
Durchblick Philosophie (Florian Kraemer)
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Pub. Date | Title | Duration | |
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23 Dec 2023 | Vortrag: das Recht auf Nicht-Wissen und die medizinische Forschung | 00:23:26 | |
Diese Episode erscheint „außer der Reihe“. Ich war vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit eingeladen, zu einem Thema aus der Medizinethik zu referieren. Es geht um das Recht auf Nicht-Wissen. Als Patientin hast du normalerweise ein Recht zu wissen, was medizinisch mit dir los ist. Es gibt allerdings auch Fälle, in denen Menschen das gar nicht alles bis ins letzte Detail wissen wollen, zum Beispiel in der Humangenetik. Dieses Recht hat man nicht nur als Patientin, sondern auch als Teilnehmerin an medizinischen Studien, also in der Forschung. Damit kann die Forscherin in einen Gewissenskonflikt geraten. Wenn sie den vermeiden will – darf sie Menschen, die von ihrem Recht auf Nicht-Wissen Gebrauch machen wollen, dann von vorneherein aus der Studie ausschließen? | |||
27 Dec 2021 | 43 Kants Ethik 4: Herleitung des kategorischen Imperativs aus einer Tüte Gummibärchen | 00:20:49 | |
Der kategorische Imperativ ist Kants Antwort auf die Frage, wann eine Handlung moralisch richtig ist: „Handle so, dass du wollen kannst, dass die Maxime deines Handelns als allgemeines Gesetz gelte.“ Aber was genau heißt das überhaupt und wie begründet Kant diese Formel? Darum geht es in der heutigen Episode. Außerdem gibt es Gummibärchen. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
19 Oct 2021 | 36 Ethik als Bilanzrechnung: Utilitarismus 1 (Bentham) | 00:21:18 | |
Moralisch handeln heißt: Rücksicht nehmen. Dazu müssen wir Leid und Freude aller Betroffenen zusammenzählen. Das war jedenfalls die Idee von Jeremy Bentham, der den sog. Utilitarismus begründet hat, eine der wichtigsten Ethiken der Neuzeit. Der Utilitarismus hat auf alles eine Antwort, weil sich alles irgendwie berechnen lässt. Wie das in etwa funktioniert, erkläre ich in dieser Episode, die gleichzeitig eine mehrteilige Serie über den Utilitarismus einleitet. | |||
16 Apr 2023 | 61 Menschenwürde nach Kant und Flüchtlinge auf hoher See | 00:22:17 | |
Gerald Knaus hat ein sehr lesenswertes Buch über Schwierigkeiten und Lösungen in der Flüchtlingspolitik geschrieben. Darin geht es auch um die australische Strategie, Schutzsuchende regelrecht „wegzusperren“, um andere davon abzuhalten, in die Boote zu steigen. Ist das moralisch gerechtfertigt? Knaus zieht einen sehr interessanten Vergleich zum Trolley-Problem, das du vielleicht noch aus Episode 35 dieses Podcasts kennst. In dieser Episode stoßen wir wieder auf Kants Menschheitszweckformel. Was genau folgt aus der Menschenwürde für die Rechte von Flüchtlingen? Literatur / Quellen Gerald Knaus, Welche Grenzen brauchen wir?, München 2020 Philip Banse / Gerald Knaus, "Wie die EU Geflüchtete aufnehmen und ihre Grenzen schützen kann", in: Das Interview 85, 17.3. 2020 Anna-Lena Abbott, "Die Schande von Manus", in: Spiegel Online, 9.11.2017 | |||
10 Mar 2023 | 59 Singer über Flüchtlinge | 00:26:05 | |
Das Thema der heutigen Episode hat in den letzten Jahren für viel Streit in Deutschland gesorgt: Es geht um Flüchtlinge. Haben wir Verpflichtungen gegenüber Menschen, die in ihrem eigenen Land nicht leben können? Wenn ja, welche und warum? Peter Singer hat – wie so oft – eine sehr klare Haltung hierzu, die in engem Zusammenhang mit dem Rest der Praktischen Ethik steht. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) Professor Peter Singer's thoughts on the Syrian refugee crisis | |||
20 Jan 2025 | 87 Rousseaus Staatstheorie 2: Ende des Naturzustands (Eigentum als Sündenfall) | 00:24:08 | |
Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau behauptete: Im Naturzustand, in einem Zustand ohne Staat und Gesellschaft, würde der Mensch ein sehr einfaches, aber genau deswegen auch sehr glückliches Leben führen. Aber wenn das so ist – warum bleiben wir dann nicht einfach im Naturzustand? Um diese Frage geht es in der heutigen Episode. Rousseau sieht in der Entstehung des Privateigentums eine Art „Sündenfall“, der den Menschen aus dem Paradies des Naturzustands vertrieben hat. Nebenbei lesen wir ein wenig in der Bibel und in den Bestsellern von Y.N. Harari. Literatur: Jean-Jacques Rousseau, Abhandlung über die Ungleichheit unter den Menschen, NA Ditzingen 2023 Günther Mensching, Rousseau zur Einführung Hamburg 3. Aufl. 2010 Yuval Noah Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit, München 2015 Yuval Noah Harari, Homo Deus, München 2017 | |||
10 Jul 2024 | 78 John Lockes Staatstheorie 1: Naturzustand (Wild, Wild West) | 00:24:21 | |
Ohne Staat würden die Menschen im Naturzustand leben – das war die Grundidee der Vertragstheorien. Bei John Locke ist dieser Naturzustand nicht ganz so düster wie bei Hobbes. Es gibt dort nämlich ein „natürliches Gesetz“, sagt Locke, das das Leben der Menschen regelt. In der heutigen Episode stelle ich diesen Ansatz vor. Dabei beschäftigen wir uns mit Gott und außerdem mit Western. | |||
28 Jul 2024 | 79 John Lockes Staatstheorie 2: Gesellschaftsvertrag (Ein Staat – Drei Gewalten) | 00:24:34 | |
Im Naturzustand sind nach John Locke alle Menschen dafür verantwortlich, das Gesetz durchzusetzen. Das funktioniert allerdings mehr schlecht als recht: Es fehlen erstens eine genaue Festlegung dieses Gesetzes, zweitens unparteiische Richter und drittens Leute, die wirklich in der Lage sind, Verbrecher zu bestrafen. Aus genau diesen Mängeln des Naturzustands entsteht bei Locke der Gesellschaftsvertrag. Details dazu erläutere ich in dieser Episode; am Rande geht es außerdem um Reichsbürger. Literatur: John Locke: Zwei Abhandlungen über die Regierung Walter Euchner: John Locke zur Einführung, Hamburg 2011 | |||
01 Sep 2024 | 81 John Lockes Staatstheorie 4: Chancen und Grenzen | 00:28:43 | |
Der Philosoph John Locke begründet einen liberalen Rechtsstaat: Kernaufgaben des Staates sind der Schutz von Freiheit und Eigentum. Der Staat muss sich an bestimmte Grundregeln halten, ansonsten haben die Menschen ein Recht auf Widerstand. In der heutigen Episode fasse ich Lockes Staatstheorie nochmal kurz zusammen und untersuche anschließend Stärken und Schwächen dieses Modells. Literatur: John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung Walter Eucher, John Locke zur Einführung | |||
18 Jan 2024 | 70 Vertragstheorien 2: Zwei Einwände und ein Ausblick | 00:25:12 | |
Wann ist ein Staat „gut“ für uns? Das Modell „Gesellschaftsvertrag“ – bekannt aus der letzten Episode – gibt eine einfache Antwort: Ein Staat ist gut, wenn wir alle ihm aus eigenem Interesse zustimmen müssten. In dieser Episode werde ich das Denkmodell vom „Gesellschaftsvertrag“ gegen zwei Einwände verteidigen und in die Philosophiegeschichte einordnen. Im Anschluss gebe ich einen Überblick über die weiteren Episoden zur Staatstheorie. | |||
08 Jan 2022 | 44 Kants Ethik 5: Anwendung des kategorischen Imperativs | 00:26:37 | |
„Handle so, dass du wollen kannst, dass die Maxime deines Handelns als allgemeines Gesetz gelte.“ Das ist Immanuel Kants Weltformel für die Ethik, der berühmte kategorische Imperativ. Aber angenommen, das stimmt: Was heißt das überhaupt? Wie treffe ich mit dieser Regel konkrete moralische Entscheidungen? Das zeige ich in dieser Episode anhand von Kants eigenen Beispielen. Dabei lernen wir zwei Arten von Pflichten kennen: vollkommene und unvollkommene. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
28 Feb 2025 | 89 Rousseaus Staatstheorie 4: Gesellschaftszustand (Gemeinwille, dringend gesucht) | 00:23:26 | |
Im Staat sind wir frei, wenn wir gemeinsam tun, was wir gemeinsam wollen. Das war der Grundgedanke von Rousseaus Gesellschaftsvertrag. Nur: wie finden wir diesen „Gemeinwillen“ denn heraus? Genau das ist die Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger im Staat, sagt Rousseau. Wie das in der Praxis in etwa funktionieren soll, untersuchen wir in der heutigen Episode. Dabei stellen wir fest, dass dieser Gemeinwille ganz schön viel Arbeit macht. Literatur: Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag, Stuttgart 2011 Günther Mensching, Rousseau zur Einführung Hamburg 3. Aufl. 2010 | |||
19 Oct 2021 | 29 Ethik (Einführung 1/3): Normen, Werte, Bananenschalen | 00:25:36 | |
Mit dieser Episode beginnt meine – voraussichtlich etwas längere – Einheit über Ethik. Ethik ist die Lehre von der Begründung moralischer Ansprüche. Es reicht nicht nur, irgendwelche moralischen Forderungen aufzustellen, sondern wir müssen auch logisch nachvollziehbare Gründe dafür aufstellen.
