nämlich eine öffentliche Sportgroßveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten, wurde durch Prinz Harry im Jahr 2014 initiiert. Daraus ergibt sich das eindrückliche Motto für die Invictus Games in Düsseldorf „A Home for Respect“, nämlich der Ort für eine gesellschaftliche Anerkennung aller gedienten und dienenden Soldaten. Die GesprächspartnerBrigadegeneral Alfred Marstaller ist im Bonner Streitkräfteamt Projektleiter für die Invictus Games 2023, die erstmals in Deutschland stattfinden. Somit ist er hauptverantwortlich für die Planung, Organisation und Durchführung der internationalen Sportveranstaltung. Stabsfeldwebel Stefan Huss ist der Botschafter für die Invictus Games in Düsseldorf. Er hat seit 2013 eine Posttraumatischen Belastungsstörung entwickelt und nahm bereits an den Invictus Games 2017 in Toronto und 2018 in Sydney teil. Aktuell ist Stabsfeldwebel Huss Sportausbilder im 6. ITInformationstechnik-Bataillon 292 in Dillingen an der Donau. Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers ist Projektleiter für Bundeswehrgeschichte im Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945 am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam. | |||
21 Jun 2022 | Die Bundeswehr im Katstropheneinsatz | 00:56:25 | |
Sturmflut an der Deutschen Nordseeküste 1962 – Waldbrände in Niedersachsen 1975/76 - Oderhochwasser 1997 - Ahrhochwasser 2022: Wenn sich Naturkatstrophen ereignen, ist die Bundeswehr zur Stelle. Ihre Soldatinnen und Soldaten retten, bergen und schützen, gemeinsam mit zivilen Hilfsorganisationen. Und oftmals führen dann Offiziere den Gesamteinsatz. Folge 39 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBw“ widmet sich der Bundeswehr im Katastropheneinsatz. Oberst Dr. Uwe Hartmann spricht dazu einerseits mit General a.D. Hans-Peter von Kirchbach, Generalinspekteur der Bundeswehr 1998-200 und zuvor als Kommandeur der 14. Panzergrenadierdivision Führer des Einsatzes aller Hilfskräfte beim Oderhochwasser 1997. Zweiter Gesprächspartner ist Oberst Stefan Weber, Kommandeur des Landeskommandos Rheinland-Pfalz, und Führer des Katstropheneinsatz beim Ahrhochwasser im Juli 2022. Beide Einsätze waren von ihren Dimensionen sehr unterschiedlich: Während es beim Oder-Hochwasser einige Tage „Vorlauf“ gab und nur wenige Tote zu beklagen waren, kam das Ahr-Hochwasser buchstäblich „über Nacht“ und riss mehr als 140 Menschen in den Tod. An der Oder wurden 1997 rund 30.000 Helfer eingesetzt, aber nicht alle gleichzeitig und nicht alle kamen von der Bundeswehr. An der Ahr waren rund 1.500 Soldaten im Einsatz. Um ein Vielfaches höher war die Zahl der zivilen Helfer. In beiden und anderen Einsätzen waren es ranghohe Offiziere der Bundeswehr, die den Einsatz führten und dabei militärische wie zivile Hilfskräfte (Polizei, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz und andere) zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung bündelten. Offensichtlich stellen militärische Führungsmethoden und -prozesse gerade bei solchen krisenhaften Notlagen ihre großen Stärken unter Beweis. Weitere Hintergrundinformationen sowie eine Überblicksdarstellung zur „Amtshilfe“ oder Katastrophenhilfe der Bundeswehr in diesen wie auch vergleichbaren Fällen im In- und Ausland finden Sie bei den Gesprächen am Ehrenmal. |