In dieser Episode zeige ich kurz, wie das in etwa funktioniert und stelle dazu die Methoden „Praktischer Syllogismus“ und „Toulmin-Schema“ vor. Anschließend gebe ich einen Überblick über besonders einflussreiche Ansätze der Ethik und den weiteren Aufbau dieser Reihe. | |||
08 Oct 2023 | 66 Aristoteles‘ Staatstheorie 1: Mein Freund der Ball | 00:32:35 | |
Aristoteles breitet in seiner Staatstheorie die These aus, dass der Mensch von Natur aus ein Gemeinschaftswesen („zoon politikon“) ist. Das bedeutet: Das Leben im Staat ist sozusagen in uns eingebaut und erst im Staat haben wir die Chance das Leben zu führen, das wir als Menschen eigentlich brauchen. Wie Aristoteles seine These begründet, zeige ich in dieser Episode. Dabei besuchen wir außerdem Tom Hanks, der sich auf einer einsamen Insel mit dem Volleyball Wilson anfreundet. Literatur: Aristoteles, Politik Castaway (BlueRay) Kai Posmik: "Anschnallen Bitte! Einführung der Gurtpflicht", in: Spiegel Online, 23.12. 2010 Mathias Brandt: "40 Jahre Sicherheitsgurt, eine Erfolgsgeschichte", in: statista (Statistisches Bundesamt) 20.1. 2014 | |||
13 Mar 2024 | 73 Thomas Hobbes‘ Staatstheorie 2: Gesellschaftsvertrag (Der sterbliche Gott) | 00:27:26 | |
Im Naturzustand, im Leben ohne Regierung, machen sich die Menschen das Leben gegenseitig zur Hölle. So sieht das jedenfalls Thomas Hobbes, einer der klassischen Staatstheoretiker der Neuzeit. Wie kommen wir aus diesem schrecklichen Zustand wieder heraus? Hobbes‘ Lösung ist der Gesellschaftsvertrag: Alle verzichten gleichzeitig auf ihr Recht auf Selbstbestimmung und Anwendung von Gewalt. Was das genau bedeutet und warum das die Lösung sein soll, das erkläre ich in dieser Episode. Nebenbei machen wir uns Gedanken über Gott. Literatur: Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung, Hamburg 5. Aufl. 2016 | |||
19 Oct 2021 | 35 Harte Weichenstellung: Die ethische Dilemmamethode | 00:21:41 | |
Das Gleisarbeiterproblem ist ein richtiger Klassiker und Dauerbrenner in der Ethik. Dürfen wir einen Menschen „opfern“, um fünf zu retten? Dieser (konstruierte!) Fall kann einen ganz schön ins Schwitzen bringen. Verschiedene Überzeugungen, die wir haben – „Intuitionen“ heißen sie in der Philosophie – stehen hier nämlich quer gegeneinander. In dieser Episode betrachten wir kurz das Szenario selbst, interessieren uns aber vor allem dafür, was ein „Dilemma“ ist und was es in der Ethik bringen soll, sich damit zu beschäftigen. | |||
17 Mar 2025 | 90 Rousseaus Staatstheorie 5: Übersicht und Kritik | 00:29:38 | |
Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau entwirft ein basisdemokratisches Staatsmodell: Die Bürgerinnen und Bürger sind selbst der Souverän und sie sind selbst dafür zuständig, dass das passiert, was sie wollen. Sie suchen und verwirklichen den Gemeinwillen. In der heutigen Episode fasse ich Rousseaus Gedankengang aus den letzten vier Episoden kurz zusammen und ordne ihn historisch ein. Anschließend betrachten wir Chancen und Schwierigkeiten seiner Ideen. Wo könnte uns Rousseau heute weiterbringen? Und was sollten wir eher kritisch betrachten? Literatur: Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag, Stuttgart 2011 Günther Mensching, Rousseau zur Einführung Hamburg 3. Aufl. 2010 Christopher Bertram, Jean Jacques Rousseau, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (Link) | |||
28 Jan 2022 | 45 Kants Ethik 6: Chancen und Probleme (Besuch von der Gestapo) | 00:25:42 | |
Klare Regeln für alle: Das verspricht der kategorische Imperativ. In dieser Episode beleuchte ich Kants Ethik nochmals kritisch von mehreren Seiten. Welche unserer Erwartungen an Ethik erfüllt sie? Und wo stecken Probleme? Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
19 Oct 2021 | 33 Toleranz als Eigentor: Argumente gegen den Kulturrelativismus | 00:20:27 | |
Leben und leben lassen, Toleranz für alle. Das war, stark vereinfacht, das Motto des Kulturrelativismus in der letzten Episode und es klang erst mal sehr modern, aufgeklärt und vielleicht auch bequem. Aber geht das auf? In dieser Episode führe ich eine lange Liste an Einwänden gegen den Kulturrelativismus auf. Er ist in Wahrheit ziemlich unpraktisch, gar nicht so tolerant wie er klingt – und er widerspricht sich vor allem selbst. | |||
02 Jan 2025 | 86 Rousseaus Staatstheorie 1: Naturzustand (Aufbruch nach Pandora) | 00:30:11 | |
In dieser Episode geht es um den dritten „Klassiker“ der Vertragstheorie: Jean-Jacques Rousseau. Wir beginnen wieder im Naturzustand, also dem Zustand ohne Staat und Gesellschaft. In diesem Zustand würde der Mensch ein ziemlich einfaches, aber deswegen auch ziemlich glückliches Leben führen. Das ist zumindest Rousseaus These. Wir untersuchen Rousseaus Beschreibung der menschlichen Bedürfnisse und seine Argumente gegen Locke und gegen Hobbes. Außerdem machen wir mal wieder einen kurzen Abstecher ins Kino. Literatur: Jean-Jacques Rousseau, Abhandlung über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen, NA Ditzingen 2023 Günther Menschen, Rousseau zur Einführung, Hamburg 3. Aufl. 2010 Christoph Horn, Einführung in die politische Philosophie, Darmstadt 2003 | |||
19 Oct 2021 | 32 Amoralismus und Relativismus | 00:25:38 | |
Ethik ist ein harter Job. Andern „vorschreiben“, was richtig und falsch ist – wer will das schon? In der heutigen Episode betrachten wir zwei ethische Positionen, die definitiv keine endgültigen Antworten liefern wollen. Der Amoralismus betrachtet Moral „von außen“ von der Warte des unbeteiligten Zuschauers. Und er behauptet, dass wir eben kein richtiges Argument haben, warum es Moral überhaupt geben sollte. Der Relativismus dagegen nimmt zwar an, dass es moralisches „richtig“ und „falsch“ gibt, bestreitet aber, dass dieselbe Moral universell gilt, also für alle Menschen. Wir untersuchen den Kulturrelativismus, der behauptet, dass alle lediglich der Moral ihrer eigenen Kultur folgen sollten. | |||
03 Mar 2022 | 46 Kants Ethik 7: Herleitung der Menschenwürde aus dem kategorischen Imperativ | 00:26:30 | |
Es gibt ein paar „rote Linien“, die sich viele für die Ethik wünschen – zum Beispiel die „Menschenwürde“. Wir dürfen Menschen anscheinend nicht wie Sachen behandeln. Das wäre „entwürdigend“, oder auch: „menschen-verachtend“. Aber warum? Was genau ist die Menschenwürde und, vor allem: Wie kann man sie begründen? Dazu hat Immanuel Kant einiges zu sagen. Eine Version des kategorischen Imperativs ist die „Menschheitszweckformel“, die ich in der heutigen Episode erkläre. Kants Texte sind hier sehr dicht und anspruchsvoll – aber mit dem Vorwissen aus den letzten Episoden lassen sie sich auf jeden Fall entschlüsseln. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
03 Apr 2024 | 74 Thomas Hobbes‘ Staatstheorie 3: Gesellschaftszustand (absolute Macht) | 00:24:25 | |
Im Gesellschaftsvertrag übertragen alle Menschen ihr Recht, sich selbst zu regieren, auf einen Souverän. So sieht das jedenfalls Thomas Hobbes, ein „Klassiker“ der neuzeitlichen Staatstheorie. Eine Regierung wird „autorisiert“, das heißt: Alle sind Autor ihrer Handlungen. Damit konzentriert sich alle Macht und Gewalt im Staat auf genau eine Stelle. Was das für das Leben im Gesellschaftszustand bedeutet, das skizziere ich in der heutigen Episode. Eine kritische Einordnung folgt in der nächsten Einheit. Literatur: Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung | |||
05 Feb 2020 | 01 Kant und die Yetis, oder: Was ist Philosophie? | 00:16:53 | |
Was ist eigentlich Philosophie? Wer braucht sowas? – Eine kleine Vorstellung des Fachs, seiner Fragestellungen und Methoden. Außerdem: Eine Übersicht zu den Themen dieses Podcasts, entlang den Abitur-Vorgaben NRW Literatur: | |||
19 Feb 2020 | 02 Natur und Kultur (Einführung) - Zu Besuch bei Tarzan | 00:15:52 | |
Einführung in den ersten Themenblock : „Natur“ und „Kultur“ sind zwei grundlegende Deutungsmuster der Anthropologie, der Frage nach dem Wesen des Menschen. Wer „macht“ den Menschen zum Menschen? Allein biologische Gesetze (Natur)? Oder machen die Menschen das mit sich selbst (Kultur)? Vielleicht sogar jeder Einzelne selbst (Existenzialismus)? | |||
04 Mar 2020 | 03 Der Mensch als Überlebensmaschine: Richard Dawkins, „Das egoistische Gen“ | 00:20:15 | |
Was kommt eigentlich heraus, wenn man den Menschen als reines Naturwesen beschreiben will, als Produkt der Evolution? Anhand dieser Frage geht es um den Beststeller des Biologen Richard Dawkins – aus einer philosophischen Perspektive gelesen. Literatur: Richard Dawkins, Das egoistische Gen Richard David Precht, Liebe: Ein unordentliches Gefühl | |||
04 Mar 2020 | 04 Der Mensch, unangepasst und überfordert - Arnold Gehlens Kulturanthropologie | 00:21:28 | |
Arnold Gehlen beschreibt den Menschen als reines Kulturwesen: Der Mensch passt nirgendwohin und ist mit allem überfordert, sogar mit sich selbst. Zu seinem Glück kann er sich aber in der Kultursphäre breit machen, einer „zweiten Natur“. Literatur: Arnold Gehlen, Der Mensch: Seine Natur und seine Stellung in der Welt (Klostermann RoteReihe, Band 89) Christian Thies, Arnold Gehlen zur Einführung | |||
18 Mar 2020 | 05 Zur Freiheit verurteilt - Jean-Paul Sartre, Existenzialismus | 00:17:21 | |
Sartre lehnt alle Festlegungen darauf, was „der“ Mensch „eigentlich“ ist, ab. Aus seiner Sicht kann das niemand wirklich definieren, nicht einmal Gott (!). Natur, Kultur: Alles das ist für ihn „Essenzialismus“. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Der Mensch existiert zuerst und muss dann selbst festlegen, was er eigentlich sein will. Ganz schön viel verlangt? Literatur: Jean-Paul Sartre, Der Existentialismus ist ein Humanismus: Und andere philosophische Essays 1943 - 1948 Jean-Paul Sartre, Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Philosophische Schriften Band 3: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie Martin Suhr, Jean-Paul Sartre zur Einführung | |||
01 Apr 2020 | 06 Was ist eine „richtige“ Frau? Das Geschlechterverhältnis nach Simone de Beauvoir | 00:22:22 | |
Zum Abschluss des Themenblocks „Natur und Kultur“ geht es um ein konkretes Beispiel: die Einteilung der Menschen in Männlein und Weiblein. Wer macht diese Einteilung und was macht sie mit uns? Wir fragen nochmals kurz Dawkins und Gehlen. Anschließend wenden wir uns Simone de Beauvoirs existenzialistischer Antwort zu, die erklärt, warum die Frau in der Vergangenheit immer das untergeordnete, „das Andere Geschlecht“ gewesen ist. Literatur: Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht: Sitte und Sexus der Frau Kate Kirkpatrick, Simone de Beauvoir: Ein modernes Leben | |||
15 Apr 2020 | 07 Wer hat Angst vorm „Gender-Wahn“? Exkurs zu Judith Butler | 00:21:44 | |
Können wir die Rolle als Frau oder Mann wirklich abstreifen? Diese Frage blieb in der letzten Episode offen – und sie ist ein Ausgangspunkt für Judith Butler, eine der bekanntesten (und umstrittensten!) Theoretikerinnen der aktuellen Gendertheorie. In dieser Episode stelle ich ihre Position vor und gehe der Frage nach, warum der Begriff „Gender“ eigentlich so ein Aufreger-Thema ist. Literatur Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter | |||
29 Apr 2020 | 08 Wer ist dieser "Ich" überhaupt? Köper und Seele, Einführung | 00:15:24 | |
Aus Märchen und Fantasy kennen wir Personen, die in einen anderen Körper schlüpfen. Angenommen, das ginge: Wäre ich dann noch ich? Bin ich also jemand anders als mein Körper? Diese Episode bildet einen Einstieg in ein neues Thema zwischen Anthropologie und Metaphysik. Ich diskutiere einige Grundbegriffe und zeige, warum diese Frage überhaupt wichtig sein könnte. Literatur: Franz Kafka, Die Verwandlung | |||
13 May 2020 | 09 Träumende Schmetterlinge - Dualismus nach Descartes | 00:19:13 | |
Der französische Philosoph René Descartes (1596–1650) war der Auffassung, dass Körper und Seele grundverschieden sind, zwei vollkommen unterschiedliche „Substanzen“. Diese Episode stellt zwei seiner Argumente vor. Literatur: Zhuangzi: Das Buch der daoistischen Weisheit: Auswahl (Reclams Universal-Bibliothek) René Descartes, Meditationen (Philosophische Bibliothek) | |||
28 May 2020 | 10 Descartes zwischen den Stühlen: Schwierigkeiten des Dualismus | 00:14:59 | |
Zu den zentralen Schwierigkeiten des Leib-Seele-Dualismus gehört die Frage, wie Geistiges und Materielles zusammenhängen können, wenn beides doch angeblich verschiedene Substanzen sind. In dieser Episode geht es um einige der zentralen Einwände gegen Descartes. Es stellt sich heraus: die Sache mit der „Existenz“ des Denkens ist geradezu deprimierend kompliziert... | |||
10 Jun 2020 | 11 Das materialistische Menschenbild nach La Mettrie | 00:17:56 | |
Der französische Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie lebte in einer Zeit der großen wissenschaftlichen Entdeckungen: Der gesamte Kosmos, so schien es seit Newton, lässt sich allein durch Gesetze von Materie und Bewegung erklären – also auch der Mensch. Alles, was wir „Seele“ nennen, will der Materialist re-duzieren (das heißt: zurück-führen) auf Körperliches, also Materie. Wie das funktionieren soll und was für den Materialismus spricht, skizziere ich in dieser Episode. Literatur Julien Offray de LaMettrie, Die Maschine Mensch. L'homme machine. Französisch - deutsch | |||
24 Jun 2020 | 12 Rätselhafte Schokolade: Grenzen des Materialismus | 00:23:05 | |
Eine zentrale Herausforderung für den Materialismus besteht in der Frage, ob Geistiges wirklich auf Materielles zurückgeführt werden kann. Thomas Nagel, ein entschiedener Kritiker dieser Auffassung, hat die These vertreten, dass man „von außen“ niemals das erfassen kann, was in einem Bewusstsein „von innen“ vorgeht. Besonders bekannt ist in diesem Zusammenhang Frank Jacksons Gedankenexperiment „Marys Zimmer“ – wobei die Philosophie inzwischen gar nicht mehr sicher ist, was genau dieses Experiment eigentlich zeigt... Literatur: | |||
08 Jul 2020 | 13 Empfindsame Terminatoren und philosophische Zombies: Das Problem des Bewusstseins | 00:22:59 | |
In dieser Episode vertiefe ich das Bewusstseinsproblem aus der letzten Folge anhand von zwei Beispielen aus dem Kino. Erstens: Terminatoren. Haben sie ein Schmerz-Empfinden? Können sie sich die Außenwelt „vorstellen“? Oder reagieren sie nur darauf? Zweitens stelle ich kurz David Chalmers' berühmtes Zombie-Argument vor, das den materialistischen Reduktionismus widerlegen soll. Film: Terminator 2 (Special Edition / Digital Remastered) [Blu-ray] | |||
21 Jul 2020 | 14 Auswege aus dem Bewusstseins-Problem: Thomas Nagel versus Thomas Metzinger | 00:26:33 | |
Die Diskussion, ob wir rein materielle Wesen sind, ist natürlich nicht bei Descartes und La Mettrie stehen geblieben. In dieser Episode thematisiere ich zwei aktuelle Positionen aus der Debatte. Thomas Nagel vertritt den Eigenschaftsdualismus. Er bestreitet den materialistischen Reduktionismus. Trotzdem existiert ihm zufolge nur eine Substanz, die Materie, die aber grundverschiedene Arten von Eigenschaften hat. Eine Gegenposition vertritt Thomas Metzinger in seinem Buch „Der Ego-Tunnel“. Dort entwickelt er eine systematische Beschreibung des Bewusstseins aus materialistischer Perspektive. Das „Selbst“ ist ihm zufolge eine komplexe Simulation, die sich im Bewusstsein in mehreren Stufen vollzieht. Literatur: Thomas Metzinger, Der Ego-Tunnel: Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik | |||
11 Aug 2020 | 15 Baum ohne Zuschauer: Berkeley, Immaterialismus | 00:19:27 | |
Der Philosoph George Berkeley (1685–1753) vertrat eine weitere Lösung des Leib-Seele-Problems: Er behauptete, dass nur der Geist „wirklich“ ist, nicht der Körper oder die Materie. Alles Materielle lässt sich zurückführen auf Geistiges. Diese Idee klingt zunächst etwas merkwürdig, folgt aber direkt aus seinen Überlegungen zur Erkenntnistheorie. In dieser Episode spiele ich Berkeleys Ansatz kurz durch. | |||
26 Aug 2020 | 16 Freiheit (Einführung): Handlungs- und Willensfreiheit | 00:19:22 | |
Sind wir „frei“? Das ist in eine in der Philosophie besonders beliebte Frage. Damit verbindet sich natürlich sofort die Frage, was „Freiheit“ überhaupt bedeutet. In dieser Episode führe ich in den dritten Themenblock dieses Podcasts ein und erkläre zunächst die grundlegende Unterscheidung zwischen Handlungs- und Willensfreiheit. Spoiler: Willensfreiheit ist der vielleicht der interessantere Begriff – er ist aber auch viel schwieriger zu definieren. | |||
09 Sep 2020 | 17 Willensfreiheit: Wo ist das Problem? | 00:24:05 | |
Willensfreiheit ist ein heiß umstrittenes Thema in der Philosophie. Warum eigentlich? In dieser Episode zeige ich, was alles von der Frage nach der Freiheit des Willens abhängt. Auf den ersten Blick geht es um (fast) alles: um Identität, Beziehung, ein geregeltes Zusammenleben und vielleicht sogar den Sinn des Lebens. Das alles könnte auf dem Spiel stehen. Außerdem werfen wir einen kritischen Seitenblick auf die sog. Libet-Experimente. Widerlegt die Hirnforschung die Willensfreiheit? | |||
22 Sep 2020 | 18 Schachmatt für die Willensfreiheit? Determinismus und Inkompatibilismus | 00:21:25 | |
In dieser Episode stelle ich das klassische Argument gegen die Willensfreiheit vor. Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat es im 19. Jahrhundert ganz gut verständlich formuliert: Einerseits ist alles, was wir erleben, durch Ursachen bestimmt (Determinismus). Andererseits wäre der „freie“ Wille etwas, das nicht vorherbestimmt ist (Inkompatibilismus). Beides zusammen, sagt Schopenhauer, können wir nicht haben. | |||
06 Oct 2020 | 19 Der Indeterminimsus als Rettungsversuch für den freien Willen | 00:22:36 | |
Wenn alles vorherbestimmt ist und der freie Wille etwas nicht-Vorherbestimmtes wäre, dann könnte es ihn nicht geben. Soweit das Ergebnis der letzten Episode. Aber vielleicht ist ja gar nicht alles vorherbestimmt. Das ist die Annahme des Indeterminismus – ein Ausweg für den freien Willen? In der heutigen Episode spiele ich einige Ideen durch, die vielleicht gegen den Determinismus sprechen. Ob sich damit der freie Wille retten lässt, ist allerdings nochmal eine ganz andere Frage... Literatur: Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens | |||
20 Oct 2020 | 20 Kompatibilismus: Peter Bieri, "Das Handwerk der Freiheit" | 00:23:40 | |
Für den schweizer Philosophen Peter Bieri beruht das Argument gegen die Willensfreiheit aus Folge #18 auf einem Missverständnis. Frei zu entscheiden heißt eben nicht, dass Entscheidungen aus dem Nichts herausspringen. Es hat aber sehr viel mit unseren Urteilen zu tun. Stimmt das? Was genau erleben wir eigentlich wirklich, wenn wir eine Entscheidung treffen, die sich „frei“ anfühlt? Darum geht es in der heutigen Episode, in der ich einige Grundgedanken aus dem Buch Das Handwerk der Freiheitvorstelle. Wenn Bieri Recht hat, dann ist Freiheit nämlich etwas, das man regelrecht lernen und üben kann. Literatur: Peter Bieri, Das Handwerk der Freiheit: Über die Entdeckung des eigenen Willens | |||
22 Nov 2020 | 21 Strafrecht, Determinismus und Verantwortung | 00:19:52 | |
Können wir noch verantwortlich gemacht werden für unsere Entscheidungen, wenn diese in Wahrheit vorherbestimmt werden? Wenn wir gar nicht anders entscheiden können – sollten wir dann noch für Verbrechen bestraft werden? Wäre das sinnvoll? Und wäre das fair? Um diese Fragen geht es – in aller Kürze – in der heutigen Episode, mit der ich die Einheit „Willensfreiheit“ abschließe. | |||
19 Oct 2021 | 22 Glück (Einführung): Willkommen in der Erlebnismaschine | 00:21:40 | |
In dieser Episode führe ich ins Thema „Glück“ ein und zeige, dass es vielleicht nicht unmöglich ist, eine sinnvolle, rationale Diskussion darüber zu führen, was ein „gutes“ Leben ist. Und als Gedankenexperiment machen wir Urlaub in Robert Nozicks „Erlebnismaschine“, bekannt aus dem Science-Fiction-Klassiker „Total Recall“. | |||
19 Oct 2021 | 23 Epikur: Der schwierige, einfache Weg zum Glück | 00:24:32 | |
Für Epikur geht es im Leben darum zu tun, worauf man „Lust“ hat. So einfach ist das – fast!
Dazu gehört nämlich jede Menge rationale Überlegung. Und ein kritischer Blick auf unsere Bedürfnisse. Je weniger Bedürfnisse wir haben, desto einfacher wird die Sache mit dem Glück. So einfach ist das – und gleichzeitig so schwierig. | |||
19 Oct 2021 | 24 Platon 1/2: Ein aufgeräumtes Leben | 00:23:03 | |
Für Platon ist ein Leben dann gelungen, wenn es Gerechtigkeit verkörpert. Ein interessanter, aber schwieriger Gedanke: Wie kann es innerhalb eines einzigen Menschen „Gerechtigkeit“ geben? Diese Episode stellt Platons zentrale Idee vor: Er entdeckt im menschlichen Selbst („Seele“) drei verschiedene Teile, die gegen- oder miteinander spielen können. Die Frage lautet dann: Wie gut sind diese Teile in deinem Leben ausbalanciert? | |||
19 Oct 2021 | 25 Platon 2/2: Leben im Einklang / Dreiklang | 00:22:12 | |
Für Platon ist ein Leben gerecht, wenn die Teile der Seele in der richtigen Ordnung zueinander stehen. Diese Idee wird in der heutigen Episode in zwei Bilder verpackt: Musik und Medizin. Im Anschluss betrachten wir Platons Konzept nochmal kurz im Gesamtbild und stellen - wie üblich - ein paar kritische Fragen. | |||
26 Jun 2022 | 50 Peter Singer - Personen und das Recht auf Leben | 00:18:32 | |
Auf der Welt gibt es ziemlich viele lebendige Wesen – anscheinend haben aber nicht alle dasselbe Recht auf ihr Leben. Pflanzen haben vermutlich ziemlich wenig solcher Rechte, erwachsene Menschen dagegen ziemlich viele. Aber was ist mit Tieren, mit menschlichen Embryonen und so weiter? Wer hat wieviel Recht auf Leben und warum überhaupt? Um solche Fragen geht es in Peter Singers Buch Praktische Ethik. In dieser Episode stelle ich seinen Personen-Begriff vor, der zentrale Bedeutung für Singers Ethik hat. Gleichzeitig schlage ich damit die Brücke von der allgemeinen Ethik (Episoden #29–49) in die angewandte Ethik. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) | |||
19 Oct 2021 | 26 Aristoteles: Denken macht glücklich | 00:23:55 | |
Wenn wir fragen, wann ein Leben gelungen ist, müssen wir erst mal klären, worum es im menschlichen Leben im großen und ganzen geht: Was ist das besondere am Menschen? Diesen Ansatz hat Aristoteles verfolgt, Platons berühmtester Schüler (der auch in den Abiturvorgaben NRW manchmal zu Gast ist). Für ihn sollte ein Leben der Vernunft folgen. Was das in etwa bedeutet und ob diese Idee uns weiterbringt: Darum geht es in der heutigen Episode | |||
19 Oct 2021 | 27 Stoizismus: Gelassenheit macht frei | 00:27:32 | |
Unglücklich werden wir, wenn die Welt nicht funktioniert, wie wir uns das wünschen – wenn unsere Erwartungen enttäuscht werden. Der sogenannte Stoizismus schlägt vor: Wenn du die Welt schon nicht ändern kannst, dann ändere deine Erwartungen. Arbeite an dir selbst und ertrage den Rest geduldig, denn alles kommt, wie es kommen muss. Ob so eine Einstellung uns heute wirklich weiterbringt und wie das überhaupt funktionieren soll, das ergründe ich in dieser Episode. Und heute geht es ausnahmsweise (!) auch kurz um Corona. Literatur: Anna Schriefl, Stoische Philosophie: Eine Einführung (Reclams Universal-Bibliothek) Wolfgang Weinkauf (Hrsg.), Die Philosophie der Stoa: Ausgewählte Texte (Reclams Universal-Bibliothek) | |||
19 Oct 2021 | 37 Peter Singer und das Kind im Teich - Utilitarismus 2 | 00:24:44 | |
Für 500–1.000 € könnten wir ein Leben in einem Entwicklungsland retten. Wenn wir mit dem Geld stattdessen etwas anderes tun – sind wir dann irgendwie für den Tod eines Menschen verantwortlich? Im utilitaristischen Denkmodell (vgl. letzte Episode) ist das tatsächlich so. Denn in dieser Logik sind wir für das, was wir nicht tun, genauso verantwortlich wie für das, was wir tun. Diesen (ziemlich unangenehmen) Gedanken hat Peter Singer in seinem Buch „Leben retten“ ausgebreitet. In dieser Episode stelle ich ihn vor. Literatur: Peter Singer, Leben retten.: Wie sich Armut abschaffen lässt - und warum wir es nicht tun. Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) | |||
13 Sep 2022 | 53 Schwangerschaftsabbruch 2: SKIP-Argumente vs Peter Singer | 00:28:22 | |
Der Ethiker Peter Singer hält Abtreibungen in sehr vielen Fällen für unproblematisch, siehe die letzte Episode. Es gibt aber auch Argumente für den Schutz des menschlichen Embryos oder Fötus. Die bekanntesten vier sind die „SKIP-Argumente“, benannt nach den Anfangsbuchstaben: Spezies, Kontinuität, Identität, Potenzialität. Sie versuchen zu zeigen, dass die Lebensrechte erwachsener Menschen aus bestimmten Gründen auch für die ersten Phasen des menschlichen Lebewesens gelten müssen. In dieser Episode stelle ich alle vier Argumente kurz vor (leider in der falschen Reihenfolge, das ist mir erst nachher aufgefallen…). Außerdem konfrontiere ich sie mit einer Replik (Antwort) aus der Sicht Peter Singers. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) | |||
22 Aug 2022 | 52 Schwangerschaftsabbruch 1: Einführung; Peter Singers Position | 00:24:11 | |
In dieser Episode geht es um ein sehr kontroverses und emotional aufgeladenes Thema: Schwangerschaftsabbrüche. Ich beginne mit einer ganzen Reihe von (notwendigen!) Vorbemerkungen. Danach stelle ich Peter Singers zentralen Gedankengang zum Thema „Abtreibung“ vor. Weitere Aspekte (auch: Gegenargumente) werden in den nächsten Episoden folgen. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) | |||
07 Feb 2025 | 88 Rousseaus Staatstheorie 3: Gesellschaftsvertrag (öffentlicher und privater Kevin) | 00:25:27 | |
Jean-Jacques Rousseau beginnt sein Buch „Vom Gesellschaftsvertrag“ mit folgendem Problem: Wenn wir schon gezwungen sind, in einer Gesellschaft zu leben – wie können wir dann trotzdem möglichst frei sein? Die Lösung des Problems ist ein Gesellschaftsvertrag, in dem sich alle dem „Gemeinwillen“ verpflichten. Warum das die Lösung ist und wie das ungefähr aussehen soll, davon handelt die heutige Episode. Außerdem fragen wir uns, ob es schön ist, Steuern zu zahlen. Literatur Jean-Jacques Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag, NA Stuttgart 2011 Günther Menschen, Rousseau zur Einführung, Hamburg 3. Aufl. 2010 | |||
05 Feb 2023 | 58 Sterbehilfe 3: Singers Position | 00:27:09 | |
Ethik bedeutet für Singer, Interessen abzuwägen. Das Leben von Personen ist zu schützen, weil ihre Interessen daran hängen. Aber wenn eine Person gar keine Interesse mehr hat zu leben – was dann? Singer antwortet: Genau dann hat eine Person auch das Recht zu sterben. Aus dem Utilitarismus folgt, dass alle Formen der Sterbehilfe zumindest in vielen „klaren“ Fällen moralisch erlaubt sind. In der heutigen Episode zeige ich genauer, warum das so ist. Dabei gehen wir auch auf ein BGH-Urteil von 2010 ein, sowie auf das „Dammbruch-Argument“, das häufig gegen eine Legalisierung der Sterbehilfe vorgebracht wird. Literatur: SWR: "Stichtag 25. Juni 2010. BGH entscheidet über Passive Sterbehilfe Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) Peter Singer, Leben und Tod | |||
03 Jun 2024 | 77 Strafzwecktheorien 2/2: Individualprävention, Generalprävention | 00:32:01 | |
Während die Vergeltungstheorie behauptet, dass Strafen ein vergangenes Unrecht sozusagen wieder „ausbügeln“, schauen Präventionstheorien in die Zukunft. Sie wollen – grob gesagt – eine Gesellschaft erreichen, in der weniger Straftaten passieren. Dabei gibt es zwei Grundrichtungen: die Individualprävention und die Generalprävention. Der erste Ansatz behauptet: Die Strafe soll dafür sorgen, dass die einzelne Täterin sich „bessert“, vielleicht sogar in die Gesellschaft zurück integriert wird, Stichwort: Resozialisierung. Der zweite Ansatz behauptet: die Strafe soll „generell“ möglichst viele Menschen davon abhalten, kriminell zu werden, Stichwort: Abschreckung. In der heutigen Episode stelle ich beide Konzepte vor, spiele sie gedanklich durch und ordne sie philosophisch ein. Außerdem überprüfen wir sie natürlich auf Chancen und Grenzen. Literatur: Norbert Hoerster, Muss Strafe sein? | |||
12 Nov 2024 | 84 Was ist Eigentum? | 00:26:29 | |
In der heutigen Episode geht es um ein Unterkapitel der Staatstheorie: Eigentum. Wir fragen uns (natürlich), was Eigentum überhaupt ist, warum es in die Staatstheorie gehört und was die staatstheoretischen Modelle, die ich bisher vorgestellt habe, zum Thema „Eigentum“ sagen. Anschließend stelle ich einige grundlegende philosophische Fragen ans Thema – die Antworten folgen, wie üblich, später. Literatur: Andreas Eckl und Bernd Ludwig (Hrsg.), Was ist Eigentum? Philosophische Positionen von Platon bis Habermas, München 2005 | |||
24 Aug 2023 | 64 Platons Staats-Utopie 1: Grundidee | 00:24:59 | |
Platons Dialog Politeia („Der Staat“) stellt die Frage, wann das Leben gelingt und entwirft dazu eine große angelegte Analogie zwischen der Ordnung im einzelnen Menschen und der Ordnung im Staat. Die drei „Seelenteile“, aus denen der Mensch besteht, entsprechen drei Arten von Menschen im Staat. In dieser Episode zeichne ich die großen Linien von Platons Gedankengang nach. Die konkretere Ausgestaltung seines Staatsmodells (und die Kritik daran) folgt in der nächsten Episode. Literatur: Platon, Der Staat | |||
10 Nov 2021 | 40 Kants Ethik 1: Einführung | 00:21:03 | |
Immanuel Kant war ein bedeutender Vordenker der Aufklärung. Die Aufklärung wollte die Welt durch Vernunft besser machen – und das ist auch Kants Programm für die Ethik. Am Ende muss Moral für ihn auf logischem Denken, auf „absoluter Notwendigkeit“ aufbauen. In dieser Episode erkläre ich, warum Kants Texte so notorisch schwierig sind und warum wir sie trotzdem lesen sollten. Zuletzt gebe ich einen kurzen Gesamtüberblick über seine Argumentation, als Hilfestellung für die nächsten Episoden. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) Immanuel Kant, Was ist Aufklärung?: Ausgewählte Kleine Schriften (Philosophische Bibliothek 512) | |||
11 Apr 2022 | 48 Eine Runde Mitleid: Exkurs zur Ethik Arthur Schopenhauers | 00:24:08 | |
Im Zentrum von Arthur Schopenhauers Ethik steht ein Gefühl: Das Mitleid. Über die Theorie der Moral zu fachsimpeln ist Schopenhauer zu wenig: Wir müssen Menschen auch dazu kriegen, moralisch zu handeln. Und das, sagt er, funktioniert nur über Gefühle. In dieser Episode skizziere ich kurz, was mit „Mitleid“ gemeint ist und diskutiere Vorteile und Nachteile dieser Ethik. Literatur: Arthur Schopenhauer, Die beiden Grundprobleme der Ethik: Über die Freiheit des menschlichen Willens: Kleinere Schriften II | |||
09 Dec 2023 | 68 Aristoteles‘ Staatstheorie 3: Chancen und Probleme | 00:27:15 | |
Der antike Philosoph Aristoteles will die staatliche Ordnung aus der Natur des Menschen begründen: Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und braucht die organisierte Gemeinschaft, um ein gutes Leben zu führen. Diesen Gedanken habe ich in den letzten zwei Episoden ausgebreitet. Heute betrachten wir ihn sozusagen von außen und konzentrieren uns auf Chancen und Probleme. Literatur: Aristoteles, Politik Christoph Rapp, Aristoteles zur Einführung Michael Sandel, What's the right thing to do? (Vorlesungen online) Michael Sandel, Gerechtigkeit: Wie wir das Richtige tun (Buch) Manuel Schmid und Stephan Jütte: Ausgeglaubt , "Glaubenskritik: Eure Fragen, unsere Antworten Teil 2" | |||
22 Apr 2025 | 92 Was ist politische Freiheit? Locke vs Rousseau | 00:29:54 | |
"Freiheit" scheint wahnsinnig wichtig zu sein – gerade auch für unser Leben im Staat. Aber was genau heißt "Freiheit" eigentlich? Um diese Grundfrage geht es in der heutigen Episode. Ich wiederhole die Arbeitsdefinition von "Handlungsfreiheit" aus Episode 16 und entwickele daraus zwei unterschiedliche Arten von "Freiheit". So gibt es auch zwei unterschiedliche Freiheits-Verständnisse in der Staatstheorie: einmal bei John Locke und einmal bei Jean-Jacques Rousseau. Ich stelle beide Freiheitsbegriffe gegenüber. Als Beispiele beschäftigen wir uns kurz mit der Corona-Pandemie und mit der Klimakrise. | |||
20 Jul 2022 | 51 Tierethik ¬– der lange Abschied vom Steak | 00:25:58 | |
Ethik bedeutet für Peter Singer, dass gleiche Interessen auch gleiches Gewicht haben müssen. Wenn das stimmt, dann ist unsere Fleischproduktion ein massives Unrecht: Tiere wollen genauso wenig gequält werden wie wir. Wenn wir ihre Interessen einfach übersehen, sind wir: „Speziesisten“. Was es damit auf sich hat, erkläre ich in dieser Episode zur angewandten Ethik. Als Gegenposition ziehen wir Immanuel Kant heran. Seine Ethik räumt Tieren tendenziell deutlich weniger Rechte ein als Menschen. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) Peter Singer, Animal Liberation. Befreiung der Tiere Carl Cohen, "Warum Tiere keine Rechte haben", in: Ursula Wolf, Texte zur Tierethik Norbert Hoerster, Haben Tiere eine Würde? | |||
06 May 2022 | 49: Allgemeine Ethik – eine viel zu kurze Zusammenfassung | 00:24:36 | |
In dieser Episode fasse ich die letzten 20 Einheiten zur Ethik zusammen und gehe abschließend nochmals auf Stärken und Schwächen aller behandelten Positionen ein: Kulturrelativismus, Aristoteles, Bentham, Kant, Schopenhauer. Literatur: Michael Quante, Einführung in die allgemeine Ethik | |||
09 Dec 2024 | 85 Woher kommt Eigentum? John Locke über ursprüngliche Aneignung | 00:30:20 | |
Wenn Menschen „Eigentum“ haben, dann dürfen sie darüber bestimmen, was mit diesem Eigentum passiert (siehe letzte Episode). Aber warum darf überhaupt irgend jemand Eigentum haben? Angenommen, wir stranden auf einer unberührten Insel – wem gehört dann alles das, was auf dieser Insel ist? Wer darf darüber bestimmen? Alle gleichzeitig? Oder niemand? Mit dieser Frage hat sich John Locke ausführlich beschäftigt. In der heutigen Episode stelle ich seine Konzeption der ursprünglichen Aneignung vor. Wir betrachten die einzelnen Schritte von Lockes Argumentation und ordnen dieses Konzept nachher kritisch ein. Außerdem geht es um Tomatensaft. Literatur: John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, Frankfurt/M. 1977 Walter Euchner: John Locke zur Einführung, Hamburg 2011 Andreas Eckl und Bernd Ludwig (Hrsg.), Was ist Eigentum? Philosophische Positionen von Platon bis Habermas, München 2005 Robert Nozick, Anarchie, Staat, Utopia, München 2011 | |||
19 Oct 2021 | 28 Karl Marx: Arbeit, Selbstverwirklichung, Entfremdung | 00:26:59 | |
Wohin gehört Arbeit eigentlich auf der Skala zwischen Glück und Unglück? Für Marx ist Arbeit das, was den Menschen überhaupt zum Menschen macht. Und in der Praxis ist sie genau das, was sein Glück verhindert. In dieser Episode befassen wir uns mit der tiefen Tragik, die für Marx hinter dem Begriff „Arbeit“ steckt – aber auch mit einigen Lichtblicken. Literatur: Karl Marx, Ökonomisch-Philosophische Manuskripte: Kommentar (Suhrkamp Studienbibliothek, 15) Michael Quante, Der unversöhnte Marx: Die Welt in Aufruhr | |||
24 Oct 2024 | Harry G. Frankfurt: „Bullshit“ (US-Wahl-Special mit Daniel Brockmeier) | 01:44:41 | |
„Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, dass es so viel Bullshit gibt.“ Das ist jedenfalls die These von Harry G. Frankfurts Buch über „Bullshit“. In Medien, Werbung, PR und vor allem in der Politik rollt eine unaufhaltsame Welle von Bullshit auf uns zu, nicht zuletzt im US-Wahlkampf, der gerade in die Endphase tritt. Aber was genau ist Bullshit? Warum ist er gefährlich und warum gibt es so viel davon? Darum geht es in der heutigen Episode. Für meine allererste Duo-/Crossover-Folge habe ich mich mit Daniel Brockmeier zusammengetan, um mir einen Überblick über das Bullshit-Feld zu verschaffen. Quellen Harry G. Frankfurt, Bullshit, Frankfurt/M. 2015 Daniel Brockmeier, Privatsprache: Philosophie (Podcast) über Steve Bannon, "Flooding the floor with shit": Sophistische Widerlegungen 8 Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, „Bullshit“ Max Black, The Prevalence of Humbug and Other Essays, New York und London 1983 60 Minutes, Statement zu Trumps Verweigerung eines Interviews Boeing, Statement Harry G. Frankfurt: “Donald Trump Is BS, Says Expert in BS”, in: Time 05.05. 2016 Trump bei der Präsidentschaftsdebatte (Video) Springfield pet-eating hoax (Wikipedia) ZAPP Das Medienmagazin: „Weidel, Söder, Merz: Die Populismus-Falle enthüllt“ (Video) Sarah Wagenknechts Aussagen über den Ukraine-Krieg: Deutschlandfunk Wagenknecht im Duell mit Weidel (Video) Harry G. Frankfurt, Ergänzungen zum Thema "Bullshit" (Video) CNN: Florida student Emma Gonzalez to lawmakers and gun advocates: ‘We call BS’, Transcript der Rede von X [ehem. Emma] Gonzalez (Link), O-Ton (Video) Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache: „Schwurbeln“ (Link) Fabian Maysenhölder, "Esoterik" (Secta-Podcast #29) | |||
25 May 2023 | 63 Staatstheorie: Einführung | 00:27:24 | |
In dieser Episode schlagen wir ein neues Kapitel auf: Staatstheorie. Zuerst gehe ich der Frage nach, was ein „Staat“ überhaupt ist. Danach zeige ich, das Staatstheorien sehr stark von den Menschenbildern abhängen, die wir vertreten (vgl. dazu die erste Einheit über „Natur und Kultur“, Episode 2–6) und gebe einen kleinen Überblick über die ganz allgemeinen Grundfragen der Staatstheorie. Literatur: Christoph Horn, Einführung in die politische Philosophie | |||
09 Oct 2024 | 83 (Vortrag) Kant rettet die Welt: In drei Schritten zum ewigen Frieden | 00:39:56 | |
+++ Neuausgabe mit überarbeiteter Tonqualität +++ In der Staatstheorie geht es um die Frage, wie Menschen miteinander leben sollen. Es geht aber auch, sozusagen eine Ebene „höher“, darum, wie Staaten miteinander leben können. Genau das ist das Thema von Kants Schrift „Zum Ewigen Frieden“, einem kleinen, aber visionären Buch von 1795. Über dieses Buch habe ich im Sommer 2024 einen Vortrag gehalten und den größten Teil dieses Vortrags präsentiere ich in der heutigen Episode. Kant hat sich nichts geringeres vorgenommen als den Weltfrieden. Seine drei „Definitivartikel“ zeichnen konkrete Schritte in diese Richtung. Ich leite sie schrittweise aus der Theorie des Gesellschaftsvertrags her und überprüfe sie auf Chancen und Grenzen. Literatur: Immanuel Kant, Zum Ewigen Frieden, NA Stuttgart 1984 Otfried Höffe, Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, München 1999 | |||
21 Oct 2022 | 54 Schwangerschaftsabbruch 3:Thomsons kranker Geiger | 00:25:32 | |
In den bisherigen Episoden zum Thema Abtreibung haben wir uns vor allem mit der Frage beschäftigt, ob ein menschlicher Fötus dieselben Lebensrechte hat wie ein erwachsener Mensch. Wenn ja, dann schien das ja dagegen zu sprechen, dass Schwangerschaften abgebrochen werden dürfen – oder? Judith Jarvis Thomson hat in ihrem wegweisenden Aufsatz „A Defense of Abortion“ gegen diesen Zusammenhang argumentiert: Ihr zufolge begründet kein noch so klares Recht auf Leben das Recht auf den Körper einer anderen Person. Literatur: Judith Jarvis Thomson, "A Defense of Abortion", in: Philosophy and Public Affairs 1/1 (1971), S. 47–66 | |||
06 Sep 2023 | 65 Platons Staats-Utopie 2: Stabilität und Totalitarismus, Poppers Platon-Kritik | 00:34:00 | |
In Platons Ideal-Staat sollen die Philosophinnen und Philosophen herrschen. Warum das so ist, habe ich in der letzten Episode erklärt. Heute geht es darum, wie das konkret funktionieren soll: Wie stellen wir sicher, dass diese Leute auch wirklich im Interesse der Bevölkerung handeln? Damit dieser Staat funktioniert, muss er bis in die Gedanken der Bürger hinein regieren. Dem Philosophen Karl Popper kam diese Idee im 20. Jahrhundert verdächtig bekannt vor und er hat sie als „Totalitarismus“ kritisiert. Diese Kritik breite ich in der heutigen Episode aus und ziehe ein abschließendes Fazit zum Staatsmodell in Platons Politeia. Literatur Platon, Der Staat Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde | |||
19 Oct 2021 | 31 Ethik (Einführung 3/3): Gesetz versus Ethik versus Religion | 00:24:14 | |
In der Ethik geht es darum zu begründen, was wir tun sollen. Diese Frage stellen sich aber nicht nur Philosophinnen, sondern auch das Gesetz. Und auch in den Religionen geht es darum, wie Menschen sich verhalten sollten. Ist das alles auch Ethik?
In dieser Episode versuche ich, Ethik vom staatlichen Recht und Gesetz abzugrenzen und zeige, wie schwierig es ist, Moral durch Glauben zu begründen. | |||
30 Apr 2023 | 62 Das Prinzip Verantwortung: Klimaethik (und Technikethik) mit Hans Jonas | 00:26:55 | |
Die moderne Technik führt dazu, dass unser Handeln massive Folgen für die Menschen Jahrhunderte in der Zukunft haben kann. Beispiele dafür sind die Klimakrise oder auch die Risiken der Atomkraft. Hans Jonas war überzeugt, dass die traditionelle Ethik mit diesem Problem überfordert ist – damit meint er insbesondere Immanuel Kant und den kategorischen Imperativ. In der heutigen Episode zeige ich, worin für Jonas das ethische Problem besteht und wie er es lösen will. Zuletzt ordne ich auch seine Position kritisch ein. Literatur: Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung | |||
19 Oct 2021 | 30 Ethik (Einführung 2/3): naturalistischer und genetischer Fehlschluss | 00:26:52 | |
In der letzten Episode ging es darum, wie man ethisch argumentiert. Heute geht es dagegen darum, wie man es besser NICHT macht: Ich erkläre den naturalistischen und den genetischen Fehlschluss. Beides sind beliebte und häufige Fehler in der Alltagsethik, mit ein wenig ethischem Hintergrundwissen sind sie aber leicht zu vermeiden. | |||
21 Apr 2024 | 75 Thomas Hobbes‘ Staatstheorie 4: Übersicht und Kritik | 00:32:41 | |
Thomas Hobbes hat eine sehr gründlich durchdachte Staatstheorie vorgelegt: Den ständigen Konflikt im Naturzustand kann man nur mit einer starken, autoritären Regierung auflösen. Behauptet Hobbes jedenfalls. In der heutigen Episode fasse ich diesen Entwurf nochmal in aller Kürze zusammen, vom Menschenbild bis zum Gesellschaftszustand. Im Anschluss betrachte ich Stärken und Schwächen von Hobbes‘ Modell. Literatur: Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung | |||
04 Jan 2024 | 69 Vertragstheorien 1: Zurück auf der Insel | 00:21:18 | |
Wozu brauchen wir überhaupt den Staat? Um das zu beantworten, können wir uns vielleicht vorstellen, wie es wäre, wenn es keinen Staat gäbe. Wie würde das Leben aussehen und was würde uns fehlen? In dieser Episode skizziere ich ein Gedankenexperiment zu dieser Frage. Wir stoßen dabei auf den „Naturzustand“ und den „Gesellschaftsvertrag“, ein zentrales Denkmodell für die Staatstheorie der Neuzeit. Literatur: Christoph Horn, Einführung in die politische Philosophie | |||
20 Nov 2021 | 41 Kants Ethik 2: Batman und der gute Wille | 00:22:46 | |
Was ist eine absolut sichere Grundlage der Moral? Immanuel Kant behauptet: Es zählt der „gute Wille“. Nur die Absichten können eine Handlung gut machen. Und alles andere – Charaktereigenschaften, Glück oder die Konsequenzen unserer Handlungen – sind nur „eingeschränkt“ gut. Und zwar eingeschränkt durch den Willen, der jeweils dahinter steht. In dieser Episode schlagen wir uns Stück für Stück durch Kants Text-Dickicht und entdecken dabei seine Abrechnung mit Aristoteles und Bentham. Und um alles etwas anschaulicher zu machen, ist dieses Mal Batman zu Gast. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
19 Oct 2021 | 38 Stärken und Schwächen von Benthams Ethik: Utilitarismus 3 | 00:28:19 | |
Die utilitaristische Ethik hat viele Stärken: Sie kann auf Anhieb überzeugen, klingt fair und hat auf alles eine Antwort. Aber wo Licht ist, ist immer auch Schatten. In dieser Episode diskutiere ich neben den Vorteilen von Benthams Nutzenkalkül (vgl. Episode #36) auch einige Einwände und Schwierigkeiten dieser Ethik. | |||
24 Sep 2024 | 82 Mauerschützen vor Gericht: Naturrecht und Positives Recht | 00:22:47 | |
In der heutigen Episode beleuchte ich den Fall der „Mauerschützen“. An der innerdeutschen Grenze kamen zwischen 1961 und 1989 mehrere Hundert Menschen ums Leben, die aus der DDR in den Westen fliehen wollten. Nach der Wiedervereinigung hat man einigen Grenzsoldaten und ihren Vorgesetzten den Prozess gemacht. Aber ist das fair? Dürfen wir Menschen bestrafen, die sich einfach an das Gesetz gehalten haben, das es „damals“ gab? Müssen wir das sogar? Um dieses Problem geht es in der heutigen Episode. Dabei stoßen wir auf zwei Grundrichtungen der Rechtsphilosophie: Naturrecht und Positives Recht (Rechtspositivismus). Philosophische Rückendeckung finden wir dazu einerseits bei John Locke (Episoden 78–81), andererseits bei Thomas Hobbes (Episoden 72–75). | |||
19 Oct 2021 | 34 Aristoteles: Ethik für Handwerker | 00:28:21 | |
Richtig Handeln heißt für Aristoteles: angemessen Handeln. Es geht darum, das richtige „Maß“ zu finden, das immer zwischen zwei (falschen) Extremen liegt. Warum das so ist und wie das in etwa funktionieren soll, erkläre ich in dieser Episode. Literatur: Aristoteles, Nikomachische Ethik Otfried Höffe, Aristoteles (Beck Paperback 535) | |||
09 Nov 2023 | 67 Aristoteles‘ Staatstheorie 2: Die Schwarmintelligenz und die Verteilung des Reichtums | 00:29:18 | |
Der Staat ist dafür zuständig, dass Menschen ein „gutes“ Leben führen – das war die Grundidee in Aristoteles‘ politischer Philosophie. Aber wie muss der Staat eingerichtet sein, damit das auch klappt? Darum geht es in der heutigen Episode. Aristoteles erklärt, dass die Verteilung des Eigentums eine ganz entscheidende Rolle für den Zusammenhalt in der Gesellschaft spielt. Außerdem vergleiche ich Aristoteles‘ Staatstheorie mit dem Konzept seines Lehrers Platon und mit den Kerngedanken seiner Ethik. Literatur: Aristoteles: Politik | |||
05 Feb 2024 | 71 Anarchie: stressfrei ohne Regierung? | 00:23:43 | |
Wenn der Mensch ohne Staat gut klarkommt, dann wäre es eigentlich besser, auf Staat, Herrschaft und so weiter ganz zu verzichten. Das ist jedenfalls die Überzeugung von Anarchisten wie Michail Bakunin und Peter Kropotkin. In dieser Episode werde ich das (optimistische) Menschenbild hinter dieser Theorie zunächst verteidigen. Wenn wir das Modell konsequent durchspielen, stoßen wir aber trotzdem auf ziemlich große Schwierigkeiten. Literatur: Christoph Horn, Einführung in die politische Philosophie, Darmstadt 2012 | |||
26 Dec 2022 | 56 Sterbehilfe 1: Einführung | 00:28:32 | |
Wenn ein Mensch extrem leidet – hat er dann ein Recht zu sterben? Und wenn ja: Hat er ein Recht darauf, dabei Hilfe zu bekommen? Mit diesen Fragen starte ich eine Mini-Reihe zur Sterbehilfe. In der heutigen Episode fasse ich die rechtliche Situation in Deutschland kurz zusammen und zeige die dahinter liegenden moralischen Probleme auf. Ethische Antwortversuche folgen dann in den nächsten Episoden. Literatur: Dialika Neufeld, Herr Engel beschließt zu sterben, in: Der SPIEGEL 8.9. 2016 Ralf J. Jox, Sterbehilfe (Bundeszentrale für politische Bildung 2018) Thomas Schramme, Sterbehilfe (Vorlesung Uni Hamburg 2010) Thomas Schramme, Bioethik, Frankurt/M. 2002 | |||
13 May 2024 | 76 Strafzwecktheorien 1/2: Übersicht, Vergeltungstheorien | 00:27:37 | |
Staaten machen nicht nur Gesetze, sondern sie bestrafen auch Leute, die sich nicht an Gesetze halten. Aber warum eigentlich? Was genau ist der Zweck von Strafen? Zu dieser Frage unternehmen wir einen kleinen Exkurs. In der heutigen Episode gebe ich eine Übersicht über drei Strafzwecktheorien und diskutiere eine davon: die Vergeltungstheorie. Die anderen beiden Ansätze – Individualprävention und Generalprävention – folgen in der nächsten Episode. Literatur: Norbert Hoerster, Muss Strafe sein?, München 2012 | |||
09 Dec 2021 | 42 Kants Ethik 3: Pflicht und Neigung | 00:24:05 | |
In der vergangenen Episode hat Kant uns erklärt, dass nur unsere Absichten moralisch entscheidend sind: Eine Handlung ist gut, wenn der Wille gut ist. Wann aber ist ein Wille „gut“? Darum geht es in der heutigen Episode. Für Kant gibt es nur zwei Dinge, die unseren Willen bestimmen können: Pflicht und Neigung. In diese Unterscheidung führe ich mithilfe von Kants eigenen Beispielen ein. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
19 Aug 2024 | 80 John Lockes Staatstheorie 3: Gesellschaftszustand (We the people) | 00:29:45 | |
Der Staat hat laut John Locke eine klare Aufgabe: Er soll die Freiheit und das Eigentum der einzelnen Menschen schützen. „Klare Aufgabe“ heißt: Es gibt durchaus Dinge, für die der Staat ausdrücklich nichtzuständig ist. Laut Locke haben die Bürger:innen sogar ein Widerstandsrecht, wenn der Staat übergriffig wird. Warum das so ist, erkläre ich in der heutigen Episode. Wir spüren Lockes Ideen in der US-Verfassung auf, aber auch im deutschen Grundgesetz. Literatur: John Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung Walter Euchner, John Locke zur Einführung | |||
05 Apr 2025 | 91 Vertragstheorien: eine viel zu kurze Zusammenfassung | 00:29:05 | |
Nach über 20 Podcast-Episoden zum Thema „Gesellschaftsvertrag“ ist es Zeit für einen kleinen Überblick. Ich fasse die Theorien von Hobbes, Locke und Rousseau nochmal in kurzen Steckbriefen zusammen: Wie ist der Mensch? Was ist gut für ihn und wozu braucht er den Staat? Was bedeutet Freiheit? Und wie sollte Macht verteilt werden? Nebenbei wiederholen wir auch die Grundidee der Anarchie, sowie Immanuel Kants Friedenskonzeption. Literatur: Christoph Horn, Einführung in die politische Philosophie, Darmstadt 2012 | |||
07 Dec 2022 | 55 Peter Singer über Infantizid | 00:28:30 | |
Welches Lebensrecht haben eigentlich Neugeborene? Was sollen wir mit Kindern tun, die so schwer geschädigt auf die Welt kommen, dass sie ohnehin schlechte Lebenschancen haben? Mit diesen Fragen hat sich Peter Singer sehr eingehend beschäftigt. In der heutigen Episode zur angewandten Ethik stelle ich seine Argumentation kurz vor und ordne sie kritisch ein. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) Peter Singer, Leben und Tod | |||
19 Feb 2024 | 72 Thomas Hobbes‘ Staatstheorie 1: Naturzustand (Eine Rundtour durch die Endzeit) | 00:27:09 | |
Thomas Hobbes, Klassiker der neuzeitlichen Vertragstheorie, hatte eine ziemlich düstere Vision für das Leben ohne Staat: Im Naturzustand kämpfen alle Menschen gleichzeitig um ihr Überleben und befinden sich damit automatisch in einem Krieg, den „Jeder gegen Jeden“ führt. In dieser Episode rekonstruiere ich die Argumentation hinter dieser These. Zum Schluss gibt es ein paar sehr ungemütliche Filmtipps. Literatur: Wolfgang Kersting, Thomas Hobbes zur Einführung | |||
23 Mar 2023 | 60 Die Flüchtlingskrise von 2015/16: Ein philosophischer Rückblick | 00:29:16 | |
Über Migration und Asylpolitik ist in den letzten Jahren in Deutschland ziemlich heftig gestritten worden. Auslöser war die sog. Flüchtlingskrise von 2015/16, als über eine Million Menschen innerhalb kurzer Zeit nach Deutschland gekommen sind, in Hoffnung auf ein besseres Leben. Die Fragen lauten seitdem: Wen sollten wir aufnehmen und wen nicht? Wie groß sind überhaupt unsere „Kapazitäten?“ Die Deutsche Gesellschaft für Analytische Philosophie hat bereits im Krisenjahr einen Aufsatzwettbewerb zu genau diesem Thema ausgeschrieben. Herausgekommen ist ein Sammelband mit sehr unterschiedlichen Texten. Vier davon stelle ich in der heutigen Episode vor. Literatur: Thomas Grundmann und Achim Stephan (Hrsg.), Welche und wie viele Flüchtlinge sollten wir aufnehmen?, Stuttgart 2016 | |||
25 Mar 2022 | 47 Wieviel Menschenwürde darf’s denn sein? Kants Menschheitszweckformel in der Kritik | 00:28:41 | |
Immanuel Kants Begründung für die Menschenwürde hat gleich zwei Vorteile: Sie ist philosophisch genau durchdacht und macht gleichzeitig ziemlich konkrete Vorgaben für die Praxis. Wenn sie wirklich funktioniert, dann ermöglicht sie uns ein Leben in Frieden und Freiheit. Aber wie weit trägt dieses Konzept eigentlich? Haben überhaupt genügend Leute Würde, wenn wir Kant folgen? Oder vielleicht sogar zu viele? (CN Gewalt) In dieser Episode diskutiere ich unter anderem den Fall „Jakob von Metzler“ von 2002: Durfte die Polizei einem Menschen Folter androhen, um ein Menschenleben zu retten? Der Fall geht unter die Haut – und verlangt uns ethisch wirklich alles ab. Literatur: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) [Film:] Der Fall Jakob von Metzler Ferdinand v. Schirach, Die Würde ist antastbar Alice Lasters, Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten | |||
08 Jan 2023 | 57 Sterbehilfe 2: Kants Position | 00:28:58 | |
Sterbehilfe zu leisten bedeutet, jemanden zu töten, um ihm / ihr zu helfen. In der Ethik Immanuel Kants ist das Helfen einerseits geboten, das Töten andererseits verboten. Diese beiden Regeln sind für ihn aber nicht gleichwertig. Aus der inneren Logik des kategorischen Imperativs folgt, dass Kant Sterbehilfe grundsätzlich ablehnen würde. In der heutigen Episode lernen wir seine Argumentation dazu in verschiedenen Varianten kennen. Literatur: Thomas Schramme, Bioethik, Frankfurt/M. 2002 Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Suhrkamp Studienbibliothek) | |||
24 Oct 2021 | 39 Exkurs zur Begründung des Nutzenkalküls und zu John Stuart Mill: Utilitarismus 4 | 00:27:18 | |
Glück und Schmerzen zusammenzählen – so einfach stellt sich der Utilitarismus die Ethik vor. Aber ist das wirklich so einleuchtend? In dieser Episode gehe ich der Frage nach, wie gut die Argumente sind, die den Utilitarismus begründen sollen. Außerdem lernen wir John Stuart Mill kennen, der versucht hat, Benthams Modell weiterzuentwickeln. Laut Mill kommt es nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Qualität des Glücks an. Ich skizziere Mills Grundideen und die Grenzen seines Versuchs. Literatur: Peter Singer, Praktische Ethik (Reclams Universal-Bibliothek) John Stuart Mill, Utilitarianism /Der Utilitarismus (Reclams Universal-Bibliothek) |